2/2012
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Reinhold Hoge<br />
Die Lehrküche in der Arbeitslehre/WAT<br />
Unter den zahlreichen Werkstätten gilt die Lehrküche<br />
oft als die beliebteste. Sie wird innerhalb der<br />
Schule auch sehr gerne von anderen Schulfächern<br />
(„Wir wollen französisch frühstücken und brauchen<br />
die Küche …“) und zu allerlei feierlichen Anlässen<br />
in Anspruch genommen.<br />
Das bedeutet zum einen, dass besonders in dieser<br />
Werkstatt ein guter Organisationsablauf vorgehalten<br />
werden muss, um die Küche in einem nutzbaren Zustand<br />
zu halten. Zum anderen sollte eine Lehrküche<br />
entsprechend solide und sicher ausgestattet sein.<br />
Grundsätzlich ist in Arbeitslehre-Werkstätten professionellen<br />
Werkzeugen der Vorzug gegenüber billigen<br />
Haushaltsgeräten zu geben. Langjährige Erfahrungen<br />
haben gezeigt, dass es nur scheinbare Einsparungen<br />
bei der Erstanschaffung gibt, weil Billigwerkzeuge<br />
sehr schnell unbrauchbar werden und Mehrfachanschaffungen<br />
die Regel sind. Mitunter wird auch mit<br />
dem schäbig gewordenen Gerät „weitergewurstelt“.<br />
Der Einwand, auch in vielen Haushalten müsse aus<br />
Kostengründen mit einer „Amateurausstattung“<br />
gearbeitet werden, ist aus zweierlei Gründen nicht<br />
stichhaltig:<br />
• Lernanfängern wird durch solides Werkzeug die<br />
Arbeit erleichtert.<br />
• In Privathaushalten wechseln nicht ständig die<br />
Nutzer und es kann von einem schonenden<br />
Umgang mit den Dingen ausgegangen werden.<br />
Möblierung<br />
Ideal (und extrem langlebig) sind Küchenmöbel<br />
aus Edelstahl. Im Gastronomiebereich gilt dies<br />
als Selbstverständlichkeit. Haushaltsküchen sind<br />
häufig aus Spanplatten gefertigt und haben aus optischen<br />
Gründen Sockel mit Bodenabschluss. Küchenmöbel<br />
im „öffentlichen“ Bereich sollten mit<br />
Bodenfreiheit aufgestellt sein, so dass gründlich<br />
auch unter den Schränken gewischt werden kann.<br />
Ein Kompromiss besteht darin, dass die Korpusse<br />
aus Holzwerkstoffen bestehen (allerdings sind an<br />
die Feuchtigkeitsbeständigkeit erhöhte Anforderung<br />
zu stellen, z.B. AW 100), die Arbeitsplatten<br />
jedoch aus Edelstahl gefertigt sind.<br />
Herde und Kochstellen<br />
Ideal sind Zweierkochstellen mit Gasversorgung 1 ,<br />
so dass jeder Schüler seine eigene Kochstelle hat.<br />
Leider verfügen immer weniger Schulen über Gasanschluss<br />
(auch immer weniger Haushalte) und es<br />
muss auf die von Profiköchen grundsätzlich abgelehnte<br />
Elektrokochplatte zurückgegriffen werden.<br />
Herde bzw. Backöfen sind aus ergonomischen und<br />
sicherheitstechnischen Gründen immer in Augenhöhe<br />
anzubringen. Hier ist einer Versorgung mit elektrischer<br />
Energie der Vorzug zu geben.<br />
Schmutzbecken<br />
Nach Möglichkeit sollte ein Waschbecken ausschließlich<br />
für möglicherweise kontaminierte Lebensmittel<br />
reserviert sein (Salmonellen in aufgetautem<br />
Geflügel). In diesem Becken dürfen auf keinen<br />
Fall zum Rohverzehr gedachte Lebensmittel (Salate)<br />
gewaschen werden.<br />
Schneidbretter<br />
Hartnäckig hält sich die ignorante Parole, Holzbretter<br />
seien zu eliminieren, weil sie Bakterienbefall<br />
begünstigten. Das Gegenteil ist der Fall: einige<br />
Holzarten haben sogar eine antibakterielle Wirkung.<br />
Gesäuberte und gut getrocknete Holzbretter können<br />
bedenkenlos verwendet werden. Am besten eigenen<br />
sich mindestens 40 Millimeter dicke Hirnholzbretter<br />
mit absoluter Planlage. Kunststoffbretter können<br />
durch das Messer verursachte Kerbbildungen nicht<br />
schließen und ständig gelangen Kunststoffpartikel<br />
ins Essen (was bei diesen geringen Mengen nicht<br />
Besorgnis erregend ist). Sicherheitsrelevant ist der<br />
Umgang mit größeren und schwereren Brettern<br />
(und nur diese sind für professionelles Arbeiten geeignet).<br />
Zerkleinerte Lebensmittel sollten mit einem<br />
Spachtel oder mit einem breiten Messer aufgenommen<br />
und in den Topf gegeben werden. Das Manipulieren<br />
des gesamten Brettes kann kritisch werden.<br />
1<br />
Bei Gaskochstellen ist eine Zwangsbelüftung des Raumes zwingend<br />
vorgeschrieben. Es ist darauf zu achten, dass die Belüftungseinrichtung<br />
stets funktionsfähig ist, nicht zugestellt werden darf und von Staubflusen<br />
frei gehalten wird.<br />
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Forum Arbeitslehre 9 Arbeitslehre Werkstätten Nov <strong>2012</strong>