Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 4/2010 - Ärztekammer ...
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Unsere nachbarn<br />
Studie zur Rufbereitschaft<br />
Die Uni Hamburg untersucht die<br />
Wirkungen von Arbeit auf Abruf<br />
Für die Studie werden noch Kooperationspartner gesucht, die ihre Modelle<br />
analysieren lassen und daraus Handlungsempfehlungen ableiten können.<br />
Die Arbeit im Krankenhaus erfordert es, flexibel<br />
auf Notfälle und akute Bedarfe von kranken Menschen<br />
zu reagieren. Eine Form, um diesen Anforderungen<br />
zu begegnen, ist die Arbeit in Rufbereitschaft.<br />
Wenngleich Rufbereitschaft im Gesundheitssektor<br />
keineswegs ein neues Phänomen darstellt,<br />
zeigt sich erstaunlicherweise, dass dieses Thema in<br />
wissenschaft lichen Studien bisher relativ selten untersucht<br />
wurde. Die wenigen vorhandenen Studien<br />
legen jedoch nahe, dass Rufbereitschaft – je nach<br />
ihrer spezifischen Gestaltung – im Zusammenhang<br />
mit negativen gesundheitlichen Auswirkungen für<br />
die Betroffenen steht. So können sich beispielsweise<br />
notwendige Erholungsphasen reduzieren und die<br />
Qualität und Quantität des Schlafes beeinträchtigt<br />
sein. Zudem werden häufig auch das Familienleben<br />
und die Freizeitaktivitäten der betroffenen Mitarbeiter<br />
eingeschränkt.<br />
Vor dem Hintergrund des bereits bestehenden Fachkräftemangels<br />
insbesondere im ärztlichen Bereich,<br />
welcher sich besonders im ländlichen Raum bemerkbar<br />
macht, sowie angesichts des demographischen<br />
Wandels wird die gute Gestaltung von Regelungen<br />
und Rahmen bedingungen zur Leistung von<br />
Rufbereitschaft zunehmend wichtiger.<br />
Um solchen Entwicklungen zu begegnen, führt die<br />
Universität Hamburg unter der Leitung von Prof.<br />
Eva Bamberg derzeit eine Studie zu diesem Thema<br />
durch. Ziel der vom BMBF geförderten Studie „Arbeit<br />
auf Abruf – Wirkung, Bewältigung und Gestaltungsmöglichkeiten“<br />
ist die Entwicklung von Modellen und<br />
Lösungswegen, um Rufbereitschaft so zu gestalten,<br />
dass sich die Anforderungen an Flexibilität und Verfügbarkeit<br />
bzw. die Belange der Patienten möglichst<br />
gut mit den Bedürfnissen der Beschäftigten vereinbaren<br />
lassen. Im Rahmen einer ersten Bestandsaufnahme<br />
wird in der Studie untersucht, welche<br />
Rufbereitschafts regelungen in verschiedenen Unternehmen<br />
und Branchen eingesetzt werden und welche<br />
Wirkungen diese Regelungen für die Mitarbeiter<br />
und für die Unternehmen haben. Auf dieser Grundlage<br />
sollen Verfahren und Regelungen erarbeitet werden,<br />
die den Nutzen von Rufbereitschaft optimieren<br />
und negative Auswirkungen minimieren.<br />
Welchen Nutzen haben Krankenhäuser und ihre Mitarbeiter<br />
durch ihre Beteiligung an der Studie? Die<br />
Universität Hamburg bietet ihren Kooperationspartnern<br />
an, bestehende Regelungen und Rufbereitschaftsmodelle<br />
sowie deren Wirkung auf die Beschäftigten<br />
nach hohem wissenschaftlichem Standard<br />
zu analysieren. Auf Grundlage der gewonnenen<br />
Erkenntnisse erhalten die Kooperationspartner<br />
eine auf die spezifischen Bedürfnisse ihres Hauses<br />
zugeschnittene Rückmeldung und erfahren dadurch,<br />
welche Wirkungen auf ihre Mitarbeiter bestehen<br />
und welche Möglichkeiten es gibt, um vorhandene<br />
Belastungen zu reduzieren und (bestehende)<br />
positive Merkmale weiter zu fördern. Handlungsempfehlungen<br />
zur Verbesserung bestehender Lösungen<br />
zur Rufbereitschaft können sich einerseits<br />
auf die organisatorische Gestaltung der Rufbereitschaft<br />
beziehen und andererseits auf individuelle<br />
Strategien zum Umgang mit Rufbereitschaft seitens<br />
der Beschäftigten. Konkrete Maßnahmen zur Veränderung<br />
sollen gemeinsam mit den Kooperationspartnern<br />
in Experten gesprächen und Workshops sowie<br />
unter Einbeziehung der betroffenen Mitarbeiter<br />
erarbeitet werden. Die Universität Hamburg bietet<br />
ferner an, die Umsetzung der abgeleiteten Maßnahmen<br />
wissenschaftlich zu begleiten.<br />
Für die im Sommer beginnende Erhebungsphase<br />
ist die Universität Hamburg auf der Suche nach<br />
weiteren Kooperationspartnern. Interessierte Krankenhäuser<br />
erhalten zusätzliche Informationen unter<br />
www.arbeitaufabruf.de oder können sich direkt an<br />
die Universität Hamburg wenden: Projekt RUFbereitschaft,<br />
Arbeits und Organisationspsychologie, Universität<br />
Hamburg, VonMellePark 11, 20146 Hamburg.<br />
Monika Keller, Dr. Jan Dettmers<br />
Ausgabe 4 | April <strong>2010</strong> 77