Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 4/2010 - Ärztekammer ...
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 4/2010 - Ärztekammer ...
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 4/2010 - Ärztekammer ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
SchleSwig-holStein<br />
Kampagne gegen Alkoholexzesse<br />
Kliniken im Norden behandelten<br />
125 Kinder mit Alkoholvergiftung<br />
Immer mehr Kinder greifen zur Flasche. Eine Kampagne der DAK will für das<br />
Thema sensibilisieren und zur Diskussion in den Schulen anregen.<br />
Immer mehr Mädchen und Jungen werden wegen<br />
Alkoholexzessen mit Blaulicht in <strong>Schleswig</strong>-Holsteinische<br />
Kliniken eingeliefert. Ein Blick in die Statistik<br />
2008 zeigt, dass bei 10- bis 15-Jährigen ein Anstieg<br />
gegenüber dem Vorjahr von über 45 Prozent<br />
zu verzeichnen ist. Unter der Schirmherrschaft von<br />
Gesundheitsminister Heiner Garg hat die DAK <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
deshalb eine Plakatkampagne gegen<br />
den Alkoholmissbrauch gestartet. Bis zum Monatsende<br />
sucht die Kasse die besten Plakate von Jungen<br />
und Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren zum<br />
Thema. Damit soll ein Zeichen gesetzt werden, „kreativ<br />
gegen blaue Kids“, wie DAK-Landeschefin Regina<br />
Schulz sagte. Nach ihren Angaben landeten 2008<br />
bundesweit 25.700 Kinder und Jugendliche mit einer<br />
Alkoholvergiftung im Krankenhaus. In nur fünf Jahren<br />
hat sich die Zahl der Behandlungen verdoppelt. Besondere<br />
Sorgen bereiten ihr die 10- bis 15-Jährigen.<br />
Aus dieser Altersgruppe wurden 2008 in <strong>Schleswig</strong>-<br />
Holstein insgesamt 125 Kinder (darunter 67 Mädchen)<br />
mit einer Alkoholvergiftung in der Klinik behandelt. Im<br />
Vergleich zum Vorjahr war dies ein Anstieg von rund<br />
26 Prozent. Schulz hofft, dass die Plakataktion für das<br />
Thema sensibilisiert und dazu beiträgt, dass in den<br />
Schulklassen über das Thema gesprochen wird.<br />
Wie ernst das Thema nicht nur in <strong>Schleswig</strong>-Holstein,<br />
sondern europaweit genommen wird, zeigt eine Veröffentlichung<br />
des Rates der Europäischen Union.<br />
Darin werden die nationalen Regierungen aufgefordert,<br />
Maßnahmen zur Reduktion des jugendlichen<br />
Alkoholkonsums einzuführen und umzusetzen. Das<br />
Ausmaß des Problems zeigen folgende von der DAK<br />
genannten Daten und Fakten, die sich auf verschiedene<br />
Quellen stützen:<br />
� Konsumeinstieg: Zwei Drittel der 12- bis 15-Jährigen<br />
haben schon einmal Alkohol getrunken. Bei<br />
16-Jährigen sind es über 90 Prozent, die schon<br />
einmal Alkohol getrunken haben.<br />
� Trinkmengen: Die durchschnittlich konsumierte<br />
Menge Alkohol bleibt bis 16 Jahre eher gering.<br />
40 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
Dann steigt sie sprunghaft an und bleibt auch danach<br />
auf diesem Niveau.<br />
� Regelmäßiger Konsum: Der Alkoholkonsum verfestigt<br />
sich bei den 16- bis 17-Jährigen soweit,<br />
dass ein Drittel regelmäßig trinkt, also mindestens<br />
einmal pro Woche.<br />
� Alkoholkonsum nach Schulform: Während bei den<br />
Jungen mehr Haupt- und Realschüler regelmäßig<br />
trinken als Schüler von Gymnasien, ist dieses Verhältnis<br />
bei Mädchen umgekehrt.<br />
� Migrationshintergrund: Jugendliche mit Migrationshintergrund<br />
trinken seltener regelmäßig als<br />
Jugendliche ohne Migrationshintergrund. Dies<br />
trifft auf beide Geschlechter zu.<br />
� Geschlechtsspezifische Unterschiede: Es trinken<br />
mehr männliche Jugendliche regelmäßig als<br />
weibliche. Auch die durchschnittlichen Trinkmengen<br />
sind bei männlichen Jugendlichen höher.<br />
� Alte/neue Bundesländer: In den neuen Bundesländern<br />
trinken prozentual mehr Jugendliche regelmäßig<br />
Alkohol als in den alten Bundesländern.<br />
� Internationale Vergleiche: Deutsche Jugendliche<br />
trinken häufiger und mehr Alkohol als in anderen<br />
europäischen Ländern. In vielen Vergleichen liegt<br />
Deutschland in der Spitzengruppe.<br />
� Riskanter und gefährlicher Konsum: 8,2 Prozent<br />
der 12- bis 17-Jährigen trinken Alkoholmengen,<br />
die auch für gesunde Erwachsene riskant oder<br />
gefährlich sind.<br />
� Binge-Drinking: Jeder fünfte Jugendliche trinkt<br />
einmal im Monat fünf Gläser oder mehr (BZgA<br />
2009). Diese Menge ist für Jugendliche gefährlich,<br />
da sie die körperliche und geistige Entwicklung<br />
beeinträchtigen kann (Seitz, Bühringer &<br />
Mann 2008; weitere Informationen: DHS Factsheet<br />
Binge-Drinking und Alkoholvergiftungen).<br />
� Alkoholvergiftungen: Die Zahl der Jugendlichen,<br />
die mit akuter Alkoholvergiftung im Krankenhaus<br />
behandelt werden müssen, ist zwischen 2000<br />
und 2008 um 170 Prozent gestiegen. (PM/Red.)