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Bergsteiger Die Paten - Berühmte Bergsteiger und ihre Wege (Vorschau)

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die Schluchten. Äste <strong>und</strong> dünne Baumstämme<br />

krallen sich zwischen Gesteinsbrocken<br />

fest; umsonst. Der Ötscherbach reißt alles<br />

mit, was die Lawinen im Winter in seinem<br />

Bett liegen gelassen haben: ein gewaltiger<br />

Frühjahrsputz.<br />

Im Hochsommer bleibt nur noch ein sanft<br />

plätscherndes Bächlein übrig – »außer, man<br />

hilft nach«. Richard Meyer schmunzelt, wartet,<br />

bis die Neugierde bei seinen Zuhörern<br />

geweckt ist. Dann erzählt er die Geschichte<br />

vom Hotelier, der die Touristen an der Nase<br />

herum führte: »Ihm gehörte das Gebiet um<br />

den Lassingfall. Wer den Wasserfall sehen<br />

wollte, der musste Eintritt bezahlen. Wenn<br />

die Bezahlung besonders gut ausgefallen ist,<br />

hat der Hotelier das Wasser heimlich aufgestaut<br />

<strong>und</strong> es dann auch noch im Hochsommer<br />

spektakulär rauschen lassen.«<br />

Strom für die Touristenbahn<br />

Vor gut 100 Jahren zapfte der Mensch eine<br />

weitere Kraftquelle des Berges an. Das<br />

Wasser der Erlauf, die sich in Jahrmillionen<br />

durch den Kalkstein der Hinteren Tormäuer<br />

gearbeitet hat, wurde für ein Elektrizitäts-<br />

Kraftwerk aufgestaut. Jenes wiederum versorgt<br />

die 1907 gebaute Mariazellerbahn,<br />

welche die Touristen von St. Pölten in die<br />

Region bringt, mit Strom. An die Stelle der<br />

Klause, an der man früher das Wasser zur<br />

Trift aufgestaut hatte, trat eine Staumauer:<br />

Der so entstandene Erlaufstausee gleicht<br />

einer Fjordlandschaft. Als die Landesregierung<br />

in den 1970er-Jahren Pläne zu einem<br />

dritten Staudamm schmiedete, rebellierten<br />

die Naturschützer. Den Staudamm bei<br />

Trübenbach konnten sie verhindern <strong>und</strong><br />

gaben den Anstoß, einen Naturpark r<strong>und</strong><br />

um den Ötscher zu gründen. Inzwischen ist<br />

der Naturpark Ötscher-Tormäuer mit 170<br />

Quadratkilometern der größte Naturpark<br />

in Niederösterreich. Und nicht nur in den<br />

Gräben sind die Wanderer unterwegs, sondern<br />

auch am Ötscher selbst. Der grausame<br />

Riese von einst ist gezähmt. Er empfängt<br />

seinen Besuch nun mit Wasserrauschen<br />

<strong>und</strong> einem Strauß wilder Alpenblumen. ◀<br />

TOUREN<br />

Zurück geht es mit der Mariazellerbahn.<br />

Wandern im alpinen Mostviertel<br />

Durch Gräben <strong>und</strong> Schluchten, durch dichte Wälder <strong>und</strong> über felsige Grate führen die<br />

Touren im alpinen Teil des Mostviertels. Wir stellen die fünf schönsten vor.<br />

