Dissertation GeiÃler - ProfNet
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als es sich sozusagen auf eine von außen herangetragene Moral (Norm)<br />
bezieht. Das Gewissen kann sich vielmehr in Einzelfällen auch auf<br />
das "Selbst" der Person und dessen sittliche Kundgebung berufen<br />
("selbst - bezogenes", "autonomes" Gewissen im Gegensatz um<br />
"moralbezogenen" Gewissen). 22)<br />
Zusammenfassend ist zu sagen, daß dem Gewissen immer eine Werterkenntnis<br />
zu Grunde liegt, die im Vergleich mit einem beabsichtigtem<br />
Tun das Urteil, den Spruch, den Ruf des Gewissens ermöglicht.<br />
Das bedeutet, daß die Werterkenntnis für sich betrachtet noch<br />
außerhalb des eigentlichen Gewissensvorgangs liegt.<br />
Diese Erkenntnis führt unmittelbar zu einem weiteren Strukturelement<br />
des Gewissens:<br />
III. Die Unfehlbarkeit des Gewissens<br />
Ein Gewissenserlebnis ist nur möglich, wenn wir uns in einem inneren<br />
Konflikt befinden. In dieser Situation sagt uns das Gewissen eindeutig,<br />
daß dieses oder jenes beabsichtigte Tun, das Wollen<br />
einer bestimmten Tat böse ist. Der Maßstab für dieses Urteil<br />
ist eine Werterkenntnis, z. B. das Erfassen des Wertes der<br />
Wahrheit ("Du sollst nicht lügen"). Daraus ist eine wichtige Tatsache<br />
abzuleiten: Der Gewissensausspruch bezieht sich immer nur auf<br />
das Wollen, auf das beabsichtigte Verhalten, jedoch nicht auf<br />
die Erkenntnis, des Wertes, der Norm. Das Gewissen spricht sein<br />
Urteil nur Uber das Streben, das Wollen des Menschen, 23)<br />
n<br />
j<br />
e<br />
über<br />
dessen Einsicht, dessen Wertnehmung, dessen Werterfassen. Oder mit<br />
anderen Worten:"Das Gewissen 'kontrolliert' nicht die Wahrheit des<br />
sittlichen Erkenntnis aktes, sondern die Tendenz des Willens auf<br />
das Böse. Wenn eine Person etwas als böse einsieht (gleichgültig,<br />
bo sie sich täuscht oder nicht) und zieht dem noch das Böse vor,<br />
dann ist sie als Trägerin dieses Willensaktes böse Selbst wo sie<br />
objektiv etwas Gutes will, es subjektiv aber als böse erfaßt, bleibt<br />
der Wille böse. Und über diesen bösen Willen sagt das Gewissen<br />
aus. " 24 ><br />
22) Vgl.: Eisermann, aaO S. 28.<br />
23) Das alles gilt selbstverständlich nur für das warnende Gewissen,<br />
das dieser Analyse als ausschließliche Gewissenserscheinung bei<br />
der KV zu Grunde gelegt wird. Das schlechte Gewissen urteilt<br />
Uber das zurückliegende Verhalten.<br />
24) Matussek, Paul, Metaphysische Probleme der Medizin, Berlin<br />
und Heidelberg 1948, S. 93.