Sekundäre Prävention bei Verdacht auf SSES - HfH - Interkantonale ...
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Theoretische Grundlagen<br />
2.2 Normaler Spracherwerb mit Fokus <strong>auf</strong> 2;6- bis 4;0-Jährige<br />
Im Folgenden werden wir kurz den gesunden Spracherwerb nach Grimm (2003) und<br />
Wendlandt (2000) <strong>auf</strong>zeigen. Wir widmen uns da<strong>bei</strong> jedoch hauptsächlich der Entwicklungsspanne<br />
zwischen 2;6 und 4;0 Jahren, da dies dem Alter der Kinder entspricht,<br />
für welche wir die Entscheidungshilfe entwerfen.<br />
Den hörbaren Einstieg in das komplexe System der Sprache hat das kleine Kind mit der<br />
Produktion seiner ersten Wörter etwa zwischen dem zehnten und zwölften Lebensmonat<br />
vollzogen. Und im Alter von vier bis fünf Jahren werden dann die grundlegenden<br />
Sprachstrukturen beherrscht. Diese rasante Entwicklung macht es möglich, dass das<br />
Vorschulkind in teilweise schon sehr komplexen Sätzen über seine Wünsche, Bedürfnisse<br />
und Gedanken reden kann. (Grimm, 2003, S. 16)<br />
Diese Aussage macht deutlich, dass Kinder die Sprache in relativ kurzer Zeit erwerben.<br />
Schon im Alter von 8 bis 10 Monaten versteht das Kind Wörter, zwischen 10<br />
und 13 Monaten produziert es erste Wörter selber, und die berühmte Wortschatzexplosion<br />
erfolgt zwischen 1;6 und 1;8 Jahren. Im Alter von 1;8 bis 2;0 Jahren bildet<br />
das Kind Wortkombinationen, und ab 2;6 Jahren setzt die Grammatikentwicklung<br />
ein, das heisst, das „Kind dekomponiert prosodisch organisierte Formen und leitet<br />
grammatische Strukturen und Regeln ab“ (Grimm, 2003, S. 44).<br />
Das Kind benötigt laut Grimm für die Wortschatzexplosion einen Schwellenwert von<br />
50 Wörtern. Ist diese Anzahl Wörter erreicht, kann der Wortschatz schnell erweitert<br />
und qualitativ reorganisiert werden. „Denn erst durch eine zunehmende Quantität<br />
kann eine Differenzierung des Wortschatzes in Inhalts- und Funktionswörter erfolgen,<br />
wodurch wiederum die Bildung von Sätzen ermöglicht wird“ (Grimm, 2003, S.<br />
38). Über diese 50 Wörter verfügen sprachgesunde Kinder nach Grimm schon im<br />
Alter zwischen 1;6 und 2;0 Jahren.<br />
Da gesunde Kinder die Spracherwerbsschritte „in vergleichbarer Weise und innerhalb<br />
vergleichbarer Zeitfenster“ (Grimm, 2003, S. 42) vollziehen, kann man die Meilensteile<br />
in der Sprachentwicklung zwischen 2;6 und 4;0 Jahren in untenstehender<br />
Tabelle zusammenfassen. Voraussetzungen sind allerdings schon erworbene Kompetenzen<br />
wie zum Beispiel das Verständnis von ungefähr 200 Wörtern bis im Alter<br />
von 1;8 Jahren oder die Produktion von ersten Mehrwortäusserungen zwischen 1;8<br />
und 2;0 Jahren.<br />
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