Dissertation Geißler - ProfNet

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Gewissenskonflikt hinsichtlich des Wehrdienstes hervorrufen. 39)
Für das moralbezogene Gewissen eines Kriegsdienstverweigerers,
das seine Urteile nach den Maßstäben einer bestimmten sittlichen
Lehre fällt, sind die Auffassangen wichtig, die die für ihn maßgebende
Lehre zum Problem des Krieges enthält. In dieser Feststellung
ist der Grund zu suchen, warum die verschiedenen ethischen
und religiösen Lehren Uber das Recht zum Kriege bei der KV eine
so große Rolle spielen - mit wenigen Ausnahmen werden nämlich
bei der KV moralbezogene Gewissensgründe geltend gemacht werden.
4 °)
5. Aus der am Anfang herausgearbeiteten notwendigen Trennung
zwischen allgemeinen moralischen Grundsätzen ("moralischen Urteilen")
und Gewissensurteil läßt sich auch unschwer erkennen, daß
Auffassungen, die nur 'fundamentale Bekenntnisse', 'letzte Grundorientierungen*
durch den Begriff 'Gewissen* gedeckt sehen wollen,
4 1 ) das (strukturelle) Wesen des Gewissens schon im Ansatz verfehlen.
Das Gewissen als solches ist wahrlich etwas Fundamentales,
ja das Letzte und Tiefste im Menschen, pie Gründe jedoch, die zu
einer Gewissensentscheidung führen können, sind mannigfacher Art
und oft sehr differenziert. Die Darstellung der ethischen Problematik
des Krieges wird noch genügend dartun, wie schwierig und zweifelhaft
es ist, die objektive Wahrheit zu finden und daß gerade die
pauschale Anwendung allergemeiner sittlicher Grundsätze, wie z. B.
"Du sollst nicht töten" oder umgekehrt "Das Vaterland muß verteidigt
werden", auf komplizierte Sachverhalte zu folgenschweren
Fehlurteilen führt.
V. Die Intimität des Gewissens.
Durch die Unterscheidung zwischen "moralischem Urteil" und Gewissen
entdecken wir ein weiteres Strukturelement des Gewissens,
für:das Eisermann den treffenden Namen "Intimität des Gewissens"
geprägt hat. 4 2 )
39) ebenso im Grundsatz:Schreiber, KV, S. 146;Lorson, Pierre, Wehrpflicht
u. christliches Gewissen, Frankfurt/M. 1952, S. 133. Diese
allgemeine Feststellung wird allerdings f. Art. 4 III 1 infolge seines
Wortlautes eine starke Einschränkung erfahren müssen;s. u.
5
S. 91 f.
40) VgUEisermann, Gewissenserziehung, S. 33 f..
41) z.B. Weber, Gutachten, S. 11 f..
42) Eisermann, Gewissenserziehung, S. 14 ff..