2/2012
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ßerungen eines Schülers müssen insistierend auf<br />
die Begründung befragt werden.<br />
Der Autor weiß natürlich, dass im Unterrichtsalltag<br />
Testtraining absoluten Vorrang hat.<br />
Lasst uns aber dennoch jede Gelegenheit nutzen,<br />
Jugendliche zur Selbstkontrolle anzuhalten.<br />
Ohne diese stagniert der Prozess der Zivilisation<br />
wie NORBERT ELIAS nachgewiesen hat.<br />
Die Versuchung, dem Fach Ethik die Aufgabe<br />
zuzuschieben, ist gegeben. Dies wäre ein Missverständnis.<br />
Alle Fächer sind gefordert und Arbeitslehre<br />
als ein Fach mit zahllosen Handlungsanlässen<br />
kann die Selbstkontrolle der Schüler<br />
fördern.<br />
Detmar Grammel<br />
Potenzialanalyse – ein Rückfall in alte Begabungstheorien?<br />
Die Offenheit von Bildungsprozessen sollte eine<br />
Grundüberzeugung der Pädagogik sein. Bis zum<br />
Ende der Schulzeit lernen Schüler. Sofern ihnen<br />
nicht die Neugier ausgetrieben wurde, erweitern<br />
sie ihr Weltbild. Was die basalen Kulturtechniken<br />
angeht, sind die Vermittlungsformen nicht immer<br />
so, dass Freude am Lernen wächst. Überkommene<br />
Lehrmethoden und der ausufernde Hang zum Testen<br />
können Schulverdruss produzieren.<br />
Das wäre ein kümmerlicher Bildungsbegriff, der<br />
nicht auch künstlerische, sportliche, sozialkundliche<br />
und technisch-wirtschaftliche Angebote machte.<br />
Hier entdecken Schüler Neigungen, Interessen<br />
werden geweckt an Lebensbereichen, die manchmal<br />
im Elternhaus gar nicht vorkommen. Oft sind<br />
die damit einhergehenden Lernprozesse gleichermaßen<br />
emotional und kognitiv strukturiert. Nicht<br />
alle diese Kompetenzerwerbe lassen sich mit den<br />
herkömmlichen Methoden messen, schon gar<br />
nicht mit der sprachlich so harmlos erscheinenden<br />
VERA-Familie. Wer aber daran glaubt, dass diese<br />
Vergleichsarbeiten über das Leistungsverhältnis<br />
von Schülerpopulationen belastbare Ergebnisse<br />
erzielen, von denen wiederum „pädagogische<br />
Impulse für die Unterrichtsentwicklung ausgehen<br />
(sollen), z.B. über die schulinterne Diskussion<br />
von Standards, der Unterrichtsgestaltung oder der<br />
Beurteilungspraxis 1 “ ausstrahlen, der wird auch<br />
davon ausgehen, schon frühzeitig die Neigungen<br />
und Begabungen hinsichtlich einer sinnvollen Berufs-<br />
oder Bildungswegentscheidung messen und<br />
beeinflussen zu können.<br />
Seit der Propagierung der Bildungsketten durch<br />
Bundesbildungsministerin Schavan gehört die<br />
Potenzialanalyse zum Arsenal der Maßnahmen,<br />
die sicherstellen sollen, dass alle Schüler/innen<br />
eines Jahrganges die Ausbildungsgsreife erlangen<br />
und dem Ausbildungsmarkt zur Verfügung<br />
stehen 2 . Erst einmal ist der äußerst lukrative<br />
Markt dieser Analysen hart umkämpft, da die Arbeitsagentur<br />
für jeden getesteten Schüler einen<br />
nicht unerheblichen Betrag zahlt. Neben einigen<br />
Kammern sind es hauptsächlich Freie Träger,<br />
die diese Analysen durchführen. Zielgruppe sind<br />
die Schüler/innen der 7. und 8. Jgst.. Offensichtlich<br />
gibt es keine einheitlichen Vorgaben für die<br />
Durchführung durch die Arbeitsagentur, so dass<br />
jeder Freie Träger, der die Ausschreibung gewonnen<br />
hat, sich seine Tests selbst stricken kann.<br />
Wenn dabei nicht ausgewiesene Fachleute (die<br />
nun einmal teuer sind) mitgearbeitet haben, dann<br />
ist es nachvollziehbar, warum die meisten Freien<br />
Träger ein Geheimnis um ihre Materialien machen,<br />
die sie auf keinen Fall den beteiligten Schulen<br />
zur Verfügung stellen wollen. Die an einigen<br />
Schulen bekannt gewordenen Rückmeldungen an<br />
die teilnehmenden Schüler sind als eher dürftig<br />
und substanzlos nach drei Tagen Analyse einzuordnen:<br />
„Die Auswertung deines Interessenprofils<br />
hat ergeben, dass du dich besonders für die<br />
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Forum Arbeitslehre 9 Arbeitslehre Werkstätten Nov <strong>2012</strong>