Volltext - Universität Hamburg
Volltext - Universität Hamburg
Volltext - Universität Hamburg
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
4. Grundlagen zur Temperaturentwicklung in Festkörpern<br />
Wie aus dem vorangegangenen Kapitel ersichtlich wird, ist die Bragg-Reflexion temperaturabhängig.<br />
Da ein XFELO einen sehr intensiven Lichtpuls generiert, sind thermische Berechnungen<br />
nötig, um die Änderung der Bragg-Wellenlänge zu berechnen. Zu Beginn wird eine Einleitung<br />
in die Wärmeleitung in Festkörpern gegeben. Anschließend wird ein analytischer Ansatz zur<br />
Lösung der Wärmeleitungsgleichung verfolgt. Zuletzt wird ein numerisches Verfahren erläutert,<br />
welches im Rahmen dieser Arbeit für die Berechnung der Temperatur in Kristallen genutzt<br />
wird.<br />
4.1. Einführung<br />
In Festkörpern gibt es unterschiedliche elementare Anregungen, wie zum Beispiel elektronische,<br />
photonische und phononische, um die geläufigsten zu nennen (vgl. Kittel, 1986, S. 82). Der<br />
Wärmetransport in kristallinen Festkörpern wird hauptsächlich durch phononische Anregungen<br />
getragen (Majumdar, 1993). Die Absorption elektromagnetischer Strahlung in Halbleitern/Isolatoren<br />
regen Valenzelektronen und optische Phononen an (Qiu et al., 1993).<br />
Die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Phononen im Kristall ist durch die Dispersionsrelation<br />
gegeben. Da sich die Ausbreitungsgeschwindigkeit der akustischen Phononen über einen sehr<br />
großen Frequenzbereich kaum ändert, kann diese als konstant angesehen werden (McSkimin<br />
et al., 1972). Dieser Transportprozess der Phononen kann mikroskopisch mit der Boltzmann-<br />
Transportgleichung beschrieben werden (vgl. Ziman, 2001; Kittel, 1986, S. 264 ff u. S. 617 ff)<br />
∂f<br />
∂t + ⃗v ⃗ ∇ r f + ˙⃗v ⃗ ∇ v f =<br />
( ) ∂f<br />
, (4.1)<br />
∂t<br />
Streu<br />
wobei f(⃗r, ⃗v, t) die Teilchenverteilungsfunktion in Abhängigkeit vom Ort ⃗r, der Geschwindigkeit<br />
⃗v, der Zeit t und der Beschleunigung des Teilchens ˙⃗v ist. Die Nabla-Operatoren ⃗ ∇ r , ⃗ ∇ v bilden die<br />
Ableitungen bezüglich der Orts- bzw. der Geschwindigkeitskoordinaten. Die Abhängigkeit von<br />
der Geschwindigkeit ⃗ ∇ v f ist klein und wird im Folgenden nicht mehr berücksichtigt f(⃗r, ⃗v, t) =<br />
f(⃗r, t) (Majumdar, 1993). Der zweite Term beschreibt die advektive Strömung der Verteilung.<br />
Die rechte Seite der Gleichung beschreibt die Änderung der Verteilung f aufgrund von Streuung.<br />
Der Streuterm kann mit der Relaxationszeit-Näherung genähert werden (vgl. Kittel, 1986,<br />
S. 619)<br />
∂f ω<br />
∂t + ⃗v · ⃗∇ r f ω = f 0 ω − f ω<br />
τ R<br />
, (4.2)<br />
mit f ω der Verteilungsfunktion in Abhängigkeit von der Phononfrequenz ω und der Gleichgewichtsverteilungsfunktion<br />
f 0 ω der Phononen, welche der Bose-Einstein-Statistik folgt. τ R ist<br />
die mittleren Zeitspanne zwischen zwei Streuereignissen. Aus der Verteilungsfunktion f ω lässt<br />
33