Dissertation GeiÃler - ProfNet
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A) Die verschiedenen religiösen und philosophischen<br />
Beurteilungen des Krieges.<br />
Die Gliederung dieses Abschnitts erfolgt so, daß zunächst die Lehre<br />
von der absoluten Verwerflichkeit jedes Krieges, sodann die entgegengesetzte<br />
Auffassung der allgemeinen Befürwortung des Rechts<br />
zum Kriege und an dritter Stelle die zwischen diesen beiden Extremen<br />
liegende Mittelmeinung der modifizierten Ablehnung oder Anerkennung<br />
des Rechtes zum Kriege dargestellt wird.<br />
1. Die absolute Ablehnung jedes Krieges.<br />
Lei den Vertretern dieser Lehre ist zu trennen zwischen denjenigen,<br />
die den Krieg deswegen verwerfen, weil sie das Töten im Krieg<br />
als solches für unsittlich halten, und denjenigen, die den Krieg als<br />
unvernünftig, unzweckmäßig, unrentabel, unwirtschaftlich, ungeeignet<br />
zur Lösung politischer Streitigkeiten ablehnen. Zwar werden<br />
sich beide Gruppen in der Motivation ihrer Kriegsgegnerschaft praktisch<br />
oft nicht sauber trennen lassen; der Unterschied ist jedoch deswegen<br />
wichtig, weil diese Unterscheidung später auch bei Art.' 4 III 1<br />
(Kriegsdienst mit der Waffe) zu machen ist.<br />
Zur zweiten Gruppe sind die sogenannten "Altpazifisten" oder klassischen<br />
Pazifisten gezählt worden, 3 ) deren Ziel in einem durch internationales<br />
Recht garantierten politischen Frieden besteht und denen<br />
heute wohl viele der internationalen Friedensgesellschaften und Männer<br />
wie Carl von Ossietzky, Bertrand Rüssel, Fritz von Unruh zuzurechnen<br />
sind. Thielicke, der zwischen "schwärmerischen"?)"rationalem"<br />
und"pragmatischem Pazifismus" unterscheidet und dabei<br />
wohl mehr die religiöse oder nicht religiöse Motivation im Auge hat,<br />
trifft mit dem, was er als rationalen und pragmatischen Pazifismus<br />
bezeichnet, der Sache nach die zweite Gruppe. Ihm zufolge gehören<br />
auch Tolstoi und Gandhi dazu.^ Zur ersten Gruppe sind vor allem<br />
viele christliche Sekten zu rechnen; überhaupt dürften die meisten<br />
Auffassungen, die auf ein generelles Tötungsverbot im Kriege abstellen,<br />
letztlich im Religiösen wurzeln. Heute von Bedeutung sind<br />
u. a. die Quäker (Gesellschaft der Freunde), Mennoniten, Adventisten,<br />
S) Hecker, Dokumente, S. 5; Schreiber, KV, S. 49.<br />
4) Thielicke, Theologische Ethik II, 2, 3508, ff<br />
5) Thielicke, Theologische Ethik II, 2, 3575 ff.