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Der Lehrer wird's schon richten,... - Adolf-Reichwein-Verein

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eichwein forum Nr. 8 / Juli 2006<br />

�Lebenskampf���Lebensgemeinschaft� bestimmt, lautet:<br />

�Unsere Erziehung ist wesentlich eine politische,<br />

d.h., wir erziehen Menschen zum Gemeinsinn,<br />

zum Sein und Handeln in der Gemeinschaft.<br />

Darum ist alle unsere Arbeit, alles Beobachten<br />

und Durchdenken von dem Bemühen durchdrungen,<br />

aufbauende, ordnende Kräfte zu entdecken,<br />

Lebensgemeinschaft am Werk zu sehen,<br />

am Modell gewissermaßen zu studieren<br />

(Saatbeet - Bienenwabe); und daran die Zusammengehörigkeit,<br />

die innere Geschlossenheit<br />

des natürlichen Daseins zu erkennen. Die Strukturen<br />

des natürlichen Seins, so wie wir sie am<br />

stellvertretenden Modell studieren, werden uns<br />

zu Sinnbildern unseres eigenen menschlichen<br />

Seins. Sie stellen die einfachen, einsichtigen,<br />

anschaubaren Fälle dar, an denen dem Kinde<br />

die ersten Ahnungen und Lichter aufgehen: So<br />

also vollzieht sich Leben.� 17<br />

Von den �aufbauenden und ordnenden Kräften� und<br />

sinnbildhaften �Strukturen des natürlichen Seins� wird<br />

im Zusammenhang mit der �Formenkunde� noch einmal<br />

zu sprechen sein.<br />

2. Zur �Formenkunde� (�Vom Sehen�, �Schule des Sehens�)<br />

2. 1 Das Ensemble der �einfachen Formen�<br />

Das Kapitel �Von den einfachen Formen� stellt im Abschnitt<br />

�Vom Sehen� den Basistext. Die �Schule des Sehens�<br />

vermittelt im Rahmen ihrer mediendidaktischen<br />

Perspektive die ergänzenden Hinweise.<br />

<strong>Der</strong> Basistext 18 der �Formenkunde� beginnt mit der<br />

Ausformulierung des Grundsätzlichen:<br />

�In der Naturstoffkunde stoßen wir immer wieder<br />

auf die nahe innere Verwandtschaft der Naturund<br />

Kunstformen. Ja, gerade die Betrachtung<br />

der Naturformen als Formwerte führt uns immer<br />

wieder von neuem zu der Entdeckung, daß jede<br />

Form in Gesetzmäßigem begründet ist.�<br />

Es folgt die Exemplifikation an jener �geometrischen<br />

Grundform� der Natur, der <strong>Reichwein</strong> wiederkehrend<br />

besondere Beachtung schenkt:<br />

�Das Sechseck-Schema, um nur ein Beispiel zu<br />

nennen, das dem Schneekristall ebenso wie<br />

dem Steingerippe eines gotischen Rundfensters<br />

zugrundeliegt, führt nach dem Gesetz dieser<br />

Grundform sowohl im natürlichen Geschehen<br />

25<br />

wie im menschlichen Schaffen zu einander sehr<br />

naheliegenden Einzelformen.�<br />

<strong>Der</strong> Fundamentalsatz der �Formenkunde� ist in die<br />

Formulierung gefasst:<br />

�Und von dem einfachen Schneekristall bis zu<br />

den Großformen der lebendigen Natur stoßen<br />

wir auf vielen Wegen immer wieder auf dieselbe<br />

Erkenntnis, dass keine Form gleichgültig ist,<br />

sondern jede auf eine bestimmte Weise vorbestimmt<br />

und vorentschieden, und jede einen einmaligen<br />

Wert verkörpert.�<br />

Das Grundsätzliche wird sodann an ausgewählten Beispielen<br />

der Natur und der Menschenwelt konkretisiert:<br />

�In der Erdkunde kommen wir daher immer<br />

wieder auf die Formwerte gewisser Landschaftsbildungen,<br />

auf alluviale oder vulkanische,<br />

immer aber auf innere Zusammenhänge<br />

zwischen Entstehungsgeschichte und Form.<br />

Was wir so an den Formen der Natur sehen<br />

und lesen lernen und, wie am Beispiel des<br />

Schneekristalls gezeigt, in Gedanken immer<br />

wieder mit den Kunstformen des menschlichen<br />

Schaffens verbinden, begegnet uns in der<br />

Welt, die wir Kultur nennen, auf ähnliche Weise.<br />

Auch dort entdecken wir, wenn wir den<br />

Blick ein wenig für das Wertvolle geschult haben,<br />

daß jede Formgebung an den Stoff, aus<br />

dem sie geschieht, und an den Zweck, auf den<br />

sie sich richtet, gebunden ist. Gewebe, Geräte<br />

aus Holz und Eisen, Häuser und Möbelformen,<br />

kurz alles Gegenständliche unserer Umgebung<br />

üben wir uns, mit neuen Augen zu sehen<br />

und aus einem einfachen Gefühl für das<br />

Schöne und Zweckmäßige zu werten. Was wir<br />

soeben für die Volkskunde andeuteten, gilt natürlich<br />

ebenso für die Beschäftigung mit der<br />

jüngsten und ganz gegenwärtigen Technik. Ja,<br />

genaugenommen gehört der vollendete Körper<br />

eines Motorschiffs oder das stählerne Gefüge<br />

eines Hebewerks für uns ebenso zu den Kernbeständen<br />

der deutschen Volkskunde wie die<br />

überlieferten und in ihrer letzten Gültigkeit unantastbaren<br />

Formen eines friedlichen Bauernhofs<br />

oder eines aus Ton gebrannten Krugs, in dem<br />

der Kaffee aufs Feld gebracht wird.� 19<br />

Zu den �Formen der Natur� gehören auch jene Phänomene,<br />

die in der �Schule des Sehens� unter dem Begriff<br />

des �Erdlebens� ihren didaktischen Ort haben:<br />

�Unsere heimatliche Landschaft verweist uns<br />

immer wieder auf die außerordentliche Bedeutung<br />

der vergangenen Gletscherbildung nicht

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