2/2012
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Ulrich J. Kledzik & Günter Reuel<br />
Und immer wieder Chancengleichheit<br />
Im Jahre 1951 verabschiedete das Abgeordnetenhaus<br />
eine Neugliederung der Berliner Schule als<br />
eine schulpolitische Entscheidung, die sich aus<br />
dem Verhältnis der damaligen Fraktionen ergab<br />
und nicht als Resultat einer schulpädagogischen<br />
Reformabsicht gewertet werden kann. Auf die<br />
sechsjährige Grundschule bauten sich drei Zweige<br />
der Oberschule auf, der Praktische Zweig (OPZ),<br />
der Technische Zweig (OTZ) und der Wissenschaftliche<br />
Zweig (OWZ). Der Besuch der 9. Klasse<br />
war bis 1948 freiwillig, 1951 wurde die 9. Klasse<br />
Abschlussjahr der OPZ.<br />
Nur zur Erinnerung: In den Jahren 1955 - 60 gingen<br />
im Schnitt 53 Prozent eines Jahrgangs an die OPZ,<br />
29 Prozent an die OTZ und 18% an die OWZ über.<br />
Mit der Einführung einer Pflichtfremdsprache,<br />
überwiegend Englisch, in der OPZ wurde der Status<br />
Oberschule erreicht, der in Deutschland stets an<br />
die Vermittlung einer Fremdsprache gebunden war.<br />
Erst 1957 gelang es übrigens, einen Bildungsplan<br />
für die Oberschulen Praktischen Zweiges vorzulegen,<br />
wenn auch mit „vorläufigem Charakter“.<br />
Man erkennt, auf welch unsicherer schulpädagogischer<br />
Basis die damaligen Entscheidungen vorgenommen<br />
wurden. Der Gedanke, man könne überwiegend<br />
„praktisch-manuell“ Begabte, von „technisch“<br />
oder „wissenschaftlich“ Begabten absondern, sollte<br />
schon damals gemildert werden. Man empfahl differenzierte<br />
Angebote, was Fächer und Niveaus betraf.<br />
Fachübergreifende Unterrichtsgestaltung fand ihren<br />
Niederschlag in der Stundentafel.<br />
Werken und Textilarbeit wurden wegen ihrer geschlechtsspezifischen<br />
Vorgeschichte problematisiert,<br />
Hauswerk, Bildnerisches Gestalten, Musik<br />
und Leibesübungen wurden im Kernunterricht der<br />
7. und 8. Klassen mit einem gemeinsamen Stundendeputat<br />
zusammengefasst 1 : Insgesamt also eine<br />
schulpolitisch begründete Gesetzesnovelle in Berlin-West,<br />
die die 1948 als Einheitsschule geplante<br />
Schulstruktur ablösen sollte.<br />
Die Spannung zwischen Schulformen, von denen<br />
man glaubte, sie würden unterschiedlichen Begabungsprofilen<br />
gerecht, und der Akzeptanz in der Be-<br />
Gruß aus ferner Vergangenheit am ehemaligen Schulgebäude in Kladow,<br />
Bezirk Spandau (heute das Gebäude der Stadtteilbibliothek)<br />
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