1 Ötscher (1893 m)<br />

▶ schwierig 11 Std.<br />

1730 Hm +16 J.<br />

Charakter: Der schönste Aufstieg auf<br />

den höchsten Berg im Mostviertel<br />

verläuft über die Ötschergräben im<br />

Süden <strong>und</strong> den Rauen Kamm. Allerdings<br />

ist die Tour konditionell sehr<br />

anstrengend <strong>und</strong> der Raue Kamm hat<br />

leichte Kletterstellen; mit Übernachtung<br />

auf dem Ötscher Schutzhaus als<br />

Zweitagetour empfehlenswert<br />

Ausgangspunkt: Wienerbruck,<br />

Lassingfallstuben (796 m)<br />

Einkehr: Ötscherhias (712 m),<br />

Ötscher Schutzhaus (1418 m)<br />

Route: Wienerbruck – Stierwaschboden<br />

(622 m) – Ötschergräben<br />

– Ötscherhias – Mirafälle – Jägerherz<br />

– Geldloch – Taubenloch – Rauer<br />

Kamm – Ötschergipfel – Ötscher<br />

Schutzhaus – Riffelsattel (1283 m) –<br />

Ötschergräben – Wienerbruck<br />

2 Ötschergräben<br />

Route: Wienerbruck – Lassingfall<br />

– Stierwaschboden (622 m)<br />

– Ötscherhias – Mirafälle (700 m)<br />

– Ötscherhias – Forsthaus Hagen<br />

(833 m) – Erlaufstausee (777 m) –<br />

Erlaufklause (814 m) – zurück mit<br />

der Mariazellerbahn (Fahrplan unter<br />

www.mariazellerbahn.at)<br />

3 Tirolerkogel (1377 m)<br />

▶ leicht 2½ Std.<br />

400 Hm +6 J.<br />

Charakter: <strong>Die</strong> einfache, kurze<br />

Wanderung auf den Hausberg von<br />

Annaberg kann mit einer Schleife<br />

übers Dachsental in die wildromantische<br />

Falkenschlucht noch verlängert<br />

werden (plus 500 Hm <strong>und</strong> 3 Std.).<br />

Ausgangspunkt: Annaberg (976 m)<br />

Einkehr: Annaberger Haus am Tirolerkogel<br />

(1377 m)<br />

Route: Annaberg – Am Gscheid<br />

– Tirolerkogel – Jagdhütte bei der<br />

Ebenbaueralm (1080 m) – Am<br />

Gscheid – Annaberg<br />

mit seinen ausgedehnten Buchenwäldern.<br />

Ausgangspunkt: Kernhof (690 m)<br />

Einkehr: Göllerhaus (1440 m)<br />

Route: Kernhof – Waldhüttsattel<br />

(1266 m) – Göllerhaus – Kl. Göller<br />

(1673 m) – Göller – zurück auf dem<br />

gleichen Weg oder über den Göllergraben<br />

nach Oberknollenhals <strong>und</strong> per<br />

Autostopp zurück zum Ausgangspunkt<br />

5 Gippel (1669 m)<br />

▶ mittel 6 Std.<br />

1120 Hm +10 J.<br />

Charakter: Der Nachbargipfel des<br />

Göller ist zwar etwas niedriger, doch<br />

die Aussicht auf der R<strong>und</strong>tour – meist<br />

am Grat entlang – steht ihm in nichts<br />

nach.<br />

Ausgangspunkt: Kernhof (690 m)<br />

Einkehr: Gippelalm, Hofalm (bew.<br />

Mai bis September)<br />

Route: Kernhof – Waldhüttsattel<br />

(1266 m) – Querung unterhalb<br />

Schnalzstein (1546 m) oder Abstecher<br />

zur Hofalm (1480 m) – Gamsmauer<br />

(1401 m) – Gippel (1669 m) –<br />

Gippeltörl (1526 m) – evtl. Abstecher<br />

zur Gippelalm (1500 m) – Treibsteig –<br />

Reintaleralm – Hinterbichler – Kernhof<br />

▶ leicht 3 Std.<br />

220 Hm +6 J.<br />

4 Göller (1766 m)<br />

Charakter: Der Klassiker unter den<br />

Wanderungen r<strong>und</strong> um den Ötscher<br />

wartet vor allem im Frühjahr mit einer<br />

außergewöhnlichen Flora <strong>und</strong> beeindruckenden<br />

Wassermassen auf.<br />

Ausgangspunkt: Wienerbruck (800 m)<br />

Einkehr: Ötscherhias (712 m),<br />

Lassingfallstuben (796 m)<br />

▶ mittel 6 Std.<br />

1070 Hm +10 J.<br />

Charakter: Auf schönen Waldwegen,<br />

über Almwiesen <strong>und</strong> durch<br />

Latschenfelder hinauf zum herrlichen<br />

Aussichtsgipfel im südöstlichen<br />

Mostviertel. Als Abstiegsvariante<br />

empfi ehlt sich der Göllergraben<br />

■ = leicht ■ = mittelschwer ■ = schwierig<br />

06⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 43

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