04.11.2014 Aufrufe

2/2012

2/2012

2/2012

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

eduziert werden kann auf wirtschaftliche Verwertung,<br />

hat das Bildungswesen auch Aufgaben, die<br />

über unternehmerisch begründete Bildungsziele<br />

hinausreichen. Auf dem Gebiet der Wissensvermittlung<br />

betrifft das unter anderem neben natur-, sozial-<br />

und geisteswissenschaftlichen Grundlagenkenntnissen,<br />

Kulturtechniken, betriebswirtschaftlichen<br />

Grundkenntnissen auch Kenntnisse über globale<br />

wirtschaftliche, ökologische und soziale Zusammenhänge.<br />

Auf dem Gebiet der Entwicklung des Sozialverhaltens,<br />

man kann es auch Erziehung nennen, spielt neben<br />

dem Ausbau arbeitsrelevanter Basiskompetenzen,<br />

mitunter auch als Arbeitstugenden bezeichnet,<br />

auch die Entwicklung von Selbstbewusstsein, solidarischem<br />

Verhalten und die Achtung humanistischer<br />

Grundwerte eine Rolle, wozu ebenfalls die Achtung<br />

der Würde des Menschen auf der Basis von Grundprinzipien<br />

der UN-BRK gehören.<br />

Es stellt einen enorm hohen Anspruch an die Schule<br />

dar, dieses Gesamtpaket an Anforderungen umzusetzen.<br />

Im Gegensatz zu den Anforderungen haben sich die<br />

Ressourcen der Institution Schule in Deutschland<br />

nicht wesentlich erhöht. Das wird sicher in der weiteren<br />

Diskussion zur Umsetzung der UN-BRK noch<br />

eine Rolle spielen, verbunden mit dem Begriff der<br />

Inklusion.<br />

Inklusion wird hier begriffen als ein bundesweit<br />

durchzusetzendes schulisches Arrangement, das gemeinsames<br />

Lernen von behinderten und nichtbehinderten<br />

Jugendlichen ermöglicht. Dieser Paradigmenwechsel<br />

im Gesamtschulsystem erfordert, dass ein<br />

bisher hochselektives und segregatives Schulwesen<br />

in ein inklusives, im Sinne der UN-BRK, umgewandelt<br />

werden soll.<br />

Mit zwei unterschiedlich segregativen Traditionslinien<br />

soll gebrochen werden:<br />

1. Mit der Traditionslinie Ost, der leistungsorientierten<br />

frontalen Belehrungsschule für Lernen im<br />

Gleichschritt, welches motivationale und kognitive<br />

Homogenität voraussetzt, selektiv an den Polen Lernschwierigkeiten<br />

(Hilfsschule) und Hochbegabung<br />

(Erweiterte Oberschule).<br />

2. Mit der Traditionslinie West, in der dem Bedürfnis<br />

nach Homogenität entsprochen wurde - durch soziale<br />

Segregation und Selektion mittels einer Vielfalt<br />

an Schulformen, deren Grundformen Sonderschulen,<br />

Grundschule, Hauptschule, Realschule und Gymnasium<br />

darstellten. Innerhalb der Schulformen zeichnete<br />

sich hier der Unterricht durch größere Methodenvielfalt<br />

aus.<br />

Dieser Bruch erfordert einen Mentalitätswechsel bei<br />

Lehrerinnen und Lehrern: weg von der Defizitorientierung<br />

- hin zur Ressourcenorientierung, der außerdem<br />

noch unter einem starken Veränderungsdruck<br />

vollzogen werden muss. Er entsteht auch dadurch,<br />

dass unter anderem auch Schülerinnen und Schüler,<br />

die als verhaltensauffällig, lern- oder motivationsschwach<br />

gelten, von der Regelschule nicht mehr in<br />

Förderschulen ausgesondert werden.<br />

Die Gründe für den Aufbau der Förderschule lagen<br />

bekanntlich nicht in der Förderschule selbst, sondern<br />

im Bereich der Regelschulen. Die Förderschulen gaben<br />

nur den SchülerInnen eine Heimat, die von der<br />

Regelschule ausgeschlossen wurden. Die Gründe für<br />

diese Segregation müssen in den Regelschulen überwunden<br />

werden.<br />

Die gegenwärtig noch wachsende Förderquote im<br />

Bereich der drei Förderschwerpunkte „Lernen“,<br />

„emotionale-soziale Entwicklung“ und „Sprache“ ist<br />

am wenigsten ein statistisches, sondern ein sehr komplexes<br />

soziales und pädagogisches Problem. Dieses<br />

Problem wird die Regelschulen demnächst treffen.<br />

Mit dem Übergang zur „inklusiven“ Schule auf der<br />

Grundlage der UN-BRK erhöht sich die Heterogenität<br />

an Schulen und damit auch die Herausforderung<br />

für Lehrer, mit dieser neuen Heterogenität im Unterricht<br />

erfolgreich umzugehen. Bisherige didaktische,<br />

methodische und pädagogische Unterrichtskonzepte,<br />

die tendenziell auf den Voraussetzungen von motivationaler<br />

und kognitiver Homogenität aufbauten, werden<br />

in Frage gestellt.<br />

Das soziale Lernen gewinnt noch stärker an Gewicht<br />

und es wird notwendig sein, Binnendifferenzierung<br />

und äußere Differenzierung sehr verantwortungsbewusst<br />

zu entwickeln und einzusetzen.<br />

Methodenvielfalt und Kooperation könnten das<br />

Schlüsselglied zur Bewältigung der Herausforderung<br />

von wachsender Heterogenität an den Regelschulen<br />

sein. Wenn die Zusammenlegung bisher unterschiedlicher<br />

Schulformen dazu führt, dass der Erfahrungsschatz<br />

der in den einzelnen Schulformen praktizierten<br />

Lernarrangements, Unterrichtsmethoden und Didaktiken<br />

ebenfalls zusammengeführt, kritisch überprüft<br />

und kreativ auf die neue Situation übertragen wird,<br />

könnte eine „Schule für alle“ wahr werden.<br />

52<br />

Forum Arbeitslehre 9 Arbeitslehre Werkstätten Nov <strong>2012</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!