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Die Werkstätten repräsentieren ein riesiges Berufsspektrum<br />

und erlauben gleichzeitig den Erwerb von<br />

Qualifikationen, die bei der Hausarbeit gefordert<br />

werden. Emotional ist bei Schülern die Holzwerkstatt<br />

sehr beliebt, jedoch sollte nicht übersehen werden,<br />

dass Kunststoffe eine zentrale Bedeutung übernommen<br />

haben.<br />

Ein Schüler, der in vier Jahren diese Werkstätten<br />

durchläuft, entdeckt Neigungen und Abneigungen<br />

zu vielen Werkstoffen und Verfahren. Er erprobt<br />

sich bei grob- und feinmotorischen Handlungen, er<br />

bekommt ein Verhältnis zur Werkzeug- und Maschinenbedienung,<br />

das durch Angstfreiheit und Vorsicht<br />

zugleich gekennzeichnet ist. Der Schüler beobachtet<br />

an seinem Körper Unverträglichkeiten (Lärmempfindlichkeit,<br />

Stauballergie, Ekel vor Gerüchen).<br />

Werkstatt übergreifend sind die unausweichlichen<br />

Zwänge wie Ordnung, Hygiene, Kooperation, ökologische<br />

Rücksichtnahme.<br />

Die genannten sechs Werkstätten bilden den Idealfall,<br />

was die Verfügbarkeit angeht. Bei restriktiven<br />

Raumbedingungen sind folgende Räume kombinierbar:<br />

• Holz- und Metallwerkstatt<br />

• Elektro- und Kunststoffwerkstatt<br />

Textilwerkstatt und Lehrküche bleiben autonom.<br />

Im beruflichen Milieu gibt es Dogmen, die meist<br />

apodiktisch verkündet werden. Holz- und Metallbearbeitung<br />

sind angeblich unvereinbar. Holzstäube<br />

führen zur Korrosion von Maschinenbetten, Ölfilme<br />

– in der Metallverarbeitung üblich – hinterlassen<br />

verheerende Flecken auf Holzoberflächen. Diese<br />

puristische Auffassung ist in Schulwerkstätten<br />

vernachlässigbar. In einer kombinierten Holz- und<br />

Metallwerkstatt ist die Verwendung einiger Maschinen<br />

für beide Werkstoffe möglich. Hierzu zählen<br />

eine Säulenbohrmaschine, eine Drehmaschine, eine<br />

Bandsäge mit verstellbarer Drehzahl, sowie eine<br />

kleine CNC-Fräsmaschine.<br />

Die Kombinierbarkeit einer Kunststoffwerkstatt mit<br />

einer Elektrowerkstatt ist bei Raummangel vertretbar.<br />

Beide Werkstätten benötigen relativ wenig Platz<br />

für den Gerätepark. Emissionen sind zwar vorhanden,<br />

können aber durch kleine mobile Absauggeräte<br />

beherrscht werden. In der Textilwerkstatt ist natürlich<br />

Sauberkeit eine Grundbedingung - wer möchte<br />

schon in dem gerade geschneiderten Kleidungsstück<br />

Flecken haben. Solide stationäre Nähmaschinen, ein<br />

geräumiger Zuschneidetisch, eine Computer gesteuerte<br />

Stickmaschine, Bügelstationen mit Absaugung<br />

und möglicherweise einige Schneiderpuppen gehören<br />

zum Inventar.<br />

Die Lehrküche ist die vielleicht meist frequentierte<br />

Werkstatt in Schulen. Feierlichkeiten, der Pausenimbiss,<br />

Elternabende und Schülerfirmen brauchen eine<br />

Küche. Deshalb ist eine gewisse Professionalität der<br />

Küche empfehlenswert. Wir kennen Schulen, die<br />

schon zum dritten Mal eine Billigküche mit Spanplattenmöbeln<br />

und einem Haushaltsherd gekauft haben,<br />

weil der Vorgänger entsorgungsreif war.<br />

Zu Einzelheiten der Ausstattung, was Lehrküchen<br />

und Textilwerkstätten angeht, verweisen wir auf die<br />

Beiträge von Reinhold Hoge und Simone Maier in<br />

diesem Heft.<br />

Die Aufsichtspflicht in Werkstätten<br />

Diese unterscheidet sich nicht von der allgemeinen<br />

Aufsichtspflicht. Zur Erinnerung: Der Lehrer muss<br />

nicht permanent bei den Schülern sein. Er kann die<br />

Werkstatt verlassen, um Material zu holen. Er kann<br />

bei getrennten Werkstätten (Maschinenraum, Werkbankraum)<br />

nur in einem der Räume präsent sein.<br />

Immer müssen die Schüler das Gefühl haben, dass<br />

der Lehrer jeden Moment wieder eintritt. Für die Arbeitslehre<br />

ist der Erwerb eines Sicherheitszertifikats<br />

durch den Lehr zwingend vorgeschrieben. Es versteht<br />

sich von selbst, dass Schüler Maschinen erst<br />

nach gründlicher Einweisung bedienen dürfen. Die<br />

Berliner Regelung, eine Zusammenarbeit zwischen<br />

der Unfallkasse Berlin und dem IBBA, wird in dem<br />

Beitrag von Eisen/Seibel in diesem Heft vorgestellt.<br />

In den Werkstätten bestimmt allein der Lehrer, welche<br />

Arbeiten die Schüler ausführen dürfen und welche<br />

nicht. In der Vergangenheit kam es vor, dass z.B.<br />

Werkstattmeister sich Verbote anmaßten. „Ich stehe<br />

mit einem Bein im Gefängnis“, so die Phrasen von<br />

Nichtlehrern, die namentlich fachfremd unterrichtende<br />

Lehrer stark verunsichern. In solchen Fällen<br />

sollten Lehrkräfte immer das Urteil von Experten<br />

einholen.<br />

Details zur Ausstattung der Kernwerkstätten<br />

Aus Platzgründen drucken wir hier nur eine Aufzählung<br />

der wichtigsten Ausstattungsteile ab. An<br />

einem Beispiel wird die Anforderung spezifiziert.<br />

Wer vor Investitionsentscheidungen steht, bekommt<br />

vom IBBA für jedes Ausstattungsteil ein detaillier-<br />

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Forum Arbeitslehre 9 Arbeitslehre Werkstätten Nov <strong>2012</strong>

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