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PDF 8.8 MB - orden pour le mérite

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Albrecht Dih<strong>le</strong><br />

Deutsche reden in Erziehungs- und Schulfragen meist von Bildung.<br />

Es soll eben nicht nur um die Vermittlung nützlicher Kenntnisse,<br />

sondern um die Formung des ganzen inneren Menschen gehen. In<br />

anderen Sprachen gibt es diese Metapher auch, aber seltener gebraucht<br />

als im Deutschen. Der deutsche Wortgebrauch stammt, den<br />

Sprechern meist unbewußt, aus der Gedankenwelt unserer Klassik.<br />

Die Metapher selbst ist viel älter. In der Antike glaubte man, daß die<br />

Bärin formlose F<strong>le</strong>ischklumpen zur Welt bringe und ihnen dann<br />

durch liebevol<strong>le</strong>s Be<strong>le</strong>cken die Gestalt k<strong>le</strong>iner Bären gebe. Der Kirchenvater<br />

Ambrosius deutete das als Bild der Erziehung. Das war<br />

früher dem Lesepublikum noch geläufig. Ein provinziel<strong>le</strong>r Dichter<br />

des 19. Jahrhunderts beschrieb eine mittelalterliche Klosterschu<strong>le</strong><br />

folgendermaßen:<br />

auf den rauen Eichenbänken saß die Brut der Sachsenrecken,<br />

Junge Bären, Riesenarbeit war’s, sie bildend zu be<strong>le</strong>cken.<br />

Aber ist das Bären<strong>le</strong>cken heute so obso<strong>le</strong>t? Wir propagieren ein Recht<br />

auf Bildung, aber verweisen dafür nur auf die Schu<strong>le</strong>, <strong>le</strong>diglich<br />

e i n e n Faktor im Bildungsprozeß. Dazu befaßt sich die öffentliche<br />

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