stereoplay 35 Jahre (Vorschau)
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Ein Gedankenspiel<br />
Welche Stoffe eignen sich zur Bedämpfung?<br />
Dazu zuerst ein Gedankenspiel:<br />
Wenn die Box ihren Körperschall in den<br />
Stand leitet, handelt es sich um unterschiedliche<br />
Frequenzen. Je nach Konstruktion des<br />
Boxengehäuses werden diese mal mehr,<br />
mal weniger stark abgegeben.<br />
Der hohle Lautsprecherständer<br />
dient prinzipiell als Verstärker.<br />
In der Regel sind es dabei<br />
die niederfrequenten und mittelhohen<br />
Schallanteile, die uns Musikhörer<br />
stören. Wenn Körperschall<br />
auf ein Granulat trifft,<br />
dann bewegen sich diese Teilchen<br />
mit. Sie vibrieren und verändern<br />
dabei ihre Position. Durch<br />
diese Reibung entsteht Wärme<br />
und die eingeleitete Energie wird<br />
quasi ausgebremst. Ein fester<br />
Körper kann hingegen selbst keinen<br />
Schall aufnehmen bzw. absorbieren.<br />
Er kann nur reflektieren<br />
oder durchleiten. Zur Absorption<br />
müsste ein Körper entweder<br />
viele kleine Hohlräume enthalten<br />
oder biegsam sein. Nur so kann<br />
der Schall in irgendeiner Weise<br />
bearbeitet werden. Genau wie in<br />
der Raumakustik ist eine Mischung<br />
aus Diffusion und Absorption<br />
erforderlich.<br />
Energie = Kraft x Weg<br />
Wird im Stand zu viel Schwingungsenergie<br />
reflektiert, richtet<br />
sich dieses Frequenz-Ungeheuer<br />
gegen seinen eigenen Erzeuger:<br />
die Box. Jetzt muss das Gehäuse<br />
mehr Energie ableiten. Ist der Diffusionsgrad<br />
zu hoch, muss die<br />
Rohrkonstruktion die „Schallreste“<br />
abfangen. Wird dagegen zu viel<br />
Energie resorbiert, klingt die Box vielleicht<br />
nicht mehr so wie ursprünglich vom Entwickler<br />
ersonnen. Ein geeignetes Granulat zu finden<br />
ist also keine profane Sache.<br />
Grob- oder feinkörnig?<br />
Wie aber muss das geeignete Material oder<br />
Granulat beschaffen sein? Eher grob- oder<br />
feinkörnig? Leicht, schwer, dick oder dünn?<br />
Lieber viel oder wenig? Wir haben einen<br />
Querschnitt aus den im Baustoffhandel<br />
erhältlichen Materialien besorgt und mit<br />
einem exklusiven Granulat eines HiFi-<br />
Herstellers verglichen.<br />
➜ Quarzsand ist der Favorit vieler Selbstbauer.<br />
In fast jedem Baumarkt erhältlich,<br />
sorgt seine hohe Schüttdichte für eine enge<br />
Messstand in der TESTfactory: Laborleiter Schüller und Sebastian<br />
Jünger überprüfen die zu erwartenden Eigenresonanzen von Dynaudios<br />
Stand 6. Anschließend wird auf halber Höhe ein Beschleunigungsaufnehmer<br />
platziert und über die Cabasse Minorca angeregt.<br />
Befüllung des Rohres und – was oft betont<br />
wird – für viel Gewicht.<br />
Quarzsand entsteht durch Verwitterung<br />
und Mineralanreicherung in der Erde. Der<br />
Quarzgehalt beträgt mindestens 85 Prozent,<br />
die Korngröße variiert von 0,1 bis 0,4 mm.<br />
Der Sand enthält poröse Elemente und kann<br />
sich dadurch gut bewegen. Jedoch oxidiert<br />
das eisenhaltige Gestein durch Sauerstoff<br />
und verändert dadurch mittelfristig seine<br />
Eigenschaften. Grundsätzlich sind das aber<br />
gute Voraussetzungen für eine ausgewogene<br />
Schallbearbeitung.<br />
➜ Vogelsand ist ein leichterer rundgeschliffener<br />
Quarzsand mit für den originären<br />
Einsatzzweck saugfähigen Kalkelementen<br />
und Muschelgrit. Die Korngröße variiert<br />
von 0,1 bis 0,7 mm. Der sehr<br />
feine Sand hat gute Rieseleigenschaften<br />
und ist vergleichbar mit<br />
Meeressand. Durch seine Feinkörnigkeit<br />
und niedrige Dichte<br />
ist Vogelsand beweglicher als<br />
der natürliche Quarzsand.<br />
➜ Katzenstreu (Catsan) ist ein<br />
Tipp unter den experimentierfreudigen<br />
Musikhörern. Darin<br />
befinden sich viele Kalkelemente<br />
und verschiedenartige<br />
Substanzen. Dieses Granulat<br />
besteht aus Quarzsand und Kalk.<br />
Die Korngröße variiert bis maximal<br />
4 mm. Seine offen poröse<br />
Struktur sorgt für eine differenzierte<br />
Masse und Verteilung im<br />
Rohr. Man sollte die Substanz<br />
nicht einfach komplett in das<br />
Rohr füllen, sondern immer mal<br />
wieder an das Rohr klopfen, um<br />
so die Schüttdichte zu maximieren.<br />
Die vielfach variablen Körnchen<br />
setzen sich dadurch in jede<br />
Lücke und bilden eine zerklüftete<br />
Reibefläche für den Schall.<br />
Was aber bewirkt ein eher<br />
leichtes Material mit klebenden<br />
Eigenschaften? Dafür haben wir<br />
uns den sogenannten Bauschaum<br />
ausgesucht.<br />
➜ 2K-PU-Montageschaum auf<br />
Basis von Polyurethan erweitert<br />
kontinuierlich sein Volumen und<br />
härtet absolut trocken und luftdicht<br />
aus. Vollständig mit allen Stellen<br />
verbunden, sollte ein Rohr doch relativ schallberuhigt<br />
sein, oder? Zumindest ab den mittleren<br />
Frequenzen aufwärts würden wir etwas<br />
in diese Richtung erwarten. Wäre dadurch<br />
aber der Bassbereich stärker?<br />
➜ Fillin kommt vom deutschen BT-HiFi-<br />
Vertrieb. Der italienische Hersteller Music<br />
Tools hat ein schwarzes Granulat aus gleich<br />
großen zylinderförmigen Kunststoffteilchen<br />
entworfen. Diese bringen dank ihrer starken<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 77