stereoplay 35 Jahre (Vorschau)
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Im Interview: Dieter Burmester<br />
Dieter<br />
Bur mester,<br />
Deutschlands<br />
bekann tester<br />
High -Ender.<br />
Der 808 ist<br />
seine weltweit<br />
bekannteste<br />
Komponente.<br />
<strong>stereoplay</strong>: Wie kommt man auf die<br />
Idee, einen solch außergewöhnlichen<br />
Vorverstärker zu bauen? Für den<br />
normalen HiFi-Fan ist er doch völlig<br />
übertrieben ausgestattet.<br />
D. Burmester: Ich habe den 808 für<br />
mich gebaut, für meine Arbeit. Ich hatte<br />
mir damals gerade den Thorens Referenz<br />
gekauft, einen Plattenspieler mit<br />
drei Tonarmen. Wollte man einen wirklich<br />
fairen Vergleich von drei Tonabnehmern<br />
machen, mussten drei gleiche,<br />
präzise einstellbare Eingänge<br />
vorhanden sein. Dass die Initialzündung<br />
für den 808 vom Thorens Referenz<br />
kam, kann man noch heute sehen:<br />
Ich habe als Bedienknöpfe die gleiche<br />
Form gewählt, wie sie auch auf dem<br />
Thorens zu finden war.<br />
<strong>stereoplay</strong>: Das alles klingt eher<br />
nach Einzelstück. Wie kam es dann<br />
zu dem weltweiten Erfolg?<br />
D. Burmester: Das Konzept des 808<br />
habe ich auf der Heathrow-Messe in<br />
London meinem Freund A. J. van den<br />
Hul auf einer Serviette aufgemalt. Er war<br />
begeistert, weil er sofort begriff, dass<br />
er damit seine Tonabnehmer viel besser<br />
entwickeln kann. Er kaufte den zweiten.<br />
Den dritten kaufte Hannes Scholten,<br />
damals Chefredakteur der AUDIO. Es<br />
gab einen Test und anschließend viel<br />
Nachfrage. Wohlbemerkt: Für ein Gerät,<br />
das 1980 um die 10 000 Mark gekostet<br />
hat. Hätten die Kunden nicht so stark<br />
nachgefragt, die Händler hätten mir<br />
schön was gehustet. Aber die Tests<br />
generierten uns ein tolles Image bis<br />
hin nach Hongkong.<br />
<strong>stereoplay</strong>: Der 808 schien damals<br />
einzigartig. Hatte er Vorbilder?<br />
D. Burmester: Nein, der 808 war ein<br />
richtig freches Ding, den haben wir<br />
uns schon allein ausgedacht. Allein<br />
schon die Sache mit dem vielen<br />
Chrom... Aber nach nach seinem Erscheinen<br />
kamen schnell die Nachahmer<br />
auf den Plan. Mark Levinson war<br />
mit der Cello Suite der erste, meine<br />
ich. Es folgten viele andere, die dann<br />
ebenfalls die Vorzüge des modularen<br />
Aufbaus entdeckten. Das Konzept des<br />
808 war von Anfang an auf die Zukunft<br />
ausgerichtet. Es ist kein Problem, heute<br />
ein DAC-Modul zu integrieren.<br />
<strong>stereoplay</strong>: Der 808 wird seit über 30<br />
<strong>Jahre</strong>n gebaut. Hatte er stärkere und<br />
schwächere Nachfragejahre?<br />
D. Burmester: Komischerweise nein,<br />
der 808 unterliegt, wie es scheint, keiner<br />
Mode. Bis heute verkaufen wir<br />
zwischen 40 und 60 Stück pro Jahr<br />
und sind so mittlerweile bei einer Zahl<br />
von über 1500 Stück angelangt.<br />
Ein Plattenspieler,<br />
der inspirierte: Den<br />
massigen Thorens<br />
Referenz konnte man<br />
mit bis zu drei<br />
Tonarmen bestücken<br />
und bequem<br />
bedienen. Die 90 Kilo<br />
schwere analoge<br />
Trutzburg kostete<br />
1980 mit einem Arm<br />
18 000 Mark.<br />
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