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PDF 8.8 MB - orden pour le mérite

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Was ist nun ein »Hyperzyklus«? Ich habe den Begriff herge<strong>le</strong>itet aus<br />

dem Reaktionsmechanismus, der eine hierarchische Überlagerung<br />

mehrerer Zyk<strong>le</strong>n beinhaltet, sozusagen ein Zyklus von Zyk<strong>le</strong>n. Das<br />

Wort ist nicht meine Erfindung, wie ich zunächst dachte. Es findet<br />

sich bereits in einem Brief von Carl Friedrich Gauß an seinen ungarischen<br />

Freund und Kol<strong>le</strong>gen Wolfgang Bolyai (1832) im Zusammenhang<br />

mit seinen Gedanken zu einer nicht-Euclidischen Geometrie.<br />

Al<strong>le</strong>rdings ist er dort im abstrakt-mathematischen Sinne gebraucht,<br />

indem er eine geometrische Eigenschaft symbolisiert. Unser Hyperzyklus<br />

7 dagegen, keineswegs im Widerspruch zur Gaußschen Interpretation,<br />

beschreibt das dynamische Prinzip einer Rückkopplung bei der<br />

Entstehung der genetischen Information, das sich durch das Schaltbild<br />

einer hierarchischen Überlagerung von Reaktionszyk<strong>le</strong>n darstel<strong>le</strong>n<br />

läßt. Der einfachste Fall eines Hyperzyklus läßt sich in einer RNA-<br />

Welt realisieren. Die Replikation von den beiden komp<strong>le</strong>mentären<br />

Plus- und Minus-Strängen muß zur Erreichung einer hinreichend hohen<br />

Erzeugungsrate katalytisch befördert werden. In der RNA-Welt<br />

kann der Katalysator ein RNA-Mo<strong>le</strong>kül, ein Ribozym, sein. Die Replikation<br />

des Ribozym-Gens führt zu seiner eigenen Verstärkung. Der<br />

Ratenumsatz enthält einen quadratischen Term der RNA-Konzentration,<br />

da die Replikation zwei RNA-Stränge erfordert, von denen der<br />

eine als Matrize für die »Kopierung«, der anderen als Ribozym funkioniert.<br />

Beide rekrutieren sich aus der g<strong>le</strong>ichen Mo<strong>le</strong>külklasse und haben<br />

dadurch eine erhöhte Chance für den Ursprung der Replikation.<br />

Einen analogen Mechanismus finden wir bei der RNA-Virusvermehrung<br />

in der Wirtszel<strong>le</strong> wieder. Die Infektion der Wirtszel<strong>le</strong> geschieht<br />

durch ein einzelnes Virusgenom, also ein einzelnes RNA-Mo<strong>le</strong>kül.<br />

Dieses kann sich nicht von al<strong>le</strong>in vermehren. Es muß erst von den<br />

Proteinfabriken der Wirtszel<strong>le</strong>, den Ribosomen, »übersetzt« werden.<br />

Eins der Übersetzungsprodukte ist das Enzym, also in diesem Fal<strong>le</strong> ein<br />

Protein-Mo<strong>le</strong>kül, das die Replikation der Virus RNA katalysiert. Auf<br />

diese Weise konnten wir nicht nur den Mechanismus der Virus-Replikation<br />

mit seinen verschiedenen Schritten genau untersuchen, sondern<br />

auch das Prinzip der hyperzyklischen Verstärkung in al<strong>le</strong>n Einzelheiten<br />

studieren 8 .<br />

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