PDF 8.8 MB - orden pour le mérite

eine kulturelle Blüte befördert, die in der Welt ihresgleichen sucht.
Die Schlösser, Gärten, Museen und Kunstsammlungen kleiner und
größerer Fürstentümer, von den Königreichen ganz zu schweigen,
bildeten den Kern einer Residenzkultur, von der die Kommunen, die
Länder und der Bund bis heute zehren. Deshalb breche ich heute
auch vor Ihnen eine Lanze für den Föderalismus: Ihm verdankt
Deutschland seine einzigartige kulturelle Vielfalt.
Natürlich leiden wir Kulturpolitiker manchmal auch unter den Einschränkungen,
die uns der Föderalismus auferlegt. Der Vorgang
»Waldschlößchenbrücke in Dresden« ist ein beredtes Beispiel dafür.
Aber ich bleibe dabei: Die Vorteile dieses föderalen Systems wiegen
dessen Nachteile bei weitem auf. Deutschland ist eine Kulturnation
nicht trotz, sondern vor allem wegen des Föderalismus. Die Welt beneidet
uns um unsere Kulturlandschaft mit ihrer Vielfalt und ihrem
Reichtum.
Sie ist das Fundament, auf dem unsere Gesellschaft, unsere Nation
aufbaut. Sie stiftet gerade in dieser Zeit der Globalisierung und der
weitverbreiteten Orientierungslosigkeit jenen Zusammenhalt und
jene Werte, die für unser Zusammenleben und unsere Identität unverzichtbar
sind.
Sie lehrt uns, daß es eine Welt jenseits der Funktionalität und jenseits
von Nützlichkeitserwägungen oder gar von Profit gibt. Kultur,
das ist die Summe all der Lebensäußerungen, mit denen wir unsere
Welt gestalten und verändern.
Ohne dieses »Reich der Künste und der Wissenschaften«, dem ja
auch Sie, die Ordensmitglieder, angehören, wäre Deutschland ein
armseliges Land.
In diesem Sinne erhebe ich mein Glas auf den Orden und auf Sie,
die verdienstvollen Mitglieder. Ich wünsche Ihrem Jahrestreffen
einen guten Verlauf und uns viele anregende Gespräche.
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