Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 4/2010 - Ärztekammer ...
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Jahr wird die Diagnose Mammakarzinom gestellt,<br />
über 17.000 Frauen sterben jährlich daran. Das Risiko,<br />
an Brustkrebs zu erkranken, steigt mit zunehmendem<br />
Alter. Jüngere Frauen sind nur selten betroffen;<br />
ab dem 40. und besonders ab dem 50. Lebensjahr<br />
erhöht sich das Risiko. Das mittlere Erkrankungsalter<br />
liegt bei 63 Jahren.<br />
Wenn auch die häufigste, so ist Brustkrebs nicht die<br />
gefährlichste Krebsart bei Frauen. Rechtzeitig erkannt<br />
und behandelt sind die meisten Erkrankungen heilbar.<br />
Die Mortalität sinkt seit einigen Jahren; die Fünf-Jahres-Überlebensrate<br />
beträgt inzwischen 81 Prozent.<br />
Das Mammakarzinom<br />
ist heute<br />
erfolgreicher<br />
behandelbar als<br />
früher – und das<br />
mit gezielteren<br />
und oft weniger<br />
belastenden Methoden.<br />
Prof. Jonat erwartet<br />
in den<br />
nächsten zehn<br />
Jahren weitere<br />
bahnbrechende<br />
Fortschritte, zum<br />
Beispiel:<br />
� in der Früherkennung:<br />
Bildgebende Verfahren werden verstärkt<br />
zur Früherkennung auch bei jüngeren Frauen eingesetzt.<br />
Bislang wendet sich das gesetzliche Mammografiescreening<br />
an Frauen ab 50. „Wir werden<br />
erfahren, welche Bedeutung auch andere Verfahren<br />
wie Ultraschall, MRT oder PET für die Früherkennung<br />
haben und welche Frau von welcher Methode<br />
am meisten profitiert.“<br />
� bei der Chemoprävention: Antiöstrogene werden<br />
vor und nach den Wechseljahren angewendet.<br />
Nach einer Operation können sie – in der adjuvanten,<br />
vorbeugenden Therapie – das Rezidivrisiko reduzieren.<br />
Bei fortgeschrittenen und metastasierten<br />
Tumoren verhindern oder verlangsamen sie das<br />
weitere Fortschreiten der Krankheit. „Auch hier werden<br />
wir in Zukunft besser wissen, welches Medikament<br />
für welche Patientin geeignet ist und wie lange<br />
es gegeben werden sollte.“<br />
� in der Chirurgie: „Ich kann mir sehr gut vorstellen,<br />
dass wir das normale Karzinom, das wir in der Früherkennung<br />
sehen, gar nicht mehr operativ ange-<br />
TiTelThema<br />
hen.“ Mit minimal-invasiven Verfahren wie einer<br />
gezielten Stanzbiopsie sowie begleitenden medikamentösen<br />
Therapien könne man auf herkömmliche<br />
Operationen verzichten. „Der klassische Operateur<br />
beim Brustkrebs wird dann der plastische<br />
Chirurg, der die fortgeschrittenen, größeren Tumoren<br />
behandelt.“<br />
� in der systemischen Therapie: Die zielgerichteten,<br />
medikamentösen Verfahren – erster Vertreter<br />
war das Brustkrebs-Medikament Trastuzumab<br />
(Herceptin) – werden in Kombination mit einer adjuvanten<br />
Chemotherapie oder einer adjuvanten<br />
endokrinen Behandlung<br />
die<br />
weitere Reduktion<br />
der Mortalitätbegünstigen.<br />
„Ziel der<br />
Zukunft wird es<br />
sein herauszufinden,<br />
wie wir<br />
die Medikamente<br />
richtig miteinanderkombinieren.“<br />
� in der Tumorbiologie:<br />
Über-<br />
(Foto: Medizinfoto/Berger)<br />
und Untertherapien<br />
werden<br />
mehr als bisher vermieden; prädiktive Marker spielen<br />
hier eine bedeutende Rolle. „Wir verstehen die<br />
Biologie des Tumors heute besser als noch vor einigen<br />
Jahren, können genauer vorhersagen, welche<br />
Behandlung für wen geeignet ist. In Zukunft<br />
wird es weitere Therapieselektionen geben; die<br />
Behandlung wird weiter individualisiert.“<br />
Deutliche Fortschritte hat auch die Strahlentherapie<br />
beim Mammakarzinom gemacht. „Wir verfügen inzwischen<br />
über neuere Techniken, die effektiver sind,<br />
bessere Ergebnisse erzielen und weniger Nebenwirkungen<br />
verursachen“, erklärte Prof. Jürgen Dunst,<br />
Direktor der Universitätsklinik für Strahlentherapie in<br />
Lübeck. Als Beispiel nannte Dunst beim Kongress in<br />
Berlin die sogenannte Hypofraktionierung. Darunter<br />
versteht man die Verringerung der Zahl der Fraktionen<br />
in einer Behandlungsserie durch Erhöhung der<br />
Einzeldosis pro Fraktion. Hohe Einzeldosen wurden<br />
wegen des Risikos für Spätreaktionen bisher nur in<br />
der Palliativtherapie eingesetzt. Bei kurativer Intention<br />
ist die konventionelle Fraktionierung – dass heißt,<br />
Ausgabe 4 | April <strong>2010</strong> 17