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ßerungen eines Schülers müssen insistierend auf<br />

die Begründung befragt werden.<br />

Der Autor weiß natürlich, dass im Unterrichtsalltag<br />

Testtraining absoluten Vorrang hat.<br />

Lasst uns aber dennoch jede Gelegenheit nutzen,<br />

Jugendliche zur Selbstkontrolle anzuhalten.<br />

Ohne diese stagniert der Prozess der Zivilisation<br />

wie NORBERT ELIAS nachgewiesen hat.<br />

Die Versuchung, dem Fach Ethik die Aufgabe<br />

zuzuschieben, ist gegeben. Dies wäre ein Missverständnis.<br />

Alle Fächer sind gefordert und Arbeitslehre<br />

als ein Fach mit zahllosen Handlungsanlässen<br />

kann die Selbstkontrolle der Schüler<br />

fördern.<br />

Detmar Grammel<br />

Potenzialanalyse – ein Rückfall in alte Begabungstheorien?<br />

Die Offenheit von Bildungsprozessen sollte eine<br />

Grundüberzeugung der Pädagogik sein. Bis zum<br />

Ende der Schulzeit lernen Schüler. Sofern ihnen<br />

nicht die Neugier ausgetrieben wurde, erweitern<br />

sie ihr Weltbild. Was die basalen Kulturtechniken<br />

angeht, sind die Vermittlungsformen nicht immer<br />

so, dass Freude am Lernen wächst. Überkommene<br />

Lehrmethoden und der ausufernde Hang zum Testen<br />

können Schulverdruss produzieren.<br />

Das wäre ein kümmerlicher Bildungsbegriff, der<br />

nicht auch künstlerische, sportliche, sozialkundliche<br />

und technisch-wirtschaftliche Angebote machte.<br />

Hier entdecken Schüler Neigungen, Interessen<br />

werden geweckt an Lebensbereichen, die manchmal<br />

im Elternhaus gar nicht vorkommen. Oft sind<br />

die damit einhergehenden Lernprozesse gleichermaßen<br />

emotional und kognitiv strukturiert. Nicht<br />

alle diese Kompetenzerwerbe lassen sich mit den<br />

herkömmlichen Methoden messen, schon gar<br />

nicht mit der sprachlich so harmlos erscheinenden<br />

VERA-Familie. Wer aber daran glaubt, dass diese<br />

Vergleichsarbeiten über das Leistungsverhältnis<br />

von Schülerpopulationen belastbare Ergebnisse<br />

erzielen, von denen wiederum „pädagogische<br />

Impulse für die Unterrichtsentwicklung ausgehen<br />

(sollen), z.B. über die schulinterne Diskussion<br />

von Standards, der Unterrichtsgestaltung oder der<br />

Beurteilungspraxis 1 “ ausstrahlen, der wird auch<br />

davon ausgehen, schon frühzeitig die Neigungen<br />

und Begabungen hinsichtlich einer sinnvollen Berufs-<br />

oder Bildungswegentscheidung messen und<br />

beeinflussen zu können.<br />

Seit der Propagierung der Bildungsketten durch<br />

Bundesbildungsministerin Schavan gehört die<br />

Potenzialanalyse zum Arsenal der Maßnahmen,<br />

die sicherstellen sollen, dass alle Schüler/innen<br />

eines Jahrganges die Ausbildungsgsreife erlangen<br />

und dem Ausbildungsmarkt zur Verfügung<br />

stehen 2 . Erst einmal ist der äußerst lukrative<br />

Markt dieser Analysen hart umkämpft, da die Arbeitsagentur<br />

für jeden getesteten Schüler einen<br />

nicht unerheblichen Betrag zahlt. Neben einigen<br />

Kammern sind es hauptsächlich Freie Träger,<br />

die diese Analysen durchführen. Zielgruppe sind<br />

die Schüler/innen der 7. und 8. Jgst.. Offensichtlich<br />

gibt es keine einheitlichen Vorgaben für die<br />

Durchführung durch die Arbeitsagentur, so dass<br />

jeder Freie Träger, der die Ausschreibung gewonnen<br />

hat, sich seine Tests selbst stricken kann.<br />

Wenn dabei nicht ausgewiesene Fachleute (die<br />

nun einmal teuer sind) mitgearbeitet haben, dann<br />

ist es nachvollziehbar, warum die meisten Freien<br />

Träger ein Geheimnis um ihre Materialien machen,<br />

die sie auf keinen Fall den beteiligten Schulen<br />

zur Verfügung stellen wollen. Die an einigen<br />

Schulen bekannt gewordenen Rückmeldungen an<br />

die teilnehmenden Schüler sind als eher dürftig<br />

und substanzlos nach drei Tagen Analyse einzuordnen:<br />

„Die Auswertung deines Interessenprofils<br />

hat ergeben, dass du dich besonders für die<br />

67<br />

Forum Arbeitslehre 9 Arbeitslehre Werkstätten Nov <strong>2012</strong>

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