Der Lehrer wird's schon richten,... - Adolf-Reichwein-Verein
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eichwein forum Nr. 8 / Juli 2006<br />
Als die zentralen fächerübergreifenden Themen, denen<br />
sich der Autor der Schulschriften mehrfach zuwendet,<br />
sind zu nennen: <strong>Der</strong> �Kampf ums Dasein� und �Lebensgemeinschaft<br />
am Werk sehen�.<br />
<strong>Der</strong> � Kampf ums Dasein�<br />
In der Perspektive dieses Leitthemas kommen Pflanze,<br />
Tier und Mensch zur Sprache: <strong>Der</strong> Film �Entwicklung<br />
und Vermehrung der Erbse� zeigt den Lebenskampf<br />
der Pflanze, deren Samen entweder �die Art erhalten�<br />
oder �auf hartem Boden (eingehen).� Die Bienenbeobachter<br />
lernen den �Kampf zwischen der einseitig auf<br />
Arbeit und produktiven Aufbau hin entwickelten, in der<br />
Wehrhaftigkeit verkümmerten aber staatlich hochwertigen<br />
Art und einer ihr geradezu entgegengesetzten, nur<br />
auf Raub, Ausbeutung und Strukturvernichtung,<br />
Schmarotzertum gerichteten, aber äußerst wehrhaften<br />
Wildform� 14 kennen. Insbesondere ist dem Film �als<br />
Führer in die wilde Natur� die Aufgabe gestellt, Begegnungen<br />
mit dem Lebenskampf der Tiere zu vermitteln:<br />
�Das Kind bekäme ein sehr einseitiges Bild<br />
von der Natur, wenn sie ihm nur in ihrer gezähmten<br />
Form, in Gestalt der Haustiere, oder<br />
in ihrer Ordnung als soziales Gebilde in Familie,<br />
Volk und Staat, wie etwa bei den Bienen,<br />
erschiene. Es fehlt die Urform mit ihrer Wildheit<br />
und Tragik. Es fehlt der mitleidslose unentrinnbare<br />
Kampf des einzelnen gegen das<br />
Schicksal. Und damit jene Größe, die immer<br />
wieder eine tiefe, uns selbst geheimnisvolle<br />
Schicht unseres Wesens anzieht wie ein Magnet,<br />
packt, erregt und nie wieder ganz losläßt;<br />
selbst den kühlen, nachdenklichen, gereiften<br />
Erwachsenen, wieviel mehr das dem natürlichen<br />
Urstand noch nähere Kind...�<br />
<strong>Der</strong> bei <strong>Reichwein</strong> immer vorhandene Tiefgang der<br />
Gedankenführung, die sehr oft Alles in Einem sagt, und<br />
der innere Zusammenhang der beiden Themen, kommen<br />
dann in folgender Formulierung zum Ausdruck:<br />
�...Das Kind soll die Natur in ihrer Wildheit und<br />
unbändigen Kraft, in ihrer Fesseln sprengenden<br />
Gewalt, in ihrem Kampf um die Urfreiheit<br />
erleben. Wenn sein Herz davon ergriffen, ja<br />
hingerissen war, wenn es schneller schlug im<br />
Einklang mit diesem Kampfgeschehen, nur<br />
dann hat es ein Recht, die ordnenden Kräfte,<br />
die im ewigen Kampf gegen die vulkanischen<br />
Triebe liegen, zu werten, zu schätzen und seinem<br />
eigenen Dasein und Wollen einzubauen.<br />
<strong>Der</strong> tragische Einzelkampf soll neben den<br />
Gemeinschaftsaufgaben der Daseinssicherung<br />
und des Wertschaffens (kursiv v. Verf.) das<br />
24<br />
Herz unserer Kinder bewegen; so tief, daß das<br />
Bewußtsein davon sie durch ihr künftiges Leben<br />
begleitet.� 15<br />
Diese Sätze bestätigen die Auffassung, dass der<br />
�Kampf�, von dem <strong>Reichwein</strong> spricht, durchgehend im<br />
Dienste der Aufgabe steht, bestehende Lebensordnungen<br />
zu verteidigen und zukünftige aktiv handelnd Gestalt<br />
werden zu lassen. �Kampf� ist nicht sozialdarwinistisch<br />
gemeint wie in der NS-Biologie, sondern eher im<br />
lebensphilosophisch-vitalistischen Sinne als eine Form<br />
gesteigerten Lebens in der Begegnung mit den Naturgewalten<br />
und mit dem politischen Gegner.<br />
Hinsichtlich des Menschen wird der �Kampf ums Dasein�<br />
in den Themen �Unwetter� und �Krankheit im<br />
Dorf� ebenso greifbar wie in einem Geschichtsunterricht,<br />
in dem �die �Saga� des Erziehers� von den Männern<br />
und Taten berichtet, �die Vorbild bleiben für die<br />
Bewältigung von Not und Widerständen.� Von der<br />
�kämpfenden Wissenschaft� ist gleichermaßen die Rede<br />
wie von der �Technik im Daseinskampf�.<br />
�Lebensgemeinschaft am Werk sehen�<br />
Dieser Leitformulierung gemäß vermittelt die Bienenbeobachtung<br />
den Kindern ein �in sich gerundetes Bild<br />
der Tierwelt, das auf Daseinskampf nach außen und<br />
gegenseitiger Hilfe nach innen begründet war�. In entsprechender<br />
Weise boten die Nistkästen des Schulgartens<br />
die Möglichkeit, den �Lebenskampf und Lebensaufbau�<br />
der Vögel zu beobachten. Die Menschen-<br />
Thematik des Arbeitsplans steht insgesamt unter dem<br />
Motto �<strong>Der</strong> gemeinschaftsbildende Mensch�. Daher beinhaltet<br />
der Unterricht, der den �Kampf ums Dasein�<br />
thematisiert, sowohl hinsichtlich der Dorfbewohner als<br />
auch unter landschaft-geographischem und kulturgeschichtlichem<br />
Aspekt zugleich den Bericht von gemeinschaftlicher<br />
Arbeit und �gegenseitiger Hilfe�. In grundsätzlicher<br />
Diktion gesagt: �Unter den naturkundlichen<br />
Themen sind von besonderer Bedeutung jene, die das<br />
Tier in Gesellschaft zeigen, familiengründend, staatsbildend,<br />
sozial geordnet. Nicht nur, weil die hierher gehörigen<br />
Filme das Tier innerhalb der Gruppe nach innen, gegen<br />
den Feind nach außen, als handelndes, wehrhaftes<br />
und kämpfendes zeigen, in einer tätig gesteigerten und<br />
darum packenden Lebensform, sondern auch, weil das<br />
sozial hochentwickelte Tier dem Erzieher Gelegenheit<br />
gibt, vielerlei Vergleiche mit unserem eigenen menschlichen<br />
Gruppen- und Gemeinschaftsleben anzustellen, die<br />
gerade dem kindlichen Anschaungsvermögen angemessen<br />
sind...� 16<br />
1. 5 <strong>Der</strong> Grund-Satz<br />
<strong>Der</strong> grundlegende Satz, der die inhaltliche Akzentuierung<br />
der Themen und den thematischen Schwerpunkt