stereoplay 35 Jahre (Vorschau)
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Im Schatten der Titan: Interview mit Edmond Semmelhaack<br />
Der heutige Quadral-Geschäftsführer<br />
Edmond Semmelhaack<br />
ist seit 1976 im Unternehmen.<br />
<strong>stereoplay</strong>: Die Vulkan ist<br />
über die Zeit gesehen die<br />
erfolgreichste Box von<br />
Quadral. Wie kommt man<br />
auf die Idee, eine solche,<br />
doch gar nicht alltägliche<br />
Box zu entwickeln?<br />
E. Semmelhaack: Mitte der<br />
70er-<strong>Jahre</strong> lag der Fokus von<br />
All Akustik – so hieß die Firma<br />
ja damals – vor allem auf den<br />
Marken Luxman und Micro<br />
Seiki. Lautsprecher spielten<br />
nur eine Nebenrolle, was man<br />
auch daran sehen kann, dass<br />
Quadral erst 1978 gegründet<br />
wurde.<br />
Allerdings wollte der damalige<br />
Geschäftsführer Heinz Dieter<br />
Hoffmann schon früh eine<br />
echte Referenz, um die Qualitäten<br />
von Luxman und Micro<br />
aufzuzeigen. Es war Helmut<br />
Schaper, der uns damals von<br />
seinem Titan-Konzept überzeugt<br />
hat und ohne den das<br />
Projekt High-End-Boxen von<br />
Quadral niemals möglich gewesen<br />
wäre.<br />
<strong>stereoplay</strong>: Und die Titan<br />
war von anfang an als<br />
Transmissionline konzipiert?<br />
E. Semmelhaack: Ja, damals<br />
gab es im Grunde ja nur zwei<br />
Richtungen: 1. Deutsch, mit<br />
Bassreflex-Bass und Hochtonkalotte<br />
oder 2. Englisch,<br />
gern mit Transmissionline-<br />
Bass. Die Bändchen waren zu<br />
der Zeit noch richtig exotisch<br />
neu. Das machte uns zusätzlich<br />
interessant. Und alle<br />
wollten eben diesen mächtigen<br />
Bass...<br />
Der große Erfolg der Titan –<br />
an dem <strong>stereoplay</strong> übrigens<br />
nicht ganz unschuldig ist –<br />
stellte uns anfangs vor echte<br />
Probleme. Wir konnten sie<br />
kaum verschicken und aus<br />
purer Verzweiflung bin ich<br />
selbst mit dem Bus durch die<br />
Gegend gefahren und habe<br />
die Titans ausgeliefert.<br />
<strong>stereoplay</strong>: Verständlich, wer<br />
viele schwere Boxen schleppen<br />
muss, der wünscht sich<br />
eine kleine Titan...<br />
E. Semmelhaack: Genau so<br />
war es. Helmut Schaper entwickelte<br />
daraufhin die Vulkan,<br />
die bis zur Generation 6 immer<br />
die miniaturisierte Schwester<br />
der Titan blieb – sich aber<br />
fünfmal besser verkaufte.<br />
<strong>stereoplay</strong>: Da stellt sich die<br />
Frage, ob es bei so vielen,<br />
über die <strong>Jahre</strong> verkauften<br />
Vulkan-Boxen noch die<br />
Möglichkeit zur Reparatur<br />
der alten Helden gibt?<br />
E. Semmelhaack: Ja, wir treiben<br />
da großen Aufwand. Wir<br />
ersetzen Membranen, Sicken<br />
oder Bändchenfolien; der Verschleiß<br />
über die <strong>Jahre</strong> ist doch<br />
hörbar und manche Leute<br />
wollen sich einfach nicht von<br />
ihren Schätzchen trennen.<br />
<strong>stereoplay</strong>: Was meinen Sie<br />
selbst zur Evolution der<br />
Vulkan: Kann man die<br />
Unterschiede der einzelnen<br />
Generationen hören?<br />
E. Semmelhaack: Aber sicher.<br />
Früher haben wir tagelang<br />
gehört, gehört gehört. Heute<br />
kann man viel mehr simulieren<br />
und viel besser messen. Die<br />
Der damalige Entwickler Helmut<br />
Schaper war Mastermind hinter<br />
Titan und Vulkan.<br />
VIII R ist zweifelsohne die<br />
beste Vulkan aller Zeiten.<br />
<strong>stereoplay</strong>: Bei einer so<br />
langen Geschichte gibt es<br />
doch sicherlich viele<br />
Anekdoten, die um die<br />
Vulkan ranken, oder?<br />
E. Semmelhaack: Na ja, das<br />
„Lustigste“ kam aus Ihrem<br />
Haus, vom Schwestermagazin<br />
AUDIO; der damalige Chefredakteur<br />
verglich die Vulkan<br />
mit der Papp-Box Charly und<br />
meinte, die Charly sei wenigstens<br />
genauso gut. Wir fanden<br />
das gar nicht lustig, aber die<br />
Kenner haben sich prächtig<br />
amüsiert...<br />
Die Erfolgsgeschichte auf einen Blick: Bis in die 6. Generation war die Vulkan immer eine maßstabsgetreue verkleinerte Version der<br />
mächtigen Titan. Mit der 7. Generation brach diese Tradition, die aber heute wieder gelebt wird. Aufällig: Die Vulkans – das gilt natürlich<br />
auch für die großen Titan-Schwestern – wurden im Laufe der Zeit immer schlanker.<br />
Die 80er<br />
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