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Weiterentwicklung und Profilierung der katholischen Sozialstationen in

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Mit dem Ziel e<strong>in</strong>er flächendeckenden ambulanten Versorgung<br />

wurde seit Anfang <strong>der</strong> 1970er Jahre von staatlicher Seite die<br />

Gründung professioneller Dienste forciert, die e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zugsgebiet<br />

von etwa 20.000 E<strong>in</strong>wohnern umfassen sollten. Aus Zusammenschlüssen<br />

von geme<strong>in</strong>dlichen Krankenpflegestationen entstanden<br />

nach <strong>und</strong> nach die <strong>Sozialstationen</strong>. Die örtlichen<br />

Hauspflegewerke, <strong>der</strong>en Aufgabe die Haus- <strong>und</strong> Familienpflege<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für k<strong>in</strong><strong>der</strong>reiche Familien war, wurden <strong>in</strong> die <strong>Sozialstationen</strong><br />

<strong>in</strong>tegriert. Nur <strong>in</strong> Stuttgart <strong>und</strong> <strong>in</strong> Regionen, <strong>in</strong> denen<br />

ke<strong>in</strong>e <strong>katholischen</strong> <strong>Sozialstationen</strong> entstanden s<strong>in</strong>d, gibt es nach<br />

wie vor die Hauspflegewerke als eigenständige Dienste.<br />

Die Diözese Rottenburg-Stuttgart (wie übrigens auch die Evangelische<br />

Landeskirche Württemberg) entschied sich se<strong>in</strong>erzeit<br />

für e<strong>in</strong>e Struktur, die idealtypisch so aussah: E<strong>in</strong>e Kirchengeme<strong>in</strong>de<br />

e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>zugsgebiets übernahm die Trägerschaft <strong>der</strong> Sozialstation<br />

<strong>und</strong> die übrigen Kirchengeme<strong>in</strong>den sowie Kommunen<br />

im E<strong>in</strong>zugsgebiet beteiligten sich über Verträge am f<strong>in</strong>anziellen<br />

Risiko. Drei <strong>Sozialstationen</strong> konnten se<strong>in</strong>erzeit e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e<br />

Rechtsform durchsetzen – zwei als geme<strong>in</strong>nützige GmbH <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>e als e<strong>in</strong>getragener Vere<strong>in</strong> (e.V.), jeweils mit den <strong>katholischen</strong><br />

Kirchengeme<strong>in</strong>den des E<strong>in</strong>zugsgebiets als Gesellschafter o<strong>der</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong>.<br />

Die E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> Pflegeversicherung im Jahr 1995 brachte<br />

wie<strong>der</strong> neue Herausfor<strong>der</strong>ungen: Das bis dah<strong>in</strong> geltende System<br />

e<strong>in</strong>er vom Bedarf her geplanten <strong>und</strong> durch öffentliche För<strong>der</strong>ung<br />

gesteuerten Infrastruktur wurde abgelöst. Mit dem Pflegeversicherungsgesetz<br />

war <strong>der</strong> politische Wille verb<strong>und</strong>en, dass auch<br />

im Bereich <strong>der</strong> Pflege – obwohl reguliert – Dienstleistungen<br />

nach den Bed<strong>in</strong>gungen von Markt <strong>und</strong> Wettbewerb angeboten<br />

werden sollten. Die <strong>Sozialstationen</strong> mussten sich also darauf<br />

e<strong>in</strong>stellen, mit privaten Anbietern <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en freien Trägern<br />

<strong>der</strong> Wohlfahrtspflege zu konkurrieren.<br />

DAS KARITATIVE PROFIL KIRCHLICHER SOZIALSTATIONEN<br />

1.3 Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

Die Entwicklung <strong>der</strong> letzten Jahre <strong>und</strong> die gegenwärtige Situation<br />

stellen verschiedene Aufgaben <strong>und</strong> Herausfor<strong>der</strong>ungen an die<br />

kirchlichen <strong>Sozialstationen</strong>, die sowohl ihr <strong>in</strong>haltlich-fachliches<br />

Profil betreffen, vor allem aber auch ihr Selbstverständnis. Beides<br />

gehört zusammen <strong>und</strong> die <strong>Weiterentwicklung</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialstationen</strong><br />

muss diesem Umstand Rechnung tragen. Die kirchlichen <strong>Sozialstationen</strong><br />

müssen sich daher immer wie<strong>der</strong> neu ihres Profils <strong>und</strong><br />

Auftrages sowie ihrer Kooperation mit an<strong>der</strong>en kirchlichen Hilfsangeboten<br />

vergewissern <strong>und</strong> das eigene Format stärken.<br />

Stichwortartig seien im Folgenden verschiedene Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>und</strong> Problemfel<strong>der</strong> benannt. Dabei geht es immer auch<br />

um die Fragen: Wie stellen sich das christliche Selbstverständnis,<br />

die Motivation <strong>und</strong> das karitative Profil <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Stationen<br />

dar? Inwiefern kommen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Begegnung mit den notleidenden<br />

Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> pflegerischen <strong>und</strong> tätigen Zuwendung gelebtes<br />

Zeugnis <strong>und</strong> christliche Werte zum Tragen?<br />

Die ökonomisch-ethische Spannung<br />

Große Aufgaben für <strong>Sozialstationen</strong> stellen das Absichern <strong>und</strong><br />

Erreichen von hohen Qualitätsstandards dar, die Ausweitung<br />

fachlicher Kompetenzen <strong>und</strong> Angebote, die Anfor<strong>der</strong>ungen des<br />

sich wandelnden Ges<strong>und</strong>heitswesens, die Anfor<strong>der</strong>ungen von<br />

Markt <strong>und</strong> Wettbewerb <strong>und</strong> <strong>der</strong> damit e<strong>in</strong>hergehende Zwang<br />

zur Wirtschaftlichkeit.<br />

Gerade durch den Kostendruck kann das kirchliche Profil leiden.<br />

Wenn beispielsweise durch ungünstige Personalschlüssel o<strong>der</strong><br />

Arbeitsvorgaben die Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeiter nicht genügend<br />

Zeit für die Patient<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Patienten haben, besteht<br />

die Gefahr, dass Pflegebedürftige zu Objekten werden <strong>und</strong> so<br />

die ganzheitliche Sorge um den Menschen <strong>und</strong> damit die christliche<br />

Anthropologie verloren geht. Denn e<strong>in</strong> kirchliches Profil<br />

manifestiert sich vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zuwendung <strong>der</strong> Helfenden;<br />

dies ermöglicht dem Hilfsbedürftigen, nicht zum Objekt zu werden,<br />

son<strong>der</strong>n Subjekt se<strong>in</strong>er Lebensgeschichte zu bleiben.<br />

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