Dissertation GeiÃler - ProfNet
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nicht nur intellektuell erfaßt, sondern als personale Verpflichtung<br />
emotional erfahren wird, wenn wir uns gedrängt fühlen, ihm entsprechend<br />
zu handqln, d. h. davor gewarnt werden, uns gegen den<br />
für richtig gehaltenen Wert zu entscheiden, erst dann können wir<br />
von einem Gewissenserlebnis sprechen.<br />
Obwohl also zwischen moralischem Urteil und Gewissen: scharf getrennt<br />
werden muß, bildet doch das moralische Urteil, die Werterkenntnis,<br />
wenn es in das personale "Sich - verpflichtet - fühlen"<br />
einbezogen wird, eine Wesentliche Voraussetzung und Bedingung<br />
des Gewissensurteils.<br />
Wie diese Werterkenntnis entsteht, ist vielfach untersucht worden.<br />
Es ist im Rahmen dieser Arbeit nicht nötig, darüber zu entscheiden,<br />
ob man durch abstrakt - diskursives Denken oder durch intuitive<br />
"Wertnehmung" zu einem sittlichen Bewußtsein gelangt. Beides ist<br />
möglich. 19) Wesentlich ist nur, daß der "ethische Bezug" 20)<br />
des Gewissens, also die Beziehung auf ein Erkennen von Gut und<br />
Böse in seiner allgemeinsten Form ("Tue das Gute - meide das Böse")<br />
bis zu speziellen Erkenntnissen ("Die Anwendung von Giftgas<br />
im Kriege ist unsittlich") wesensmäßig jedem Gewissensvorgang<br />
immanent ist. Die Werterkenntnis selbst kann auch, z. B. von einfachen<br />
Menschen spontan erfahren werden-, andere wieder gelangen<br />
durch ständiges und intensives Nachdenken zu sittlichen Erkenntnissen.<br />
21)<br />
Nicht jedes Gewissen muß jedoch in dem Sinne normbezogen sein,<br />
19) Vgl. zum Wertintuitionismus: Husserl, Edmund, Logische Untersuchungen,<br />
II, 1, S. 387 ff., Halle 1913; Scheler, Max,<br />
Der Formalismus in der Ethik und die materiale Wertethik, 4.<br />
Aufl., Bern 1954, z.B. S. 57 f., 88 ff. , 118 f., 259 f. ("Wertfühlen");<br />
Hartmann, Nicolai, Ethik, Berlin Leipzig 1926, S. 42<br />
("Wertfühlen").<br />
20) Eisermann, Gewissenserziehung, S. 13<br />
21) Seit den Anfängen der Gewissensforschung im Altertum bis zur<br />
Hochscholastik und noch später hat der Betriff der "Synderese"<br />
eine große Rolle gespielt. Unt er ihm ist eine Anlage, eine Urfähigkeit<br />
des Menschen zu verstehen, "die ersten Grundsätze<br />
der Sittlichkeit zu erkennen" (Mausbach - Ermecke, Moraltheologie,<br />
Bd. 1, S. 160). Diese Synderese (als Habitus des sittlichen<br />
Wissens) ist nicht identisch mit dem Gewissen als aktuellem,<br />
praktischen Urteil. Zum Begriff der Synderese vgl. auch Stoker,<br />
Gewissen, S. 25;<br />
Eisermann, aaO S. 23 ff., unterscheidet noch zwischen zentralem<br />
u. peripherem Gewissen,<br />
Beide Unterscheidungen sind ohne Bedeutung f. d. KV aus Gewissensgründen.