Deutsch-russische Geschäftsbeziehungen: Analyse ... - antropov.de
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Selbstkonzept eines Individuums, <strong>de</strong>ssen wesentliche Bestandteile und Quellen Ting-<br />
Toomey in ihrem I<strong>de</strong>ntitätskonzept darstellt (Motivationale Faktoren) (ebd., S. 26-27) 10 .<br />
Im Interaktionsmo<strong>de</strong>ll von Ting-Toomey (1999) bil<strong>de</strong>n die I<strong>de</strong>ntitätsdomänen und die<br />
I<strong>de</strong>ntitätsbedürfnisse eine Motivationskomponente, die eine wichtige Voraussetzung für<br />
das Verstehen <strong>de</strong>r Sichtweise <strong>de</strong>s Kommunikationspartners ist. Zusätzlich gilt es, ein<br />
reflexives Bewusstsein gegenüber unseren ethnozentrischen Ten<strong>de</strong>nzen zu entwickeln,<br />
die wir in die Begegnungssituation mitbringen und auf die wir bei <strong>de</strong>r Evaluation<br />
dieser Situationen zugreifen (ebd., S. 50-53). Unsere Einstellungen sind unsere kognitiven<br />
und affektiven Filter 11 . Dazu zählen Wahrnehmung, Ethnozentrismus, Stereotype<br />
12 und Vorurteile (Ting-Toomey, 1999, S. 156-157). Sie sind essentiell wichtig für<br />
unsere I<strong>de</strong>ntitätswahrung, <strong>de</strong>nnoch bergen sie auch ein großes Potenzial, unsere Konsensbereitschaft<br />
in <strong>de</strong>n interkulturellen Begegnungen zu hemmen.<br />
Alle Individuen wollen unabhängig von ihrem kulturellen Hintergrund kompetente Interaktionspartner<br />
sein (Ting-Toomey, 1999, S. 27). Die kommunikative Kompetenz wird<br />
aber in je<strong>de</strong>r Kultur an<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>finiert. Bei <strong>de</strong>r Festlegung <strong>de</strong>r Messkriterien für das Verhalten<br />
<strong>de</strong>s An<strong>de</strong>ren spielen Wissens- und Motivationsfaktoren sowie Skills eine wichtige<br />
Rolle. In Bezug auf die Forschungsfrage wird im Verlauf dieser Arbeit insbeson<strong>de</strong>re<br />
auf die Werteorientierungen (als Bestandteil <strong>de</strong>r Wissenskomponente) eingegangen.<br />
Diese wer<strong>de</strong>n - <strong>de</strong>m konzeptionellen Gedanken bei <strong>de</strong>r Behandlung <strong>de</strong>r Forschungsproblematik<br />
folgend - in Verbindung mit <strong>de</strong>n Interaktionskriterien (2) und -ergebnissen<br />
(3) gebracht.<br />
10 Um die Natur und Herkunft dieser Bedürfnisse zu erläutern, stellt Ting-Toomey – in Anlehnung<br />
an die Theorien an<strong>de</strong>rer Wissenschaftler - ihr eigenes I<strong>de</strong>ntitätskonzept zusammen. Sie<br />
unterschei<strong>de</strong>t zwei I<strong>de</strong>ntitätsquellen: social i<strong>de</strong>ntity („ich gehöre zu einer Gruppe, also zeichnen<br />
mich die Merkmale dieser Gruppe aus“) und personal i<strong>de</strong>ntity („sogar wenn ich ein Mitglied einer<br />
bestimmten Gruppe bin, bin ich einzigartig“), die in ihrem Zusammenwirken das Selbstkonzept<br />
eines Menschen ausformen. Ferner unterschei<strong>de</strong>t Ting-Toomey acht Bestandteile (I<strong>de</strong>ntitätsdomänen),<br />
die je<strong>de</strong> menschliche I<strong>de</strong>ntität (o<strong>de</strong>r das Selbstkonzept) in ihrer individuellen<br />
Ausprägung innehat (mehr dazu in Ting-Toomey, 1999, S. 27-39).<br />
11 Mittels Kategorisierung ordnen die Individuen ihre Welt, setzen Prioritäten und filtern das<br />
subjektiv Wesentliche heraus. Darauf zugreifend, ist unsere Wahrnehmung in hohem Maße<br />
selektiv, sie beinhaltet Verzerrungen. Infolge<strong>de</strong>ssen sehen wir Dinge, die nicht existieren, und<br />
sehen Dinge nicht, die existieren (u.a. De Mooij, 1998, S. 48-49; Adler, 2003, S. 251, 254; Ting-<br />
Toomey, 1999, S. 156-157). Diese mentalen Einstellungen resultieren aus <strong>de</strong>r Interpretation<br />
<strong>de</strong>s frem<strong>de</strong>n Verhaltens auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>s eigenen (kulturellen) Referenzrahmens (Ting-<br />
Toomey, 1999, S. 157,161,164, 218; Adler, 2003, S. 249-264). Sie wer<strong>de</strong>n im Enkulturationsprozess<br />
(aus <strong>de</strong>r Kommunikation mit Eltern, Peer-groups und Migranten, aus <strong>de</strong>r Geschichte<br />
und über Massenmedien erworben (Ting-Toomey, 1999, S. 157,164; Baumer, 2002, S. 50;<br />
Wright, 1984, S. 40; Stephan & Abalakina-Paap, 1996, S. 376).<br />
12 Eine Kostprobe <strong>de</strong>r wissenschaftlichen Arbeiten zu <strong>de</strong>n Stereotypen sowie <strong>de</strong>r Selbst- und<br />
Fremdwahrnehmung <strong>de</strong>r <strong>Deutsch</strong>en und Russen fin<strong>de</strong>t man z. B. in Rösch (2002); Schroll-<br />
Machl, S. (2007, Die <strong>Deutsch</strong>en - Wir <strong>Deutsch</strong>e. Fremdwahrnehmung und Selbstsicht im Berufsleben<br />
(3. Aufl.). Göttingen: Van<strong>de</strong>nhoeck & Ruprecht.); Harss, C. & Maier, K. (1995); Stephan<br />
& Abalakina-Paap (1996); Boyko (2006); Süssmuth (1995) sowie im Sammelband: R.<br />
Brütting & G. Trautmann (Hrsg.).(1997). Dialog und Divergenz: Interkulturelle Studien zu Selbstund<br />
Fremdbil<strong>de</strong>rn in Europa, Frankfurt am Main et al.: Peter Lang.<br />
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