stereoplay 35 Jahre (Vorschau)
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VOKAL Giuseppe Verdi: Requiem, Te Deum Milanov, Björling, Castagna, Moscona, NBC, Toscanini (1940)<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Sopransolo mit<br />
magischen<br />
Höhenflügen:<br />
Zinka Milanov<br />
(Foto als Tosca).<br />
Music & Arts 1269 (99:50, 2 CDs)<br />
Toscaninis Verdi-Sternstunde<br />
Eine historische Kult-Aufnahme von enormer Suggestivität<br />
und kontemplativer Kraft hat das auf amerikanische<br />
Raritäten spezialisierte US-Label Music & Arts<br />
jetzt schon zum dritten Mal restauriert und akustisch<br />
derart optimiert, dass man kaum glauben möchte, dass<br />
diese in jeder Hinsicht perfekte Aufnahme mehr als 70<br />
<strong>Jahre</strong> alt ist: Im November 1940 dirigierte Arturo Toscanini<br />
in der New Yorker Carnegie Hall seine wohl<br />
schönste und eindringlichste Aufführung des Verdi-Requiems.<br />
Die 1874 für den Dichter Alessandro Manzoni komponierte<br />
Totenmesse lag dem rigorosen Verdi-Interpreten<br />
Toscanini besonders am Herzen: Zwischen 1902<br />
(zu Verdis erstem Todestag) und 1951 (Verdis 50. Todestag)<br />
dirigierte<br />
er das hochdramatische<br />
Werk 29-mal,<br />
stets mit prominenten<br />
Solisten.<br />
So auch 1940,<br />
als er mit den<br />
Metropolitan-<br />
Stars Zinka Milanov,<br />
Bruna<br />
Castagna, Jussi<br />
Björling und<br />
Nicola Moscona<br />
sein wohl<br />
bestes und ausgewogenstes<br />
Solistenquartett aufbieten konnte. Dennoch gab man<br />
später als offizielle Schallplattenversion der ungleich<br />
harscheren Aufnahme von 1951 den Vorzug, die im<br />
strohtrockenen Studio 8H der RCA produziert wurde.<br />
Da hatte der greise Maestro in Herva Nelli eine weitaus<br />
weniger überzeugende Sopransolistin.<br />
In der früheren Version hingegen glänzt der 74-Jährige<br />
durch eine ungewohnte Flexibilität und eine beschwörende<br />
Innerlichkeit, die mit eher breiten Tempi die lyrischen<br />
Schönheiten und die geistige Tiefe dieses Meisterwerks<br />
ausleuchtet und auch auf manch vordergründige<br />
Zuspitzung verzichtet.<br />
Chor und Solisten sind hier nicht zu toppen. So glänzt<br />
der 29-jährige Jussi Björling mit überirdisch-schönem,<br />
strömendem Legato und Nicola Moscona mit seinem<br />
wunderbar fokussierten, warmen „Basso cantante“.<br />
Und Zinka Milanovs Sopransolo in „Libera me“ ist<br />
schlicht erschütternd, magisch, definitiv. Es sei die<br />
„überwältigendste Aufnahme des Requiems überhaupt“,<br />
schwärmt Toscanini-Biograph Harvey Sachs im Booklet<br />
– und man kann ihm nur zustimmen: Faszinierend,<br />
ja geradezu audiophil auch die akustische Präsenz, die<br />
Rauschfreiheit, die suggestive klangliche Aura dieses<br />
uralten Live-Mitschnitts, der von Kit Higginson jetzt<br />
komplett neu digital bearbeitet wurde und der den wohl<br />
größten italienischen Dirigenten hier als unglaublich<br />
souveränen, nach innen gerichteten, tiefschürfenden<br />
Lyriker ausweist. Das Verdi-Jahr 2013 hat einen ersten<br />
unerwarteten Höhepunkt.<br />
Attila Csampai<br />
KLASSIK NEWS<br />
DOKU ÜBER DIE BERLINER KROLL-OPER<br />
Den meisten Musikliebhabern ist sie vor allem<br />
als „Avangarde“-Bühne der Weimarer Repu blik<br />
ein Begriff. Unter der Musikalischen Leitung<br />
von Otto Klemperer und in der Regie von Jürgen<br />
Fehling machte die Kroll Oper Ende der<br />
1920er-<strong>Jahre</strong> mehr von sich reden als die renommierte<br />
Linden Oper. Den Nationalsozialisten<br />
war sie natürlich ein Dorn im Auge: Nach<br />
der Machtübernahme wurde die Kroll Oper als<br />
alternative Tagungsstätte des Reichstages benutzt;<br />
so verabschiedete Hitler dort das Ermächtigungsgesetz.<br />
Die Dokumentation von Jörg Moser-Metius erzählt<br />
unter Einbeziehung von historischem Bildmaterial<br />
und Berichten von Zeitzeugen die Geschichte<br />
eines Ortes, „an dem deutsche Geschichte<br />
manifestiert wurde“. EuroArts DVD<br />
(Vertrieb: Naxos).<br />
FRANKFURTER „RING“ AUF DVD<br />
Wahrscheinlich leichter verdaulich als Frankfurter Kranz: der<br />
Frankfurter „Ring“ von 2011/12. Viel Gutes wurde über die<br />
Audio-Version auf CD geschrieben, doch wurde wiederholt<br />
angemerkt, dass man diesen „Ring“ eigentlich auch sehen<br />
muss. Nun ist es so weit: Oehms Classics hat den Zyklus auf<br />
acht DVDs herausgebracht. Die Box enthält auch ein „Making<br />
Of“ mit Erläuterungen der Regisseurin Vera Nemirova<br />
und des Dirigenten Sebastian Weigle. In den Hauptrollen:<br />
Terje Stensvold (Wotan), Susan Bullock (Brünnhilde), Lance<br />
Ryan (Siegfried), Frank van Aken (Siegmund), Eva Maria<br />
Westbroek (Sieglinde), Jochen Schmeckenbecher (Alberich),<br />
Gregory Frank (Hagen), Kurt Streit (Loge) u. a.<br />
KOMPOSITIONSPREIS FÜR<br />
GEORG FRIEDRICH HAAS<br />
Der österreichische Komponist Georg<br />
Friedrich Haas, Jahrgang 1953, wurde mit<br />
dem mit 60000 Euro dotierten Kompositionspreis<br />
der Salzburger Festspiele ausgezeichnet.<br />
Haas studierte in den 1970er-<br />
<strong>Jahre</strong>n unter anderem Komposition in Graz<br />
bei Iván Eröd und Gösta Neuwirth sowie<br />
bei Friedrich Cerha in Wien. Als Professor<br />
für Komposition lehrte Haas an der<br />
Universität für Musik und darstellende<br />
Kunst Graz und seit 2005 an der Hochschule<br />
für Musik der Musikakademie der<br />
Stadt Basel. In Salzburg wurden seine<br />
Werke in der Vergangenheit beim Festival<br />
Aspekte, beim Zeitfluss-Festival sowie bei<br />
den Salzburger Festspielen aufgeführt.<br />
Der Internationale Salzburger Kompositionspreis<br />
wurde 2006 zum ersten Mal vergeben.<br />
Zu den bisherigen Preisträgern gehören<br />
Salvatore Sciarrino, Klaus Huber<br />
und Friedrich Cerha.<br />
Musik max. 10 Punkte, Klang max. 10 Punkte erhältlich auf CD erhältlich auf SACD erhältlich als Download<br />
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