04.11.2014 Aufrufe

2/2012

2/2012

2/2012

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Detmar Grammel & Günter Reuel<br />

Lehrerbildung, Praxiserfahrung und Lehrerfortbildung<br />

Einer der Autoren dieser Zeilen hat viele Jahre Lehrerfortbildung<br />

am Pädagogischen Zentrum (später<br />

BIL) betrieben. Seine Erfahrungen beziehen sich auf<br />

das Fach Arbeitslehre, aber die ehemaligen Referenten<br />

für andere Schulfächer werden seine Ausführungen<br />

bestätigen. Der zweite Autor hat von 1974 bis<br />

2009 den Fachbereich Arbeitslehre einer Gesamtschule<br />

geleitet, war Fachberater für das Betriebspraktikum,<br />

später Multiplikator für Arbeitslehre<br />

jeweils im Bezirk Spandau, hatte zwischenzeitlich<br />

die Runde der Fachbereichsleiter AL der westlichen<br />

Bezirke geleitet, war schließlich 4 Jahre lang zur<br />

Fachaufsicht Arbeitslehre teilweise abgeordnet und<br />

betreut seit seiner Pensionierung Studenten und Studentinnen<br />

des IBBA im Unterrichtspraktikum.<br />

Viele Lehrer kamen immer wieder zu Fortbildungsveranstaltungen,<br />

die übrigens meist in Schulen<br />

stattfanden. Andere kamen nie. Die Verweigerer<br />

trugen fast immer ein hartnäckig gepflegtes (Vor-)<br />

Urteil mit sich herum: In der Hochschule wurde ich<br />

denkbar schlecht auf Schule vorbereitet, jetzt bin ich<br />

nur noch Autodidakt. Ein weiteres Phänomen muss<br />

allerdings genannt werden. Die Mehrzahl der Fortbildungsveranstaltungen<br />

fand und findet außerhalb<br />

der Unterrichtszeit in der so genannten „Freizeit“<br />

der Lehrer statt. Immer, wenn es mal für bestimmte<br />

Fortbildungsangebote vom Dienstherren Unterrichtsbefreiung<br />

gibt, ist der Andrang wesentlich<br />

größer.<br />

Derzeit wird Gott sei Dank über größere Praxisanteile,<br />

sprich Schulkontakte, während eines Lehramt-<br />

Studienganges nachgedacht. Diese Bemühungen<br />

verdienen volle Unterstützung. In diesem Zusammenhang<br />

sei an die lange Jahre latent geführte Debatte<br />

erinnert, ob nur Exzellenzschulen für Praktika<br />

und Referendariat geeignet seien: Eine solche<br />

Präferenz würde insbesondere Brennpunktschulen<br />

allein lassen. In der Regel werden unsere Studenten<br />

in den Schulen außerordentlich freundlich empfangen.<br />

Schulleiter und stellvertretende Schulleiter<br />

kümmern sich persönlich darum, dass das Praktikum<br />

oder andere Unterrichtsversuche bestmöglich<br />

organisiert werden. Sie wissen um die prekäre<br />

personelle Situation: Der „Markt“ für ausgebildete<br />

Arbeitslehrekräfte ist leergefegt. Schulen, die die<br />

letzte Schulreform ernst nehmen, die die Inklusion<br />

nicht unter dem Gesichtspunkt der Verschlechterung<br />

der Abschlussstatistik sehen, bemühen sich um die<br />

zukünftigen Kolleginnen und Kollegen. Manchmal<br />

sind es ganz einfache Dinge wie ein Schlüssel für<br />

den Kopierraum und die Lehrertoilette, die bei den<br />

Studenten das Gefühl bestärken, angenommen zu<br />

sein. Wer auf ein harmonisches, erfolgreiches Unterrichtspraktikum<br />

zurückblicken kann, wer gesehen<br />

hat, dass er gerade mit dem Fach Arbeitslehre<br />

gebraucht wird, der wird sich sicherlich bei seinem<br />

Referendariat dieser Schule den Vorzug geben.<br />

Allerdings gibt es durchaus Ausnahmen. Studenten<br />

melden sich gut vorbereitet und mit Enthusiasmus<br />

in der Schule – und müssen erfahren, dass sie dort<br />

höchst unwillkommen sind: Der Schulleiter hat keine<br />

Zeit, Rückrufe oder –mails unterbleiben, zwischen<br />

Unterrichtspraktikanten und PKB-Beschäftigten<br />

wird kein Unterschied gemacht: „Richten Sie<br />

sich darauf ein, dass Sie auch Vertretungsunterricht<br />

machen müssen.“ Durch ein solches Verhalten schadet<br />

eine Schule sich selbst: Auch als Lehrer mit<br />

jahrzehntelanger Praxiserfahrung kann man methodisch<br />

das eine oder andere von Studenten lernen.<br />

Schließlich können auch die Besuche der Betreuer<br />

im Praktikum eine Form der Lehrerfortbildung sein,<br />

gerade was die Ausrüstung der Werkstätten betrifft,<br />

da externen Augen oftmals etwas auffällt, was im<br />

täglichen Betrieb als normal hingenommen wird.<br />

Wie kann z.B. ein schwerer Maschinenschraubstock<br />

auf einer Tischbohrmaschine auch ohne Nutsteine<br />

so gesichert werden, dass die Unfallgefahr gebannt<br />

ist? Warum müssen Schüler beim Bohren ein Holzstück<br />

mit den Händen festhalten, wenn es Schnellspanner<br />

gibt?<br />

Im schlimmsten Fall treffen die Studenten auf einen<br />

Fachbereich Arbeitslehre, der seinen Namen<br />

nicht verdient – auch so etwas gibt es. Im Zuge<br />

der Regionalisierung der Lehrerfortbildung sollten<br />

zwar in den Bezirken bezirkliche Fachkonferenzen<br />

eingerichtet werden und die Multiplikatoren – jetzt<br />

Schulentwickler – sollten Fortbildungsangebote<br />

machen – aber siehe oben: Da es keine Teilnahmepflicht<br />

gibt, machen nicht wenige Unterrichtende<br />

das, was im Rahmenlehrplan vor 30 Jahren stand.<br />

61<br />

Forum Arbeitslehre 9 Arbeitslehre Werkstätten Nov <strong>2012</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!