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Musik Pop<br />

POP & ROCK<br />

CD DES MONATS<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Der nächste Streich<br />

Die Pop-Presse greint, denn David Bowie macht<br />

es ihr nicht leicht. Nach der ersten Single „Where<br />

Are You Now?“ und den spärlich gestreuten Vorabinformationen<br />

hätte es das große Album für die<br />

Verklärung der späten Siebziger werden können.<br />

Doch wieder einmal verweigert sich der Stilakrobat<br />

den diffusen Erwartungen des Musikmarktes.<br />

So unbehelligt er während des vergangenen Jahrzehnts<br />

das Leben eines künstlerischen Privatiers<br />

führen konnte, so wenig interessiert ihn heute die<br />

David Bowie<br />

Columbia / Sony<br />

(60:26)<br />

The Next Day<br />

ästhetische Meinungsführerschaft. Mehr noch:<br />

Auf dem Cover von „The Next Day“, einem grafisch<br />

überklebten Zitat der ikonischen Geste von<br />

„Heroes“ (1977), wird der alte Titel sogar durchgestrichen,<br />

um auch dem letzten Fan zu zeigen,<br />

dass diese Ära für ihn Geschichte ist.<br />

Auf der anderen Seite ist die Musik so sehr Bowie<br />

wie seit jenen Berliner <strong>Jahre</strong>n nicht mehr: keine<br />

Experimente mit Klangmoden, auch nichts, was<br />

an Leichtgewichtigeres wie „China Girl“ (von<br />

„Let’s Dance“) erinnert. Die 17 Songs tönen<br />

schmucklos rockig, wenn auch wunderbar ausgewogen<br />

produziert von einem Team, zu dem<br />

sein langjähriger Begleiter, der Produzent Tony<br />

Visconti, sowie Musiker wie der Gitarrist David<br />

Torn und der Bassist Tony Levin gehören.<br />

Bowies Songs spielen mit der Melancholie, dem<br />

Starrummel, der Dunkelheit, den Grenzen des<br />

Alltäglichen, auch mit der Liebe in ihren lebensalterlichen<br />

Transformationen. Vor allem aber<br />

haben sie diese sanfte Nachhaltigkeit, sich nicht<br />

beim ersten Konsum zu erschließen.<br />

Etwas mehr als eine Stunde Musik steuert Bowie<br />

nach seiner langen Pause zum Popdiskurs der Gegenwart<br />

bei, als alter Herr der Camouflage, der<br />

sich diesmal erstaunlich lebensecht präsentiert.<br />

Genau dieser fehlende Anspruch auf Hipness<br />

hilft, das Album vom Sockel der Verehrung zu<br />

heben, um es zugleich als eine Sammlung packender<br />

Lieder wahrzunehmen, die das Zeug<br />

haben, lange im Gedächtnis zu bleiben. RD<br />

ROCK, BLUES, COUNTRY<br />

Eric Johnson<br />

Mascot / Rough Trade<br />

(50:37)<br />

Up Close – Another Look<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Selten wird ein bereits publikes Album nochmals<br />

eingespielt. Eric Johnsons „Up Close“ erschien<br />

2010 in den USA. Für Europa hat der Gitarrist<br />

aus Austin/Texas nun 13 der 15 Songs erneuert.<br />

Er wollte mehr Live-Feeling und tüftelte an<br />

Nuancen – was dem 58-Jährigen gelungen ist.<br />

Der Mix aus Rock, Blues, Country und Pop tönt<br />

lebendig im lichten Klangbild. Nur der stilistische<br />

Bogen wirkt überspannt. Warum zwängt Johnson<br />

seine ganze Saitenkunst in ein Album?<br />

Zwei Songs ragen heraus: der Blues-Feger „Texas“<br />

mit Jimmie Vaughan als Co-Gitarrist und<br />

Steve Miller am Mikro sowie die Ballade „Your<br />

Book“ mit Saitenkumpel Sonny Landreth. WA<br />

BRITROCK<br />

Johnny Marr<br />

BRITROCK & -POP<br />

Suede<br />

PSYCHEDELIC POP & ROCK<br />

Kashmir<br />

The Messenger<br />

Bloodsports<br />

E.A.R.<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Wer über The Smiths spricht, der meint in den<br />

meisten Fällen Morrissey. Der einstige Vorsänger<br />

hat es geschafft, die Wahrnehmung auf sich<br />

zu konzentrieren, dabei war der Sound der Band<br />

vor allem durch Johnny Marrs feinsinniges, schwebendes<br />

Gitarrenspiel bestimmt. „The Messenger“<br />

ist nun Marrs erstes Album unter eigenem Namen,<br />

und es ist ein unspektakulär charmantes<br />

Musterstück des Brit-Rock geworden. Da flirren<br />

die Gitarren, pathetisch in großen Räumen agierend,<br />

von einem Hauch Folk durchzogen, von<br />

schlichtem Gesang flankiert und um ein paar<br />

Synthesizer-Flächen ergänzt. Das hat viel von damals<br />

– irgendwie.<br />

RD<br />

Warner<br />

(48:30)<br />

Für jüngere Musikfans: Suede feierten in den<br />

1990er-<strong>Jahre</strong>n mit glamourösem Britpop große<br />

Erfolge. Frontmann Brett Anderson war mindestens<br />

so cool wie Kurt Cobain und stritt sich gern<br />

und ausgiebig mit Gitarrist Bernard Butler – bis<br />

der entnervt die Band verließ. Auf dem ersten<br />

Album seit mehr als zehn <strong>Jahre</strong>n blitzt nur noch<br />

selten die alte Grandezza auf. Etwas schwerfällig<br />

schleppt sich die Band um die Gründer Brett<br />

Anderson und Matt Osman in die neue Zeit: Zu<br />

überladen sind die Arrangements, zu undifferenziert<br />

geriet der Klang, zu verkrampft setzen die<br />

Engländer auf rockigen Sound, mit dem sie in<br />

den großen Arenen bestehen können. MS<br />

ADA / Warner<br />

(39:50)<br />

Ein Songklassiker von Led Zeppelin stand Pate<br />

bei der Namensgebung dieser Band aus Dänemark,<br />

die es seit 1991 gibt und die mit ihrem versponnenen,<br />

atmosphärisch reizvollen Indie-Rock<br />

eine große Fangemeinde um sich geschart hat.<br />

Wer in die meist gemächlich dahinfließenden<br />

Soundströme des achten Kashmir-Albums<br />

„E.A.R.“ eintaucht, wird verblüffende Parallelen<br />

zu Coldplay feststellen: in der Melodieführung<br />

sowie in den leicht schrägen, flehenden Vocals<br />

von Kasper Eistrup. Dennoch tönt das alles eigenständig,<br />

und die ins klare Klangbild eingestreuten<br />

Soundtupfer stehen für eine zeitgemäße<br />

Psychedelia, die nicht drogenbefeuert ist. MI<br />

Sony<br />

(61:14)<br />

FOTO: Eva Kinader<br />

148 5/13 <strong>stereoplay</strong>.de

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