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Günter Eisen & Wilfried Seibel<br />

Was hat Bismarck mit der Arbeitslehre zu tun?<br />

Vor über 120 Jahren wurde unter Bismarck in<br />

Deutschland die gesetzliche Unfallversicherung<br />

eingeführt. Bei den damals schlechten Arbeitsbedingungen<br />

ging die Zahl der Arbeitsunfälle in beängstigende<br />

Höhe. Das System der Unfallversicherung<br />

führte nicht nur zur sozialen Absicherung und Befriedung<br />

der Arbeiterschicht, sondern auch sukzessive<br />

zu einer Verringerung der Arbeitsunfälle. Sie<br />

befinden sich gegenwärtig in Deutschland auf einem<br />

historischen Tiefststand.<br />

Der Anteil, den die Unfallprävention in den Schulen<br />

und insbesondere in der Arbeitslehre hat, ist<br />

leider bisher nicht empirisch untersucht. Unbestritten<br />

ist, dass in einer technisierten Welt, nicht<br />

nur bei der Erwerbsarbeit, sondern auch beim Arbeiten<br />

im privaten Umfeld, viele Unfallgefahren<br />

lauern. Unfallforscher referenzieren deshalb eine<br />

möglichst frühe Unfallpräventionsarbeit. In den<br />

Kindergärten werden schon Straßenverkehrssituationen<br />

geprobt und in der Arbeitslehre wird seit<br />

Anbeginn die Unfallprävention in unterschiedliche<br />

Arbeitssituationen betrieben. Schüler und Schülerinnen<br />

lernen schon früh den fachgerechten Umgang<br />

mit Werkzeugen, Werkzeugmaschinen und<br />

der Hygiene bei der Lebensmittelverarbeitung.<br />

Verlässlicher Partner bei der Ausbildung von Lehrern<br />

und Lehrerinnen ist die Unfallkasse Berlin.<br />

Alle Lehrkräfte werden entweder im Studium an der<br />

TU Berlin oder bei einer gesonderten Lehrerfortbildung<br />

in 12 Doppelstunden auf die Sicherheitserziehung<br />

im Fach Arbeitslehre (WAT) vorbereitet. Es<br />

werden Unfallursachen in Arbeitslehre-Werkstätten<br />

aufgezeigt, Maßnahmen zur Vermeidung von Schülerunfällen<br />

demonstriert und Sicherheitsstandards<br />

an technischem Gerät erläutert. Im Einzelnen wird<br />

die Sicherheit an Holz- und Metallbe- und -verarbeitungsmaschinen<br />

erläutert, der sichere Umgang<br />

mit elektrischen Geräten aufgezeigt, die (Lebensmittel-)Hygiene<br />

und Sicherheit in der Lehrküche<br />

demonstriert. Die Arbeitsplatzergonomie lässt sich<br />

gut am Beispiel des Nähmaschinenarbeitsplatzes<br />

erklären. Der sachgerechte Umgang mit Kunststoffen,<br />

der zumeist thermisch erfolgt, wird bei der Bearbeitung<br />

erprobt. Die finanziellen Lasten trägt die<br />

Unfallkasse Berlin, für die Durchführung ist das In-<br />

stitut für Berufliche Bildung und Arbeitslehre an der<br />

Technischen Universität verantwortlich. Seit 2007<br />

gilt für die Sicherheitskurse ein Kooperationsvertrag<br />

zwischen Senatssschulverwaltung, IBBA und<br />

Unfallkasse.<br />

Die Zusammenarbeit des Instituts für Berufliche<br />

Bildung und Arbeitslehre, der Senatsverwaltung<br />

für Bildung, Jugend und Wissenschaft und der Un-<br />

Sicherheitsbegehungen an Schulen<br />

Seit langen Jahren schon finden an den Schulen Sicherheitsbegehungen<br />

statt. Dabei bedient sich die Senatsschulverwaltung privater Anbieter,<br />

von denen einer mit dem Slogan „Ihr kompetenter Partner für alle<br />

Fragen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes - branchenübergreifend<br />

und bundesweit“wirbt. Eine Analogie zu den Berufsgenossenschaften ist<br />

nicht erkennbar, denn diese sind Versicherungsträger u n d Fachaufsicht<br />

zugleich. Die Unfallkasse Berlin ist zwar Versicherungsträger für<br />

Schulen, kann aber eine flächendeckende Überprüfung der Realzustände<br />

personell nicht leisten. Die Sicherheitsbegehung könnte segensreich<br />

sein. Was Arbeitslehrewerkstätten angeht, haben wir da unsere Zweifel.<br />

Mitarbeiter des IBBA an der TUB werden oft von Schulen um Beratung<br />

in Werkstattfragen gebeten. Wenn dann besorgniserregende Fakten<br />

festgestellt werden, die der kurz zuvor stattgefundenen Sicherheitsbegehung<br />

entgangen sind, sorgt man sich in der Tat.<br />

Unlängst meldete eine Schule, dass ein Stoffhandtuch in der Arbeitslehrewerkstatt<br />

moniert wurde und Papierspender gefordert wurden.<br />

In der Lehrküche der Arbeitslehre werden Stoffhandtücher benötigt<br />

und regelmäßig gewaschen. Papierspender sind in der Lehrküche<br />

dysfunktional.<br />

In einer anderen Schule wurden die ausgestopften Ratten, Füchse und<br />

Biber aus der Biologiesammlung zur sofortigen Entsorgung empfohlen,<br />

denn in dem Fell könnten Kleinlebewesen nisten. Das ist natürlich<br />

grotesk, denn dann müsste die Schüler mit Abbildungen im Buch<br />

vorlieb nehmen. Natürlich hat die Schule keinen Handschlag getan, um<br />

die schönen Präparate zu entsorgen. Ein Jahr später wiederholt sich<br />

die Posse, wieder keine Subordination der Schule. Die Mängelrügen<br />

bei der Sicherheitsbegehung - seien sie nun berechtigt oder nicht -<br />

bleiben ohne Konsequenzen. Bei Arbeitslehrewerkstätten könnte das<br />

dramatisch enden.<br />

(Redaktion)<br />

30<br />

Forum Arbeitslehre 9 Arbeitslehre Werkstätten Nov <strong>2012</strong>

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