2/2012
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SpechtSpäne<br />
Auf dieser Heftseite finden sie in jeder<br />
Ausgabe unserer Zeitschrift die SpechtSpäne.<br />
Bitte nicht wegfegen, sondern lesen.<br />
Der Arbeitslehrespecht ist seit vielen Jahren unser<br />
Wappentier. Er steht für das Bohren dicker Bretter.<br />
Schafft die Fächer ab! 1<br />
Eine gewisse Aufregung in den lokalen Medien<br />
würde die Entscheidung eines Berliner Schulleiters<br />
verursachen, das Fach Mathematik abzuschaffen<br />
und durch Gartenpflege zu ersetzen. Der Schulleiter<br />
soll sich auf die Abschaffung von Arbeitslehre/<br />
WAT durch andere Schulleiter berufen und die von<br />
der Schulverwaltung erteilte Absolution.<br />
Außerdem konnte er geltend machen, dass viele<br />
Bürger nach 12 bis 13 Jahren Mathematikunterricht<br />
kaum rechnen können. Ganz zu schweigen von dem<br />
Gejammer der Mathematik-Ordinarien an den Universitäten<br />
über die nicht vorhandenen Mathematikkenntnisse<br />
der Studienanfänger. Jüngstes Beispiel:<br />
der Mathematik-Mogul an der Humboldt Universität.<br />
Schulleiter messen das Leben an der eigenen Biografie.<br />
Der Mathematikabschaffer (Fakultas Geschichte<br />
und Religion) merkt natürlich, dass er bei seinen<br />
Alltagsgeschäften Mathematik nicht braucht. Auch<br />
der Arbeitslehreabschaffer (AA) vermisst nicht die<br />
Vorbereitung auf Erwerbsarbeit und Hausarbeit. Auf<br />
einem warmen Beamtenplätzchen brauchte er niemals<br />
den Schritt ins Arbeitsmarktgetümmel zu tun.<br />
Und seine brave Ehefrau hält ihm die Mühsal der<br />
Hausarbeit vom Leibe.<br />
Was lernt uns das? Die Abschaffung eines Schulfaches<br />
Arbeitslehre/WAT, das nicht ohne Grund im<br />
Pflichtkanon der Unterrichtsfächer festgeschrieben<br />
zu sein schien, ist ein Verbrechen an jungen Menschen.<br />
Für die Existenzsicherung in einer Zeit, wo Berufslaufbahnen<br />
Krisen erleben, wo Hausarbeit immer<br />
verantwortungsvoller wird und Konsumentscheidungen<br />
eigentlich ein Studium erfordern, schafft nur<br />
ein Ignorant Arbeitslehre/WAT ab.<br />
Um noch mal auf den Verdacht des Verbrechens zurück<br />
zu kommen: Das Gewaltmonopol des Staates<br />
könnte es verhindern. Dazu müsste der Staat nicht<br />
nur um die Finanzierung der Schulen feilschen, er<br />
müsste die Steuerungskraft für die Inhalte der Schule<br />
aufbringen. Eine Pseudoliberalisierung schafft<br />
keine Bildungsgerechtigkeit.<br />
1<br />
Ende des 20.Jahrh. wurden Parolen laut: „schafft die Schule ab“ und<br />
das „Ende der Erziehung“ wurde angeblich eingeläutet. Ausführlich hierzu:<br />
Jürgen Oelkers/Thomas Lehmann: Antipädagogik, Weinheim Basel 1990<br />
90<br />
Forum Arbeitslehre 9 Arbeitslehre Werkstätten Nov <strong>2012</strong>