2/2012
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ihre Positionen teilweise überscharf, um Abgrenzungen<br />
zu verdeutlichen. Insofern ist eine synoptische<br />
Aufführung (vgl. Tabelle 1) nur eingeschränkt gültig,<br />
zumal der Verlauf der Argumentation nicht vermittelt<br />
wird. Sie wird trotzdem hier gewagt, um aufzuzeigen,<br />
auf welchen Ansätzen eine zu Beginn der 80er Jahre<br />
erkennbare Vereinheitlichung beruht, welche Wege<br />
bereits abgeschritten wurden, um die Einführung der<br />
Arbeitslehre, die Ausbildung von Lehrern und die<br />
fachgerechte Ausstattung der Schulen abgesichert<br />
vorzubereiten.<br />
Die nachfolgende Tabelle bezeichnet die Charakteristika<br />
der verschiedenen Positionen nur stichwortartig,<br />
weil beim heutigen Stand der Entwicklung diese Ansätze<br />
und Anregungen zum großen Teil ihre Funktion<br />
bereits erfüllt haben, in der Regel in mehrperspektivischen<br />
Entwürfen aufgegangen sind und die Praxis der<br />
Schule bereits vielfältig darüber hinausgewachsen ist.<br />
Der Ansatz des polytechnischen Unterrichts in der<br />
DDR ist hier nicht besonders aufgenommen worden,<br />
obwohl er in unterschiedlicher Weise die eine oder<br />
andere der skizzierten Positionen beeinflusst hat.<br />
Die Übertragung dieser Ansätze auf Rahmenpläne<br />
und damit die Verwirklichung der Vorstellungen in<br />
der Schulpraxis wurde durch die Vielfalt der Vorschläge<br />
eher gehindert. Andererseits trug der erste<br />
Vollzug wesentlich zur Modifikation, Überprüfung<br />
und Korrektur der Vorstellung bei. Die inhaltlichen<br />
Planungen gingen zunehmend einheitlich von der<br />
Auffassung aus, das sich die Lebensführung in einer<br />
schnell wandelnden pluralistischen Industriegesellschaft<br />
nicht allein aus der Tradition ergeben kann,<br />
dass jede Schule mit der Aufgabe konfrontiert wird,<br />
auf das gesellschaftliche Handeln in drei aufeinander<br />
bezogenen Komplexen vorzubereiten:<br />
Arbeitswelt – individuelle berufliche Tätigkeit –<br />
Berufswahl<br />
Freizeitwelt – geistige Kultur – Konsumententätigkeit<br />
Politisches Leben – mitmenschliche Kommunikation<br />
– individuelle Verantwortung (Heimann/<br />
Kledzik 1967)<br />
Die Arbeitslehre zielt schwerpunktmäßig auf den<br />
erstgenannten Handlungskomplex, wurde speziell<br />
als Antwort auf das Problem der Hinführung zur<br />
Arbeitswelt zuerst in der Hauptschule entwickelt<br />
und mit der Ausweitung der Gesamtschulen auch<br />
dort als Pflicht- und Wahlpflichtfach angeboten.<br />
Sie war und ist die erste Antwort auf die Fragen<br />
und Ansprüche, die von Arbeitgeber- und Arbeitsnehmerorganisationen<br />
ständig dringlicher an die<br />
Schule gestellt werden (BDA; DGB 1977):<br />
• Hinführung der Schüler zur Wirtschafts- und<br />
Arbeitswelt als sozial-ökonomische Grundbildung<br />
• Verständnisanbahnung für wechselseitige<br />
Abhängigkeiten zwischen Technik, Ökonomie<br />
und Politik<br />
• Einführung in Verfahren der Planung und<br />
Bewertung und Bewertung von Berufsarbeit<br />
und Haushaltsführung<br />
• Vermittlung von Umgangserfahrungen aus<br />
Arbeitsprozessen<br />
• Vorbereitung der Berufswahl und Forderung<br />
der Berufswahlreife<br />
Die sogenannten Abnehmer der Schule kennzeichnen<br />
damit Sachverhalte, die sich aus dem technologischen,<br />
wirtschaftlichen, beruflichen und politischen<br />
Entwicklungsstand ergeben und durch<br />
die traditionellen Schulfächer – so sehr auch dort<br />
Umgestaltungen vorgenommen wurden – nicht in<br />
dem erforderlichen Umfang berücksichtigt werden.<br />
Mit der Ergänzung des herkömmlichen Fächerkanons<br />
durch sozial-ökonomisch-technische<br />
Informationen, also durch aufeinander bezogenen<br />
Themenfelder wie Betrieb und Haushalt, Wirtschaft<br />
und Technik, Beruf und Freizeit, Produktion<br />
und Konsum, soll die Schule auf Sachverhalte der<br />
Wirklichkeit des Lebens reagieren, die heute zur<br />
Grundbildung eines jeden Jugendlichen gehören<br />
müssen. Bleibt es bei Abstinenz von Realschulen<br />
und Gymnasien in dieser schul- und gesellschaftspolitisch<br />
wichtigen Frage, dann wäre Arbeitslehre<br />
die Spezialität nur einer Schülergruppe und Realschüler<br />
und Gymnasiasten würden ohne diese<br />
spezielle Hinführung auf Beruf und Arbeit aus<br />
der Schule entlassen. Die Berücksichtigung einer<br />
Arbeitslehre verbindet Schule mit dem Leben. Arbeitslehre<br />
ist die Chance der allgemeinbildenden<br />
Sekundarschulen, Hilfe zur informierten Selbstbestimmung<br />
im Hinblick auf die Arbeitswelt zu<br />
bieten.<br />
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