30.10.2012 Aufrufe

Der Lehrer wird's schon richten,... - Adolf-Reichwein-Verein

Der Lehrer wird's schon richten,... - Adolf-Reichwein-Verein

Der Lehrer wird's schon richten,... - Adolf-Reichwein-Verein

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

eichwein forum Nr. 8 / Juli 2006<br />

dergeschlagen zu haben. 21 Auch das Zeichnen in den<br />

�realen Lehranstalten", in den höheren Mädchenschulen,<br />

den Mittelschulen, in den Präparandenanstalten, den<br />

<strong>Lehrer</strong>-Seminaren wurde in diesem Sinne in den Folgejahren<br />

neu geregelt. Parallel dazu lief die Neuordnung<br />

der Prüfung und Anstellung von Zeichenlehrern und -<br />

lehrerinnen, beginnend mit der Prüfungsordnung vom<br />

Jahre 1902. Einen wesentlichen Fortschritt bedeutete<br />

der Erlass vom März 1912, der besagte, dass die Mittelschullehrerprüfung<br />

entweder wie bisher in zwei wissenschaftlichen<br />

Fächern oder aber in einem wissenschaftlichen<br />

Fach und - an Stelle des anderen wissenschaftlichen<br />

Faches - in Zeichnen oder Handfertigkeit abgelegt<br />

werden konnte.<br />

Starke Impulse für diese Entwicklung waren ausgegangen<br />

von den Internationalen Kongressen für Zeichnen,<br />

Kunstunterricht und angewandte Kunst 1900 in Paris,<br />

1904 in Bern, 1908 in London, 1912 in Dresden, an denen<br />

auch Pallat beteiligt war. Auf dem Dresdener Kongress<br />

wurde zum ersten Mal in der Öffentlichkeit die<br />

Forderung nach einem wissenschaftlichen neben dem<br />

künstlerischen Studium der Zeichenlehrer erhoben. 22 Zu<br />

einem gewissen Abschluss dieser Entwicklung kam es<br />

mit dem wesentlich von Pallat beeinflussten Erlass über<br />

die Prüfung für das künstlerische Lehramt an höheren<br />

Schulen vom Jahre 1922 23 , der �die Gleichstellung der<br />

Lehrkräfte in den künstlerischen mit denen der wissenschaftlichen<br />

Fächer und damit die Anerkennung der<br />

Gleichrangigkeit der Kunsterziehung mit den anderen<br />

Unterrichtsfächern brachte�. 24<br />

Pallats Bemühungen in den 1920er Jahren, auf administrativem<br />

Wege auch dem Werkunterricht, an dessen<br />

Konzeption er maßgeblich beteiligt war, eine ebenso feste<br />

Verankerung im Schulunterricht zu geben wie dem<br />

Zeichen- und Kunstunterricht 25 , sind � um es kurz zu<br />

21 Vgl.: Pallat, Ludwig: <strong>Der</strong> Unterricht im Zeichnen. In: Die Reform<br />

des höheren Schulwesens in Preußen. Herausgegeben<br />

von W. Lexis. Halle/Saale 1902, S. 305-311.<br />

22 Vgl.: Die Entwicklung des Zeichenunterrichts in Preußen.<br />

(Vortrag, gehalten im Rahmen der vom 10.-12.4.1930 im Zentralinstitut<br />

abgehaltenen Tagung �<strong>Der</strong> Zeichenunterricht�). In:<br />

Pädagogisches Zentralblatt, Jg. 10/1930, H. 7/8, S. 385-397.<br />

23 Vgl.: Pallat, Ludwig: Das künstlerische Lehramt an den höheren<br />

Schulen Preußens. In: Pädagogische Blätter für <strong>Lehrer</strong>bildung<br />

