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PDF 8.8 MB - orden pour le mérite

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Die Nervenfasern, welche vom Genikulatum ausgehen, projizieren<br />

auf Zellschichten im primären visuel<strong>le</strong>n Kortex. Dort finden sich<br />

dann Zel<strong>le</strong>n, wiederum schichtartig angeordnet, welche nicht mehr<br />

optimal auf Lichtpunkte und loka<strong>le</strong> Kontraste reagieren, sondern<br />

vielmehr auf Kanten und Linien, die sich über das Gesichtsfeld bewegen.<br />

In einer von mehreren Zellklassen, den ›einfachen Zel<strong>le</strong>n‹,<br />

reagiert eine vorgegebene Zel<strong>le</strong> optimal auf eine Linie, die in einer<br />

bestimmten Orientierung über eine bestimmte Stel<strong>le</strong> des Gesichtsfeldes<br />

bewegt wird. Für eine weitere Zellklasse (die komp<strong>le</strong>xen Zel<strong>le</strong>n)<br />

sind wiederum Linien optimal. Die Orientierung dieser Linien<br />

ist dabei noch von Bedeutung, al<strong>le</strong>rdings kommt es nicht mehr so<br />

sehr auf den genauen Ort des Lichtreizes an.<br />

Es ist also ersichtlich, daß die Repräsentation der Umwelt immer<br />

abstrakter wird, wenn wir uns Schritt für Schritt durch die ersten<br />

Stationen der Signalverarbeitung im visuel<strong>le</strong>n System bewegen<br />

(Abb. 5). In jedem Stadium wird eine Eigenschaft oder Spezifität<br />

verloren, während eine andere – meist kompliziertere – dazugewonnen<br />

wird. So wird z.B. beim Schritt von den Photorezeptoren zu den<br />

Ganglionzel<strong>le</strong>n Kontrastempfindlichkeit gewonnen, während die<br />

Information über die absolute Be<strong>le</strong>uchtungsstärke teilweise verlorengeht.<br />

Auf dem Weg von den Ganglionzel<strong>le</strong>n zu den Zel<strong>le</strong>n des Genikulatums<br />

wird das Prinzip aufgegeben, daß eine Region der Außenwelt<br />

durch eine bestimmte Stel<strong>le</strong> des Netzwerkes repräsentiert wird,<br />

während paral<strong>le</strong><strong>le</strong> Datenverarbeitung in getrennten Schichten dazugewonnen<br />

wird. In den ›einfachen Zel<strong>le</strong>n‹ des visuel<strong>le</strong>n Kortex ist<br />

die punktförmige Beziehung verlorengegangen, während Richtungsse<strong>le</strong>ktivität<br />

entsteht. Schließlich ist bei den ›komp<strong>le</strong>xen Zel<strong>le</strong>n‹<br />

der Ortsbezug fast ganz aufgegeben zugunsten einer Empfindlichkeit<br />

über weite Bereiche des Gesichtsfeldes hinweg. Wir erkennen,<br />

daß in den ersten Stadien der visuel<strong>le</strong>n Datenverarbeitung Kantenkontraste<br />

herausgearbeitet werden. Dies ist möglicherweise der<br />

Grund dafür, daß wir Objekte in Bildern mühelos wahrnehmen,<br />

selbst wenn sie nur skizzenartig in einer Strichzeichnung festgehalten<br />

sind.<br />

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