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ihre Positionen teilweise überscharf, um Abgrenzungen<br />

zu verdeutlichen. Insofern ist eine synoptische<br />

Aufführung (vgl. Tabelle 1) nur eingeschränkt gültig,<br />

zumal der Verlauf der Argumentation nicht vermittelt<br />

wird. Sie wird trotzdem hier gewagt, um aufzuzeigen,<br />

auf welchen Ansätzen eine zu Beginn der 80er Jahre<br />

erkennbare Vereinheitlichung beruht, welche Wege<br />

bereits abgeschritten wurden, um die Einführung der<br />

Arbeitslehre, die Ausbildung von Lehrern und die<br />

fachgerechte Ausstattung der Schulen abgesichert<br />

vorzubereiten.<br />

Die nachfolgende Tabelle bezeichnet die Charakteristika<br />

der verschiedenen Positionen nur stichwortartig,<br />

weil beim heutigen Stand der Entwicklung diese Ansätze<br />

und Anregungen zum großen Teil ihre Funktion<br />

bereits erfüllt haben, in der Regel in mehrperspektivischen<br />

Entwürfen aufgegangen sind und die Praxis der<br />

Schule bereits vielfältig darüber hinausgewachsen ist.<br />

Der Ansatz des polytechnischen Unterrichts in der<br />

DDR ist hier nicht besonders aufgenommen worden,<br />

obwohl er in unterschiedlicher Weise die eine oder<br />

andere der skizzierten Positionen beeinflusst hat.<br />

Die Übertragung dieser Ansätze auf Rahmenpläne<br />

und damit die Verwirklichung der Vorstellungen in<br />

der Schulpraxis wurde durch die Vielfalt der Vorschläge<br />

eher gehindert. Andererseits trug der erste<br />

Vollzug wesentlich zur Modifikation, Überprüfung<br />

und Korrektur der Vorstellung bei. Die inhaltlichen<br />

Planungen gingen zunehmend einheitlich von der<br />

Auffassung aus, das sich die Lebensführung in einer<br />

schnell wandelnden pluralistischen Industriegesellschaft<br />

nicht allein aus der Tradition ergeben kann,<br />

dass jede Schule mit der Aufgabe konfrontiert wird,<br />

auf das gesellschaftliche Handeln in drei aufeinander<br />

bezogenen Komplexen vorzubereiten:<br />

Arbeitswelt – individuelle berufliche Tätigkeit –<br />

Berufswahl<br />

Freizeitwelt – geistige Kultur – Konsumententätigkeit<br />

Politisches Leben – mitmenschliche Kommunikation<br />

– individuelle Verantwortung (Heimann/<br />

Kledzik 1967)<br />

Die Arbeitslehre zielt schwerpunktmäßig auf den<br />

erstgenannten Handlungskomplex, wurde speziell<br />

als Antwort auf das Problem der Hinführung zur<br />

Arbeitswelt zuerst in der Hauptschule entwickelt<br />

und mit der Ausweitung der Gesamtschulen auch<br />

dort als Pflicht- und Wahlpflichtfach angeboten.<br />

Sie war und ist die erste Antwort auf die Fragen<br />

und Ansprüche, die von Arbeitgeber- und Arbeitsnehmerorganisationen<br />

ständig dringlicher an die<br />

Schule gestellt werden (BDA; DGB 1977):<br />

• Hinführung der Schüler zur Wirtschafts- und<br />

Arbeitswelt als sozial-ökonomische Grundbildung<br />

• Verständnisanbahnung für wechselseitige<br />

Abhängigkeiten zwischen Technik, Ökonomie<br />

und Politik<br />

• Einführung in Verfahren der Planung und<br />

Bewertung und Bewertung von Berufsarbeit<br />

und Haushaltsführung<br />

• Vermittlung von Umgangserfahrungen aus<br />

Arbeitsprozessen<br />

• Vorbereitung der Berufswahl und Forderung<br />

der Berufswahlreife<br />

Die sogenannten Abnehmer der Schule kennzeichnen<br />

damit Sachverhalte, die sich aus dem technologischen,<br />

wirtschaftlichen, beruflichen und politischen<br />

Entwicklungsstand ergeben und durch<br />

die traditionellen Schulfächer – so sehr auch dort<br />

Umgestaltungen vorgenommen wurden – nicht in<br />

dem erforderlichen Umfang berücksichtigt werden.<br />

Mit der Ergänzung des herkömmlichen Fächerkanons<br />

durch sozial-ökonomisch-technische<br />

Informationen, also durch aufeinander bezogenen<br />

Themenfelder wie Betrieb und Haushalt, Wirtschaft<br />

und Technik, Beruf und Freizeit, Produktion<br />

und Konsum, soll die Schule auf Sachverhalte der<br />

Wirklichkeit des Lebens reagieren, die heute zur<br />

Grundbildung eines jeden Jugendlichen gehören<br />

müssen. Bleibt es bei Abstinenz von Realschulen<br />

und Gymnasien in dieser schul- und gesellschaftspolitisch<br />

wichtigen Frage, dann wäre Arbeitslehre<br />

die Spezialität nur einer Schülergruppe und Realschüler<br />

und Gymnasiasten würden ohne diese<br />

spezielle Hinführung auf Beruf und Arbeit aus<br />

der Schule entlassen. Die Berücksichtigung einer<br />

Arbeitslehre verbindet Schule mit dem Leben. Arbeitslehre<br />

ist die Chance der allgemeinbildenden<br />

Sekundarschulen, Hilfe zur informierten Selbstbestimmung<br />

im Hinblick auf die Arbeitswelt zu<br />

bieten.<br />

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Forum Arbeitslehre 9 Arbeitslehre Werkstätten Nov <strong>2012</strong>

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