und <strong>Lehrer</strong>bildungsanstalten, Jg. 1922, S. 325-337.<br />

24 Böhme, Günther: Das Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht<br />

und seine Leiter. Zur Pädagogik zwischen Kaiserreich und<br />

Nationalsozialismus. Neuburgweier/Karlsruhe 1971, S. 102.<br />

25 Vgl. u.a.: Pallat, Ludwig: Kunsterziehung. In: Die deutsche<br />

Schulreform. Ein Handbuch für die Reichsschulkonferenz. Hrsg.<br />

vom Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht Berlin, Leipzig<br />

1920, S. 117-131; ders.: Kunsterziehung durch Zeichnen und<br />

Handarbeit. In: Jugendführer und Jugendprobleme. Festschrift<br />

zu Kerschensteiners 70. Geburtstag, München 1924, S. 135-<br />

158; ders.: Die bildnerische Erziehung. In: Die neuzeitliche<br />

deutsche Volksschule. Bericht über den Kongreß Berlin 1928.<br />

Berlin 1928, S. 179-196.<br />

6<br />

fassen - nicht so erfolgreich gewesen: <strong>Der</strong> Werkunterricht<br />

blieb wahlfreies Lehrfach. 26<br />

2. Das Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht in<br />

Berlin und sein Mitbegründer und langjähriger Leiter<br />

Ludwig Pallat<br />

In dem bereits erwähnten biographischen Fragebogen<br />

der Brockhaus-Redaktion von 1934 fährt Ludwig Pallat<br />

mit Blick auf die Stationen seines weiteren beruflichen<br />

Werdegangs fort:<br />

���]. Leitete seit 1915 das Zentralinstitut für Erziehung<br />

und Unterricht in Berlin. War 1928 bis 1932 Kurator der<br />

Universität Halle-Wittenberg und daneben weiter Leiter<br />

des Zentralinstituts. 1932 Ernennung zum Ehrensenator<br />

der genannten Universität und Rückkehr nach Berlin.<br />

Herbst 1933 nach Niederlegung der Leitung des Zentralinstituts<br />

nach Griechenland. Dort bis Frühjahr 1934 mit<br />

archäologischen Studien beschäftigt. Ende 1934 vom<br />

Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung<br />

ersucht, die Leitung des Zentralinstituts bis auf<br />

weiteres wieder zu übernehmen." 27<br />

Zum Zentrum seines weiteren beruflichen Wirkens entwickelte<br />

sich zweifelsohne das ZI, an dessen Gründung<br />

er maßgeblich beteiligt war und dessen Leitung er mehr<br />

als 2 Jahrzehnte innehatte.<br />

Mit dem ZI, das im März 1915 offiziell eröffnet wurde,<br />

sollte eine zentrale pädagogische Sammel-, Auskunftsund<br />

Arbeitsstelle für das gesamte Erziehungs- und Unterrichtswesen<br />

in Deutschland geschaffen werden. Bereits<br />

längere Zeit vorher war von staatlichen und städtischen<br />

Stellen � so auch von dem Frankfurter Pädagogik-Professor<br />

Julius Ziehen 28 - sowie von verschiedenen<br />

<strong>Lehrer</strong>verbänden über die Einrichtung eines Reichsschulmuseums<br />

als einer zentralen Stätte für die wissenschaftliche<br />

und pädagogische Förderung der <strong>Lehrer</strong>schaft<br />

verhandelt worden. Zusammengefasst wurden im<br />

ZI das städtische Schulmuseum Berlin und die Deutsche<br />

Unterrichtsausstellung auf der Weltausstellung in Brüssel<br />

von 1910, die als Dauerausstellung seit 1912 im ehemaligen<br />

Friedrichsgymnasium in Berlin aufgebaut war.<br />

Das ZI, in dem Gebäude der ehemaligen Berliner Hochschule<br />

für Musik in der Potsdamer Straße 120 in Berlin<br />

26 Pallat, Ludwig: Die Kunsterziehung. In: Handbuch der Pädagogik.<br />

Herausgegeben von Herman Nohl und Ludwig Pallat.<br />

Band 3. Langensalza 1930, S. 408-428 sowie ders: Die Werkerziehung.<br />

In: Ebd., S. 429-443.<br />

27 Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin:<br />

Nachlas Ludwig Pallat, Sign.: I. HA Rep. 92 Pallat (Karton 7,<br />

Mappe 19).<br />

28 Die Gründung des ZI geht auf einen Plan des Frankfurter<br />

Stadtschulrats und späteren Universitätsprofessors für Pädagogik<br />

Julius Ziehen zurück. Vgl.: Ziehen, Julius: Über den Gedanken<br />

der Gründung eines Reichsschulmuseums. Leipzig/Frankfurt<br />

a. M. 1903 sowie Ziehen, Julius: Über ein künftiges<br />

deutsches Reichsschulmuseum. In: Monatsschrift für höhere<br />

Schulen, Jg. 2/1903, S. 400-402.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!