Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 4/2010 - Ärztekammer ...
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TiTelThema<br />
fünfmal pro Woche 1,8 bis 2,0 Gy – deshalb bisher<br />
Standard. Prof. Dunst: „Durch die heute erreichte<br />
bessere Dosishomogenität erscheint Hypofraktionierung<br />
aber möglich und attraktiv. In vier randomisierten<br />
Studien wurden quasi identische Ergebnisse<br />
wie mit der konventionellen Fraktionierung erreicht;<br />
die Behandlungsdauer der externen Strahlentherapie<br />
konnte dadurch um zwei Wochen verkürzt werden.“<br />
Inzwischen sind auch im deutschsprachigen<br />
Raum Studien mit hypofraktionierter Bestrahlung<br />
Prof. Axel Hauschild (Fotos: UK S-H)<br />
geplant, in der die Behandlungszeit auf bis zu drei<br />
Wochen verkürzt werden soll. Eine davon findet unter<br />
Leitung von Prof. Dunst statt; die Dokumentation<br />
erfolgt über das Krebszentrum Nord am UK S-H.<br />
Ebenfalls Gegenstand klinischer Studien ist die alleinige<br />
Teilbrustbestrahlung. Weil hierbei nur ein<br />
kleines Volumen von Normalgewebe bestrahlt wird,<br />
kann die Dosis pro Fraktion erhöht und dadurch die<br />
Behandlungszeit wesentlich verkürzt werden. Diese<br />
sogenannte akzelerierte Teilbrustbestrahlung wird<br />
derzeit auch als intraoperative Einzeitbestrahlung<br />
erprobt. Die nebenwirkungsärmere Bestrahlungsvariante<br />
ist jedoch nicht für jede Patientin geeignet,<br />
wie Prof. Dunst betonte. „Unstrittig ist auf der Basis<br />
von Phase-II-Daten, dass eine sorgfältige Patientenselektion<br />
nötig ist und ein Verzicht auf die großvolumige<br />
Nachbestrahlung nur bei Patientinnen mit sehr<br />
günstigen Tumoren in Betracht kommt.“ Die bisher<br />
publizierten randomisierten Studien zeigen identische<br />
intramammäre Rezidivraten nach Teilbrustbestrahlung<br />
und Ganzbrustbestrahlung bei identischen<br />
Überlebensraten; allerdings sind zur Bewertung der<br />
18 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
Methode wesentlich längere Nachbeobachtungszeiten<br />
erforderlich, so der Lübecker Strahlenexperte.<br />
Insgesamt ergeben sich durch die technischen Weiterentwicklungen<br />
interessante Optionen für die Therapieoptimierung<br />
beim Mammakarzinom. „Diese<br />
müssen allerdings in den nächsten Jahren in großen<br />
Studien weiter überprüft werden“, erklärte Prof.<br />
Dunst.<br />
Doch nicht nur bei Brustkrebserkrankungen hat die<br />
Strahlentherapie an Bedeutung gewonnen. Bei verschiedenen<br />
Darmkrebsformen, bei Lungenkrebs,<br />
Gebärmutterkörper-, Blasen- oder Prostatakarzinomen<br />
sowie bei Kopf-Hals-Tumoren werden innovative<br />
Bestrahlungen vermehrt eingesetzt. In kaum<br />
einem anderen Bereich hat es in der jüngeren Vergangenheit<br />
so viele Fortschritte wie in der Strah-<br />
Prof. Jürgen Dunst<br />
lentherapie gegeben, glaubt der Lübecker Klinikdirektor.<br />
Und diese Entwicklung gehe mit unvermindertem<br />
Tempo weiter. „Strahlen können heute zum<br />
Segen von krebskranken Patienten mit einer bisher<br />
nicht gekannten Präzision und Sicherheit eingesetzt<br />
werden. In den nächsten Jahren erwarten wir weitere<br />
Fortschritte.“ Bei 60 bis 70 Prozent aller Tumorpatienten<br />
werden im Verlauf der Erkrankung strahlentherapeutische<br />
Verfahren angewandt. Und das sehr<br />
erfolgreich: „Die Strahlentherapie, die meistens mit<br />
Operation oder Chemotherapie kombiniert wird, ist<br />
nach der Operation das wichtigste Therapieverfahren<br />
zur Heilung bösartiger Tumoren.“<br />
Uwe Groenewold