Bergsteiger Die Paten - Berühmte Bergsteiger und ihre Wege (Vorschau)
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Jedes Jahr am<br />
10. August feiern<br />
Gläubige an der<br />
Wallfahrtskirche<br />
am Fuße des Monte<br />
Fantono einen Gottesdienst<br />
zu Ehren<br />
des Heiligen Besso.<br />
Der Fels ragt mehr als 50 Meter<br />
aus dem Almboden <strong>und</strong><br />
sieht aus wie ein von einem<br />
Riesen eingepflanzter Menhir.<br />
Kein W<strong>und</strong>er, dass sich an<br />
diesem übernatürlich wirkenden Ort ein<br />
Heiligenkult entwickelt hat. In der Abgeschiedenheit<br />
des piemontesischen Teils<br />
des Gran-Paradiso-Nationalparks hat sich<br />
der archaische Brauch zu Ehren von San<br />
Besso bis in die Jetztzeit gehalten – eine<br />
Besonderheit, die selbst Wissenschaftler<br />
beschäftigt. Und kaum einer außerhalb des<br />
Soana-Tales weiß vom Santuario San Besso,<br />
der Wallfahrtskirche des Heiligen Besso, zu<br />
der jedes Jahr im August H<strong>und</strong>erte Gläubige<br />
pilgern. Für den Wanderer mutet es wie<br />
eine Reise in vergangene Jahrh<strong>und</strong>erte an.<br />
des Gran Paradiso<br />
Foto: Bernd Ritschel<br />
Werner Bätzing, 63, ist<br />
Geografi e-Professor an der Universität<br />
Erlangen-Nürnberg <strong>und</strong><br />
forscht seit mehr als 30 Jahren<br />
über die Kulturlandschaft in den<br />
Alpen. Exklusiv für den <strong>Bergsteiger</strong><br />
berichtet er über den kaum<br />
begangenen südlichen Teil des<br />
Gran-Paradiso-Nationalparks.<br />
Foto: Uli Ertle<br />
Phänomen für Religionssoziologen<br />
Überall im Alpenraum gibt es im Almbereich<br />
in Höhen um 2000 Meter Wallfahrtsorte<br />
mit regionaler Bedeutung, bei denen man<br />
einmal im Jahr mit Gottesdiensten <strong>und</strong> Prozessionen<br />
an bestimmte religiöse Erlebnisse<br />
von Hirten <strong>und</strong> Heiligen erinnert; wobei es<br />
oft eine enge Verbindung zu Naturphänomenen<br />
gibt, die sich an solchen Orten finden.<br />
Das Santuario San Besso im obersten<br />
Soana-Tal im Gebiet des Nationalparks Gran<br />
Paradiso ist ein solch typischer Wallfahrtsort:<br />
Er liegt abseits der Straßen in 2019 Meter<br />
Höhe, ist nur zu Fuß zu erreichen, <strong>und</strong> der<br />
Heilige Besso <strong>und</strong> das ihm geweihte Fest sind<br />
außerhalb dieses Tales nahezu unbekannt.<br />
In der Religionssoziologie hat der Kult inzwischen<br />
eine internationale Bedeutung<br />
erlangt. Besonders ist auch, dass San Besso<br />
von einer sehr attraktiven Hochgebirgslandschaft<br />
umgeben ist.<br />
Pilgern über fast 3000 Meter<br />
Das Santuario San Besso liegt im Gebiet<br />
der Gemeinde Campiglia Soana in einem<br />
großen Almgebiet, das an einer Stelle eine<br />
Reihe von bizarren Felsformationen aufweist<br />
sowie einen großen, isolierten Felsen,<br />
den Monte Fantono (2072 m). Direkt<br />
an der Westseite dieses Felsens stehen die<br />
Wallfahrtskapelle San Besso sowie die dazu<br />
gehörigen Pilgerunterkünfte. <strong>Die</strong> Gebäude<br />
stammen aus dem 17. Jahrh<strong>und</strong>ert, als wesentlich<br />
ältere <strong>und</strong> kleinere Bauten stark<br />
umgebaut <strong>und</strong> vergrößert wurden.<br />
Am 10. August findet hier jährlich das Fest<br />
des Heiligen Besso statt, das in einer festen<br />
Reihenfolge jeweils von den Pfarreien<br />
06⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 69