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PDF 8.8 MB - orden pour le mérite

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ziten in diesen Eigenschaften bei Krankheiten oder bei Hirnver<strong>le</strong>tzungen<br />

erlaubt Aufschluß über die Arbeitsweise des Gehirns. 4<br />

Der zweite, ›reduktionistische‹ (oder ›bottom up‹) Ansatz beginnt<br />

heute natürlich bei den Mo<strong>le</strong>kü<strong>le</strong>n. Nachdem das menschliche Genom<br />

weitgehend ausge<strong>le</strong>sen ist, wissen wir, daß etwa 1300 Gene für<br />

Proteine kodieren, die im weiteren Sinne für Signa<strong>le</strong>, Signa<strong>le</strong>rkennung<br />

und Signalverarbeitung verantwortlich sind. Davon sind etwa<br />

200 Bauan<strong>le</strong>itungen für Ionenkanä<strong>le</strong> – also diejenigen Mo<strong>le</strong>kü<strong>le</strong>, die<br />

primär für e<strong>le</strong>ktrische Signa<strong>le</strong> verantwortlich sind. 5 Als wir vor 30 Jahren<br />

hier in Göttingen begannen, die e<strong>le</strong>ktrischen Signa<strong>le</strong> einzelner<br />

solcher Mo<strong>le</strong>kü<strong>le</strong> zu messen, dachten wir 6 , es gäbe etwa 5 bis 10 verschieden<br />

e Typen davon. Dies erschien als ausreichend, um die Nervenreiz<strong>le</strong>it<br />

ung und die e<strong>le</strong>ktrische Erregbarkeit von Neuronen, Muskeln<br />

und Drüsenzel<strong>le</strong>n zu erklären. Man weiß inzwischen vie<strong>le</strong>s über die<br />

Mechanismen, wie diese Mo<strong>le</strong>kü<strong>le</strong> zusammenwirken, um ein e<strong>le</strong>ktrisches<br />

Signal zu erzeugen, das sich auf der Nervenfaser fortpflanzt. In<br />

diesem Sinne ist der Nervenimpuls entschlüsselt. Man kennt vie<strong>le</strong> der<br />

Details, wie der ›Funke‹ an der Nervenendigung auf die nachgeschaltete<br />

Zel<strong>le</strong> – sei es ein weiteres Neuron oder eine Muskelzel<strong>le</strong> – überspringt.<br />

Man weiß, daß in diesen Verbindungen zwischen den Neuronen<br />

ein Großteil der plastischen Veränderungen stattfindet, von denen<br />

ich vorher gesprochen habe. Dabei wird davon ausgegangen, daß Gedächtnisinhalte<br />

durch ein bestimmtes Verschaltungsmuster repräsentiert<br />

sind, was sich im Lernvorgang durch plastische Veränderungen<br />

der Verbindungsstärken zwischen Neuronen bildet.<br />

Die Neuroanatomie zeigt, daß die bevorzugten und immer wiederkehrenden<br />

Strukturen im Zentralnervensystem Schichtstrukturen sind, in<br />

4 Weiskrantz, L. Warrington, E. K., Sanders, M.D. und J. Marshall, 1974. Visual<br />

capacity in the hemianopic field following a restricted occipital ablation. Brain<br />

97, 709-728.<br />

5 Hil<strong>le</strong>, B.: Ion Channels of Excitab<strong>le</strong> Membranes, 3 rd Ed., Sinauer, Sunderland,<br />

Mass. 2001, S. 700.<br />

6 ›wir‹ soll hier die langjährige Zusammenarbeit mit Bert Sakmann ansprechen.<br />

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