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stereoplay 35 Jahre (Vorschau)

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HiFi-Legenden<br />

Endstufe<br />

Ahnen-Galerie<br />

Sie heißen Evolution, doch eigentlich sind diese Monos eine Revolution<br />

in vielen Schritten: Vom analogen MOSFET zum Schaltverstärker,<br />

von einem Selbstbauprojekt zu feinem High End mit umschaltbarer<br />

Klirr- und Klangcharakteristik. Ihre Historie führt zur Messlabor- und<br />

Elektronikerszene der 1980er – und zu den Blauen Seiten von <strong>stereoplay</strong>!<br />

Der Autor: Malte Ruhnke<br />

Er steht auf Aktivboxen,<br />

5.1 und Vintage-HiFi;<br />

grast gern Flohmärkte<br />

nach Quadro-LPs ab.<br />

Mit offiziell 23 Dienstjahren,<br />

in denen die Mono-<br />

Verstärker von AVM gebaut<br />

werden, zählen sie noch nicht<br />

zu den Oldies unter den ewigen<br />

HiFi-Geräten. Auch legt die<br />

neue Version MA3.2 die Verwandtschaft<br />

zu ihren Urahnen<br />

nur in Teilbereichen offen, so<br />

deutlich wurden Schaltungskonzept<br />

und Leistungsmerkmale<br />

im Laufe der <strong>Jahre</strong> verbessert.<br />

Und doch sind die Monos im<br />

eleganten Halbformat ein Stück<br />

HiFi-Geschichte. Nicht nur,<br />

weil sie in den gigantomanischen<br />

1990er-<strong>Jahre</strong>n gezeigt<br />

haben, dass in Deutschland gefertigtes<br />

High End auch klein,<br />

fein klingend und bezahlbar<br />

sein kann. Nein, es ist auch die<br />

Genese der Vorgänger, die den<br />

AVMs einen Platz in den Geschichtsbüchern<br />

sichert.<br />

So waren die Entwicklung<br />

und die Abstimmung der Ur-<br />

Monos ein über Monate angelegtes<br />

öffentliches Projekt, ein<br />

Selbstbaukurs im Rahmen der<br />

„Blauen Seiten“ von <strong>stereoplay</strong>.<br />

Günter Mania, der geistige Vater<br />

aller Versionen, öffnete ohne<br />

Scheu den Blick in sein Labor,<br />

seine Trickkiste und alle Schaltpläne<br />

und ließ die Leser teilhaben.<br />

Und das <strong>Jahre</strong>, bevor es<br />

das Internet, Wikipedia und<br />

Er sog die Musikbegeisterung<br />

mit der Muttermilch auf, stand<br />

sogar selbst als Chorsänger<br />

auf der Opernbühne, und fand<br />

doch die väterliche HiFi-Anlage<br />

noch faszinierender. Das<br />

beeinflusste die Studienwahl<br />

(Wirtschaft und Medientechnik),<br />

machte ihn zum Boxenexperten<br />

bei AUDIO und Leiter<br />

von AUDIOphile, bevor er als<br />

stellvertretender Chefredakteur<br />

zu <strong>stereoplay</strong> wechselte.<br />

diverse Selbstbau-Foren gab.<br />

Etliche Leser folgten seinen<br />

Empfehlungen und bauten in<br />

den späten 80er-<strong>Jahre</strong>n ihr eigenes<br />

Pärchen Mono-Amps,<br />

ganz im Sinne des damaligen<br />

Trends zu selbstgebauten HiFi-<br />

Komponenten, der sich keineswegs<br />

auf Boxen beschränkte.<br />

Erst 1990 bot Mania die dann<br />

M1 genannten Blöcke auch als<br />

Fertigprodukte an, bestückte sie<br />

allerdings deutlich edler als die<br />

DIY-Version.<br />

Von klassisch zu modern<br />

Das Format der Mono-Riegel<br />

hat sich mit der aktuellen Version<br />

MA3.2 kaum geändert, ist<br />

sogar etwas schmaler geworden.<br />

Im Inneren fallen zwei Dinge<br />

auf: erstens das nun deutlich<br />

mehr Raum füllende Netzteil<br />

mit einem vergossenen, riesigen<br />

Ringkerntrafo und dafür deutlicher<br />

weniger Siebelkos. Zweitens:<br />

Statt eines Quartetts Feldeffekttransistoren<br />

in der Ausgangsstufe,<br />

die den Stromfluss<br />

auf althergebrachte Weise regeln,<br />

arbeitet in der MA3.2 eine<br />

Schaltverstärkerkonstruktion,<br />

bei der die Endtransistoren keine<br />

analoge Signalverstärkung<br />

mehr vornehmen, sondern das<br />

Musiksignal als gepulste Folge<br />

von Schaltvorgängen mit anschließender<br />

Filterung wieder<br />

synthetisieren. Laut Erfinder<br />

Mania ein heute gangbarer Weg<br />

auch zu höchsten Klangweihen,<br />

wenn man einige Rahmenbedingungen<br />

beachtet.<br />

Dazu gehört zum Beispiel<br />

die unbedingte Stabilität der<br />

Stromversorgung, die Mania<br />

ausdrücklich einem klassischen<br />

Netzteil überlässt und keiner<br />

Schaltlösung. Der Ringkern<br />

mobilisiert samt Stabilisierung<br />

und Siebung eine Leistungszufuhr<br />

von 750 Watt, obwohl die<br />

Endstufe selbst „nur“ 420 Watt<br />

abgibt. Das stellt aber laut Mania<br />

sicher, dass auch im oberen<br />

Leistungsbereich die Verhältnisse<br />

konstant bleiben und sich<br />

das Klirrverhalten bei Last- und<br />

Leistungswechsel nicht oder<br />

nur linear ändert.<br />

Damals wie heute schwört<br />

er auf eine nur leichte Gegenkopplung,<br />

die lediglich grobe<br />

Fehler durch einen Vergleich<br />

zwischen Eingangs- und Ausgangssignal<br />

nivelliert, aber vom<br />

Lautsprecher induzierte Spannung<br />

nicht als Anlass zu sinnlosen<br />

Verschlimmbesserungen<br />

nimmt. Eine Besonderheit hierbei:<br />

Die Charakteristik der Gegenkopplung<br />

und mit ihr der<br />

laut Mania klangrelevante Klirr,<br />

lässt sich dreistufig umschalten;<br />

zwischen einer „blitzsauberen“,<br />

praktisch klirrfreien und im<br />

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