Der Lehrer wird's schon richten,... - Adolf-Reichwein-Verein
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eichwein forum Nr. 8 / Juli 2006<br />
mit Statistiken und Tabellen von mehreren hundert Seiten.<br />
Ergänzt werden die Quellentexte durch eine Auswahl<br />
von zeitgenössischen Dokumenten (Rezensionen, Berichte<br />
von Veranstaltungen, Tagungsprotokolle, Tagebuchaufzeichnungen,<br />
Vorlesungsmitschriften, Zeitzeugenerinnerungen,<br />
Briefe von Dritten), die zum Verständnis<br />
der professionellen Aktivitäten <strong>Reichwein</strong>s von Relevanz<br />
sind. Zu deren Sicherung waren nicht nur aufwendige<br />
Archivrecherchen, sondern auch z.T. umfangreiche<br />
Korrespondenzen mit Privatpersonen notwendig, die<br />
in einigen Fällen noch wertvolle ergänzende Materialien<br />
aus ihren Nachlässen zur Verfügung stellen konnten.<br />
Parallel zu den Bibliotheks- und Archivrecherchen der<br />
beiden wissenschaftlichen Bearbeiter war in dieser ersten<br />
Projektphase eine studentische Hilfskraft bereits<br />
damit beschäftigt, gedruckte Texte <strong>Reichwein</strong>s, soweit<br />
sie in einer modernen Schrifttype (Antiqua) vorlagen, zu<br />
scannen und mit einer OCR-Software 129 (ABBYY Fine-<br />
Reader) im Word-Format zu bearbeiten.<br />
1.2. Entwicklung des Editionskonzepts für die fünfbändige<br />
Werkausgabe der pädagogischen<br />
Schriften <strong>Adolf</strong> <strong>Reichwein</strong>s<br />
In der zweiten Projektphase, für die wir in unserem Antrag<br />
vom 27. Juli 2001 4 Monate veranschlagt hatten,<br />
wurde das von den Bearbeitern in Bibliotheken, Archiven<br />
und Privatnachlässen erhobene Material gesichtet und<br />
gewichtet und das Editionskonzept für die 5bändige<br />
Werkausgabe der pädagogischen Schriften vor dem Hintergrund<br />
der digitalisierten Gesamtausgabe entwickelt.<br />
Bereits in unserem damaligen Antrag an die DFG hatten<br />
wir ein spezifisches Forschungsproblem thematisiert,<br />
das sich im Prozess einer Werkausgabe der Pädagogischen<br />
Schriften <strong>Adolf</strong> <strong>Reichwein</strong>s stellt. <strong>Der</strong> ungewöhnlichen<br />
Weite explorativer Interessen, politischer und pädagogischer<br />
Verantwortungen des Autors entspricht das<br />
Nebeneinander unterschiedlicher Textsorten, die der<br />
vielseitige Pädagoge hinterließ. Untersuchungen weltwirtschaftlicher<br />
und weltpolitischer Entwicklungstrends,<br />
Analysen drastischer Veränderungen der politischen<br />
Konstellationen in Deutschland stehen zeitgleich neben<br />
pädagogischen Erfahrungsbe<strong>richten</strong>, Reflexionen aktueller<br />
Problemlagen und modellhaften Reformkonzeptionen.<br />
Soll die Werkausgabe Rezipienten eine Serviceleistung<br />
zur Weiterführung der inzwischen erfreulich fortgeschrittenen<br />
<strong>Reichwein</strong>-Forschung bieten, wie wir den<br />
Editionszweck im DFG-Antrag begründet hatten, dann<br />
müssen die Beziehungsgefüge zwischen den verschiedenen<br />
Materialsorten so weit wie möglich transparent<br />
gemacht werden.<br />
Hierzu waren Forschungsaktivitäten erforderlich, die wir<br />
als �Forschung im Editionsvorgang� bezeichnet haben.<br />
