01.11.2012 Aufrufe

Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 4/2010 - Ärztekammer ...

Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 4/2010 - Ärztekammer ...

Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 4/2010 - Ärztekammer ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Gesundheits- und sozialpolitik<br />

BVÄG<br />

Genossenschaften und Netze<br />

sollen sich politisch einmischen<br />

Der Bundesverband der Ärztegenossenschaften brachte Verbandsvertreter mit<br />

Gesundheitsexperten des Bundestages zusammen.<br />

Deutschlands Ärztegenossenschaften und Ärztenetze,<br />

die bisher in der Berliner Bundespolitik kaum Gehör<br />

fanden, ist nach eigener Einschätzung ein greifbarer<br />

Durchbruch gelungen. Der Bundesverband<br />

der Ärztegenossenschaften (BVÄG e. V.) brachte<br />

rund 50 Repräsentanten der Vorstände von Ärztegenossenschaften<br />

und größeren Netzen aus allen Bundesländern<br />

mit maßgeblich gesundheitspolitisch<br />

tätigen Bundesparlamentariern zusammen. Diese<br />

machten den Verbandsrepräsentanten von der ärztlichen<br />

Basis in Berlin geschlossen Mut, sich verstärkt<br />

mit konstruktiven Meinungen und Projektideen in die<br />

aktuelle Gesundheitspolitik einzumischen und das<br />

Feld nicht allein den Kassenärztlichen Vereinigungen<br />

(KVen) zu überlassen, hieß es anschließend.<br />

Bei der rasanten Entwicklung im Gesundheitswesen<br />

könnten sich der einzelne Arzt und kleinere Ärztenetze<br />

nicht mehr mitwirkend einbringen, machte der<br />

BVÄG-Vorsitzende Dr. Joachim Wagner (Ludwigshafen)<br />

deutlich. Die Umsetzung des Wandels bedeute<br />

für die Ärzteschaft insbesondere neue Verträge<br />

und Versorgungslandschaften. Beides zu strukturieren<br />

sei eine der Hauptaufgaben von Ärztegenossenschaften<br />

und Netzen. Die Sprecher der niedergelassenen<br />

Ärzteschaft formulierten Fragen und Meinungen<br />

zum Ausbau und zur Funktion der Vernetzung,<br />

zum kollektiven und selektiven Vertragswesen, zum<br />

Ärztemangel und zur elektronischen Gesundheitskarte<br />

(eGK).<br />

„Wir müssen es schaffen, uns klar aufzustellen und<br />

unsere Interessen als integrierte Versorgungsverbände<br />

zu formulieren“, sagte Dr. Heinrich Miks (Landesverband<br />

Praxisnetze Nordrhein-Westfalen). Seine<br />

Forderung im Namen der Ärzteverbände: Der Paragraf<br />

140 SGB V zur Integrierten Versorgung (IV)<br />

muss von der Politik mit neuen Rahmenbedingungen<br />

versehen werden, um die Ärzteverbände auf Augenhöhe<br />

mit den Krankenkassen zu bringen. Zurzeit<br />

würden von diesen alle guten Vertragsvorschläge<br />

abgeschmettert, kritisierten mehrere Ärztesprecher.<br />

70 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />

Der CDU-Gesundheitspolitiker Michael Hennrich<br />

plädierte hierbei für ein „Muss“ in den gesetzlichen<br />

Vorgaben für Verträge, um über das Wettbewerbsprinzip<br />

„wirklich verbesserte Versorgungsstrukturen<br />

zu erreichen“. Bei Vertragsgestaltungen „gehören<br />

Player dazu, die eine gewisse Bereitschaft haben<br />

mitzumachen; doch den Eindruck habe ich gegenwärtig<br />

nicht unbedingt“.<br />

In der offenen Frage der Einführung der elektronischen<br />

Gesundheitskarte ruderten Ärzteverbände<br />

und Gesundheitspolitiker fast geschlossen zurück:<br />

Anstelle der eGK sollten nun „intelligente Vernetzungslösungen“<br />

wie ärztliche Telematik-Infrastrukturen<br />

und verbesserte Arzt-Arzt-Kommunikation geschaffen<br />

werden. „Das ist besser und sicherer ist<br />

als diese Gesundheitskarte“, glaubt Dr. Claus W.<br />

Frey (Gesundheitsnetz Süd). Deutlich wurde Christine<br />

Aschenberg-Dugnus (FDP), Bundestags-Ausschussmitglied<br />

Gesundheit: „Wenn es nach uns<br />

geht – weg damit!“ Das Geld für dieses teure und<br />

vielleicht nicht sichere System sollte in andere Möglichkeiten<br />

investiert werden.<br />

Der vor allem in der Fläche akute und sich verstärkende<br />

Ärztemangel sei auch ein langjähriges Versäumnis<br />

der Politik, kritisierten die Ärztesprecher.<br />

Dem zu begegnen bedürfe es heute eines ganzen<br />

Maßnahmebündels, sagte die SPD-Gesundheitspolitikerin<br />

Dr. Marlies Volkmer (SPD). Ausreichende<br />

Haus- und Facharztpraxen dienten dem sicherstellenden<br />

Versorgungsauftrag und seien ein Wirtschaftsfaktor.<br />

Sie plädierte trotzdem für eine weitergehende<br />

Öffnung der Krankenhäuser für die ambulante<br />

Behandlung. Dr. Harald Terpe (Bündnis 90/Die<br />

Grünen) forderte, dass sich die Zuständigen in betroffenen<br />

Regionen an einen Tisch setzen und tragfähige<br />

Lösungen entwickeln. Schauplatz der Diskussion<br />

in Form eines „Parlamentarischen Frühstücks“<br />

war die Berliner Landesvertretung <strong>Schleswig</strong>-Holstein/Niedersachsen.<br />

(PM)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!