Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 4/2010 - Ärztekammer ...
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Gesundheits- und sozialpolitik<br />
BVÄG<br />
Genossenschaften und Netze<br />
sollen sich politisch einmischen<br />
Der Bundesverband der Ärztegenossenschaften brachte Verbandsvertreter mit<br />
Gesundheitsexperten des Bundestages zusammen.<br />
Deutschlands Ärztegenossenschaften und Ärztenetze,<br />
die bisher in der Berliner Bundespolitik kaum Gehör<br />
fanden, ist nach eigener Einschätzung ein greifbarer<br />
Durchbruch gelungen. Der Bundesverband<br />
der Ärztegenossenschaften (BVÄG e. V.) brachte<br />
rund 50 Repräsentanten der Vorstände von Ärztegenossenschaften<br />
und größeren Netzen aus allen Bundesländern<br />
mit maßgeblich gesundheitspolitisch<br />
tätigen Bundesparlamentariern zusammen. Diese<br />
machten den Verbandsrepräsentanten von der ärztlichen<br />
Basis in Berlin geschlossen Mut, sich verstärkt<br />
mit konstruktiven Meinungen und Projektideen in die<br />
aktuelle Gesundheitspolitik einzumischen und das<br />
Feld nicht allein den Kassenärztlichen Vereinigungen<br />
(KVen) zu überlassen, hieß es anschließend.<br />
Bei der rasanten Entwicklung im Gesundheitswesen<br />
könnten sich der einzelne Arzt und kleinere Ärztenetze<br />
nicht mehr mitwirkend einbringen, machte der<br />
BVÄG-Vorsitzende Dr. Joachim Wagner (Ludwigshafen)<br />
deutlich. Die Umsetzung des Wandels bedeute<br />
für die Ärzteschaft insbesondere neue Verträge<br />
und Versorgungslandschaften. Beides zu strukturieren<br />
sei eine der Hauptaufgaben von Ärztegenossenschaften<br />
und Netzen. Die Sprecher der niedergelassenen<br />
Ärzteschaft formulierten Fragen und Meinungen<br />
zum Ausbau und zur Funktion der Vernetzung,<br />
zum kollektiven und selektiven Vertragswesen, zum<br />
Ärztemangel und zur elektronischen Gesundheitskarte<br />
(eGK).<br />
„Wir müssen es schaffen, uns klar aufzustellen und<br />
unsere Interessen als integrierte Versorgungsverbände<br />
zu formulieren“, sagte Dr. Heinrich Miks (Landesverband<br />
Praxisnetze Nordrhein-Westfalen). Seine<br />
Forderung im Namen der Ärzteverbände: Der Paragraf<br />
140 SGB V zur Integrierten Versorgung (IV)<br />
muss von der Politik mit neuen Rahmenbedingungen<br />
versehen werden, um die Ärzteverbände auf Augenhöhe<br />
mit den Krankenkassen zu bringen. Zurzeit<br />
würden von diesen alle guten Vertragsvorschläge<br />
abgeschmettert, kritisierten mehrere Ärztesprecher.<br />
70 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
Der CDU-Gesundheitspolitiker Michael Hennrich<br />
plädierte hierbei für ein „Muss“ in den gesetzlichen<br />
Vorgaben für Verträge, um über das Wettbewerbsprinzip<br />
„wirklich verbesserte Versorgungsstrukturen<br />
zu erreichen“. Bei Vertragsgestaltungen „gehören<br />
Player dazu, die eine gewisse Bereitschaft haben<br />
mitzumachen; doch den Eindruck habe ich gegenwärtig<br />
nicht unbedingt“.<br />
In der offenen Frage der Einführung der elektronischen<br />
Gesundheitskarte ruderten Ärzteverbände<br />
und Gesundheitspolitiker fast geschlossen zurück:<br />
Anstelle der eGK sollten nun „intelligente Vernetzungslösungen“<br />
wie ärztliche Telematik-Infrastrukturen<br />
und verbesserte Arzt-Arzt-Kommunikation geschaffen<br />
werden. „Das ist besser und sicherer ist<br />
als diese Gesundheitskarte“, glaubt Dr. Claus W.<br />
Frey (Gesundheitsnetz Süd). Deutlich wurde Christine<br />
Aschenberg-Dugnus (FDP), Bundestags-Ausschussmitglied<br />
Gesundheit: „Wenn es nach uns<br />
geht – weg damit!“ Das Geld für dieses teure und<br />
vielleicht nicht sichere System sollte in andere Möglichkeiten<br />
investiert werden.<br />
Der vor allem in der Fläche akute und sich verstärkende<br />
Ärztemangel sei auch ein langjähriges Versäumnis<br />
der Politik, kritisierten die Ärztesprecher.<br />
Dem zu begegnen bedürfe es heute eines ganzen<br />
Maßnahmebündels, sagte die SPD-Gesundheitspolitikerin<br />
Dr. Marlies Volkmer (SPD). Ausreichende<br />
Haus- und Facharztpraxen dienten dem sicherstellenden<br />
Versorgungsauftrag und seien ein Wirtschaftsfaktor.<br />
Sie plädierte trotzdem für eine weitergehende<br />
Öffnung der Krankenhäuser für die ambulante<br />
Behandlung. Dr. Harald Terpe (Bündnis 90/Die<br />
Grünen) forderte, dass sich die Zuständigen in betroffenen<br />
Regionen an einen Tisch setzen und tragfähige<br />
Lösungen entwickeln. Schauplatz der Diskussion<br />
in Form eines „Parlamentarischen Frühstücks“<br />
war die Berliner Landesvertretung <strong>Schleswig</strong>-Holstein/Niedersachsen.<br />
(PM)