129 Optical Character Recognition = Texterkennung<br />
62<br />
Dieses spezifische Desiderat einer <strong>Reichwein</strong>-<br />
Werkausgabe hat uns nach eingehenden Vorgesprächen<br />
mit Repräsentanten der Deutschen Gesellschaft für<br />
Erziehungswissenschaft (DGfE) bewogen, den Antrag<br />
nicht bei der Bibliotheks-, sondern der Forschungskommission<br />
Erziehungswissenschaft in der DFG einzureichen.<br />
Wie aus dem Bewilligungsbescheid hervorgeht,<br />
sind die dortigen Gutachter unserer Argumentation gefolgt.<br />
Im Zusammenhang mit der Herstellung einer gesicherten<br />
Textgrundlage stellte sich das Problem des wechselseitigen<br />
Verhältnisses zwischen den verschiedenen<br />
Textproduktionen in zweierlei Hinsicht:<br />
1. Bei der Sammlung und Anordnung des Materials<br />
und dem Versuch, Lücken in der Dokumentation der<br />
professionellen pädagogischen Aktivitäten <strong>Reichwein</strong>s<br />
zu schließen und<br />
2. bei Versuchen, die Genese der Texte zu rekonstruieren.<br />
Dass zwischen den unterschiedlichen Textsorten im<br />
Nachlass <strong>Reichwein</strong>s enge Beziehungen bestehen, die<br />
Aufschlüsse über die politischen und pädagogischen<br />
Auffassungen des Autors vermitteln, steht nach diesen<br />
Vorarbeiten außer Frage. In den weiteren Arbeitsphasen<br />
sollte es nun darum gehen, dieses Beziehungsgeflecht<br />
in den Kommentierungen der einzelnen Texte für Nutzer<br />
der Werkausgabe durchsichtig zu machen. Dabei<br />
stößt man auf ein spezifisches Editionsproblem von<br />
<strong>Reichwein</strong>-Texten, mit dem bereits Ursula Schulz konfrontiert<br />
war, als sie den 1974 publizierten Briefband besorgte<br />
130 : Die bereits erwähnte Vielseitigkeit der Interessen,<br />
das ungewöhnlich weite Kommunikationsnetz des<br />
Autors, nicht zuletzt aber auch die Tarnsprache, zu der<br />
er sich nach dem Frühjahr 1933 gezwungen sah, bedingten<br />
einen derart hohen Informationsbedarf, dass<br />
seinerzeit der Anmerkungsapparat gegenüber den Texten<br />
überproportional anschwoll.<br />
In der nun entstehenden 5-bändigen Werkausgabe der<br />
pädagogischen Schriften <strong>Reichwein</strong>s stellt sich das<br />
Problem der Überbürdung des Anmerkungsapparates<br />
jetzt in verschärfter Form, und zwar in zweierlei Hinsicht:<br />
1. Zum hohen Informationsbedarf über die in den Schriften<br />
erwähnten Namen, Fakten und historischen Daten<br />
kommen hier notwendige Klärungen systematischer<br />
Beziehungen, wie etwa das Verhältnis der Weltwirtschaft<br />
zur Pädagogik, genauer � um ein Beispiel aus<br />
dem Band 4 herauszugreifen: der Landschulpädagogik<br />
in Deutschland oder zentraler Begriffe, wie etwa dem<br />
der �Werkerziehung�. <strong>Reichwein</strong>s Position im zeitgenössischen<br />
Diskurs über diese Fragen bedarf kommen-<br />
130 Vgl.: Schulz, Ursula (Hrsg.): <strong>Adolf</strong> <strong>Reichwein</strong>. Ein Lebensbild<br />
in Briefen und Dokumenten. München 1974; inzwischen<br />
neu herausgegeben von: Pallat, Gabriele C./Roland <strong>Reichwein</strong>/Lothar<br />
Kunz mit einer Einführung von Peter Steinbach.<br />
Paderborn 1999.