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stereoplay 35 Jahre (Vorschau)

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Ein Gedankenspiel<br />

Welche Stoffe eignen sich zur Bedämpfung?<br />

Dazu zuerst ein Gedankenspiel:<br />

Wenn die Box ihren Körperschall in den<br />

Stand leitet, handelt es sich um unterschiedliche<br />

Frequenzen. Je nach Konstruktion des<br />

Boxengehäuses werden diese mal mehr,<br />

mal weniger stark abgegeben.<br />

Der hohle Lautsprecherständer<br />

dient prinzipiell als Verstärker.<br />

In der Regel sind es dabei<br />

die niederfrequenten und mittelhohen<br />

Schallanteile, die uns Musikhörer<br />

stören. Wenn Körperschall<br />

auf ein Granulat trifft,<br />

dann bewegen sich diese Teilchen<br />

mit. Sie vibrieren und verändern<br />

dabei ihre Position. Durch<br />

diese Reibung entsteht Wärme<br />

und die eingeleitete Energie wird<br />

quasi ausgebremst. Ein fester<br />

Körper kann hingegen selbst keinen<br />

Schall aufnehmen bzw. absorbieren.<br />

Er kann nur reflektieren<br />

oder durchleiten. Zur Absorption<br />

müsste ein Körper entweder<br />

viele kleine Hohlräume enthalten<br />

oder biegsam sein. Nur so kann<br />

der Schall in irgendeiner Weise<br />

bearbeitet werden. Genau wie in<br />

der Raumakustik ist eine Mischung<br />

aus Diffusion und Absorption<br />

erforderlich.<br />

Energie = Kraft x Weg<br />

Wird im Stand zu viel Schwingungsenergie<br />

reflektiert, richtet<br />

sich dieses Frequenz-Ungeheuer<br />

gegen seinen eigenen Erzeuger:<br />

die Box. Jetzt muss das Gehäuse<br />

mehr Energie ableiten. Ist der Diffusionsgrad<br />

zu hoch, muss die<br />

Rohrkonstruktion die „Schallreste“<br />

abfangen. Wird dagegen zu viel<br />

Energie resorbiert, klingt die Box vielleicht<br />

nicht mehr so wie ursprünglich vom Entwickler<br />

ersonnen. Ein geeignetes Granulat zu finden<br />

ist also keine profane Sache.<br />

Grob- oder feinkörnig?<br />

Wie aber muss das geeignete Material oder<br />

Granulat beschaffen sein? Eher grob- oder<br />

feinkörnig? Leicht, schwer, dick oder dünn?<br />

Lieber viel oder wenig? Wir haben einen<br />

Querschnitt aus den im Baustoffhandel<br />

erhältlichen Materialien besorgt und mit<br />

einem exklusiven Granulat eines HiFi-<br />

Herstellers verglichen.<br />

➜ Quarzsand ist der Favorit vieler Selbstbauer.<br />

In fast jedem Baumarkt erhältlich,<br />

sorgt seine hohe Schüttdichte für eine enge<br />

Messstand in der TESTfactory: Laborleiter Schüller und Sebastian<br />

Jünger überprüfen die zu erwartenden Eigenresonanzen von Dynaudios<br />

Stand 6. Anschließend wird auf halber Höhe ein Beschleunigungsaufnehmer<br />

platziert und über die Cabasse Minorca angeregt.<br />

Befüllung des Rohres und – was oft betont<br />

wird – für viel Gewicht.<br />

Quarzsand entsteht durch Verwitterung<br />

und Mineralanreicherung in der Erde. Der<br />

Quarzgehalt beträgt mindestens 85 Prozent,<br />

die Korngröße variiert von 0,1 bis 0,4 mm.<br />

Der Sand enthält poröse Elemente und kann<br />

sich dadurch gut bewegen. Jedoch oxidiert<br />

das eisenhaltige Gestein durch Sauerstoff<br />

und verändert dadurch mittelfristig seine<br />

Eigenschaften. Grundsätzlich sind das aber<br />

gute Voraussetzungen für eine ausgewogene<br />

Schallbearbeitung.<br />

➜ Vogelsand ist ein leichterer rundgeschliffener<br />

Quarzsand mit für den originären<br />

Einsatzzweck saugfähigen Kalkelementen<br />

und Muschelgrit. Die Korngröße variiert<br />

von 0,1 bis 0,7 mm. Der sehr<br />

feine Sand hat gute Rieseleigenschaften<br />

und ist vergleichbar mit<br />

Meeressand. Durch seine Feinkörnigkeit<br />

und niedrige Dichte<br />

ist Vogelsand beweglicher als<br />

der natürliche Quarzsand.<br />

➜ Katzenstreu (Catsan) ist ein<br />

Tipp unter den experimentierfreudigen<br />

Musikhörern. Darin<br />

befinden sich viele Kalkelemente<br />

und verschiedenartige<br />

Substanzen. Dieses Granulat<br />

besteht aus Quarzsand und Kalk.<br />

Die Korngröße variiert bis maximal<br />

4 mm. Seine offen poröse<br />

Struktur sorgt für eine differenzierte<br />

Masse und Verteilung im<br />

Rohr. Man sollte die Substanz<br />

nicht einfach komplett in das<br />

Rohr füllen, sondern immer mal<br />

wieder an das Rohr klopfen, um<br />

so die Schüttdichte zu maximieren.<br />

Die vielfach variablen Körnchen<br />

setzen sich dadurch in jede<br />

Lücke und bilden eine zerklüftete<br />

Reibefläche für den Schall.<br />

Was aber bewirkt ein eher<br />

leichtes Material mit klebenden<br />

Eigenschaften? Dafür haben wir<br />

uns den sogenannten Bauschaum<br />

ausgesucht.<br />

➜ 2K-PU-Montageschaum auf<br />

Basis von Polyurethan erweitert<br />

kontinuierlich sein Volumen und<br />

härtet absolut trocken und luftdicht<br />

aus. Vollständig mit allen Stellen<br />

verbunden, sollte ein Rohr doch relativ schallberuhigt<br />

sein, oder? Zumindest ab den mittleren<br />

Frequenzen aufwärts würden wir etwas<br />

in diese Richtung erwarten. Wäre dadurch<br />

aber der Bassbereich stärker?<br />

➜ Fillin kommt vom deutschen BT-HiFi-<br />

Vertrieb. Der italienische Hersteller Music<br />

Tools hat ein schwarzes Granulat aus gleich<br />

großen zylinderförmigen Kunststoffteilchen<br />

entworfen. Diese bringen dank ihrer starken<br />

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