Deutsch-russische Geschäftsbeziehungen: Analyse ... - antropov.de

Diese Erklärung steht in Verbindung mit den Wertorientierungsdimensionen Machtdistanz,
Individualismus, Maskulinität. Baumgart & Jänecke (2000) finden in der russischen
„Angst vor Gesichtsverlust“ Ähnlichkeiten mit der asiatischen Kultur: „Ein Misserfolg,
ein Scheitern, eine Fehlentscheidung fallen nicht nur auf den zurück, den sie unmittelbar
betreffen, sondern zugleich auch auf all jene, die ihm bislang geholfen und ihn
in seiner Karriere unterstützt haben“ (S 71).
Gegebenfalls ist hier sogar an eine Kombination von Dimensionen zu denken: „Kritik
gegenüber der Eigengruppe durch statushöhere Mitglieder der Fremdgruppe wird in
kollektivistischen Kulturen mit hoher Machtdistanz eher geduldet als in individualistischen
Kulturen mit geringer Machtdistanz“ (Thomas, 1993, S. 403). Steile Hierarchiestrukturen,
geäußert in schwacher Diskussionsbereitschaft und/oder -fähigkeit sowie
lange Entscheidungswege lassen die Russen nicht im deutschen Sinne schnell genug
und somit effizient arbeiten. Es kann zu Missverständnisse kommen.
3) Wichtigkeit von Statussymbolen: Diese Unterkategorie ist definiert als Einsatz der
besonderen Attribute eines Vorgesetzten zur Steigerung seines Ansehens sowie der
Seriosität „seines“ Unternehmens in der Augen der Mitarbeiter und Geschäftspartner.
Vermutet wird ein im Vergleich zu den deutschen Partnern sehr hoher Stellenwert der
Statussymbole bei den Russen: „So werden aus Größe und Marke des Firmenwagens,
aus der Büroausstattung und aus der Kleidung des Chefs durchaus Rückschlüsse auf
die Solidität eines Unternehmens gezogen, ohne dass diese subjektiven Eindrücke in
jedem Falle durch entsprechende objektive Bewertungskriterien ergänzt würden“
(Baumgart & Jänecke, 2000, S. 72). Durch die entsprechenden Statussymbole verschafft
sich ein russischer Chef mehr Ansehen (siehe 3.1.3.3) bei seinen „Untergebenen“.
So vermissen die Russen im deutschen konsultativen Führungsstil oft die Autorität
als eine für die Führungsqualität zeugende Eigenschaft, wohingegen die deutschen
Partner bzw. Vorgesetzten „oft mangels entsprechenden Machtgehabes einen Ansehensverlust“
erleiden können (Yoosefi & Thomas, 2003, S. 57; Rösch, 2005,
http://www.inst.at/trans/ 4Nr/roeschfv 14.htm#zeit).
4) Außergeschäftliche Rechte und Pflichten des Vorgesetzten: Während die oben
genannten Unterkategorien unmittelbar die Geschäftsabläufe betreffen, bezieht sich
diese Unterkategorie auf denjenigen Bereich der Geschäftspartnerschaft, der außerhalb
der Arbeitszeit liegt. Diese Kategorie schließt in ihrer Definition zum einen die
Pflege der informellen Netzwerke zum Zwecke der Unsicherheitsvermeidung (nach
russischer Art) als „besondere Pflicht der Vorgesetzten“ ein und zum anderen das
„Recht des Vorgesetzten, die Mitarbeiter für private Zwecke zu engagieren“. In Bezug
auf die Trompenaars’sche Dimension Diffus vs. Spezifisch wird vermutet, dass die
Rechte und Pflichten bei Geschäftsbeziehungen in der deutschen Kultur ausschließlich
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