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PDF 8.8 MB - orden pour le mérite

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lichkeiten des Horns mit seinem unverwechselbaren Charakter in<br />

der Kammermusik zu prüfen.<br />

Als einmaliges Vorbild bot sich hierbei das 1865 komponierte Trio für<br />

Klavier, Violine und Waldhorn von Johannes Brahms an. Beide Komponisten<br />

standen ja bei ihren Unikaten der Kammermusik-Literatur<br />

im Zwiespalt zwischen Waldhorn und Ventilhorn. Brahms hatte ursprünglich<br />

an die Möglichkeit eines Ventilhorns gedacht, entschied<br />

sich dann jedoch <strong>le</strong>tztlich für das Waldhorn. Bei Ligeti war es gerade<br />

umgekehrt. Er, der in seinem Trio die technischen Möglichkeiten des<br />

Ventilhorns bis auf die Spitze trieb, hatte trotzdem, wie er zugab, beim<br />

Komponieren auch »seine Sammlung von Naturhörnern« im Kopf.<br />

Auch sonst fal<strong>le</strong>n Ähnlichkeiten äußer lichen und nicht thematischen<br />

Charakters zwischen beiden Trios auf.<br />

Da ist einmal die von der Klassik übernommene Viersätzigkeit. Al<strong>le</strong>rdings<br />

weicht der Kopf-Satz des Brahms-Trios, ein »Andante«, vom<br />

klassischen Vorbild des Sonatensatzes ab. Ligetis erster Satz, der die<br />

dreiteilige Liednorm ABA übernimmt, ist mit »Andantino con tenerezza«<br />

überschrieben.<br />

Mit seiner Verehrung für Brahms hat Ligeti auch dessen Verehrung<br />

für das große Vorbild Ludwig van Beethoven mitkomponiert. Beethoven<br />

hat zwar kein Horntrio geschrieben, aber doch eine Hornsonate,<br />

also g<strong>le</strong>ichsam ein Horntrio ohne Geige. Gewisse Annäherungen an<br />

Beethovensche Scherzi gibt es im Marschteil des dritten Trio-Satzes,<br />

wobei diese Annäherungen aber auch von dem Steve Reich’schen<br />

Prinzip der Phasenverschiebung überlagert sind.<br />

Nicht zu verkennen ist, daß Ligeti in seinem Trio dem Sprichwort<br />

»man kehrt immer zu seiner ersten Liebe zurück« folgt. Zu dieser<br />

ersten Liebe zählt für den in einer multinationa<strong>le</strong>n Landschaft aufgewachsenen<br />

Ligeti die Musik-Ethnologie und vor al<strong>le</strong>m die frühe<br />

Verehrung für den nicht nur in der ungarischen, sondern ebenso in<br />

mancher anderen Folklore bewanderten Komponisten Béla Bartók.<br />

Dem Geist, weniger der konkreten Gestalt der Bartókschen Multi-<br />

Folklore entspricht Ligetis originel<strong>le</strong>r Versuch, im zweiten Satz des<br />

Trios zu einer Synthese von lateinamerikanischen und balkanesischen<br />

E<strong>le</strong>menten zu gelangen. Ebenso gibt es – in deutlichem<br />

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