Deutsch-russische Geschäftsbeziehungen: Analyse ... - antropov.de
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zum Zweck <strong>de</strong>r Vertrauensbildung (uns somit zwangsläufig zur Unsicherheitsvermeidung)<br />
auch außerhalb <strong>de</strong>r Arbeitszeit die Verständigung mit <strong>de</strong>m Partner gesucht:<br />
„(…) ein einmaliges Geschäft ist immer möglich, man muss <strong>de</strong>n Geschäftspartner nicht<br />
lieben. Doch Sie wissen ja, zu einer Partnerschaft gehört viel mehr, als im Büro über das<br />
Geschäft zu re<strong>de</strong>n. Und gute Geschäftspartner verstehen sich in <strong>de</strong>r Regel auch im außergeschäftlichen<br />
Leben gut“ (Befragter R2: 48-52).<br />
Ihren (im Sinne von Trompenaars) spezifischen Charakter hat die <strong>de</strong>utsche Kultur<br />
durch das charakteristische Sprichwort „Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps“<br />
(Befragten D1: 107) bestätigt. Die <strong>Analyse</strong>kategorie an sich hat allerdings unter <strong>de</strong>n<br />
Aussagen <strong>de</strong>r Russen nur eine indirekte Bestätigung ihrer Ursprungsi<strong>de</strong>e gefun<strong>de</strong>n.<br />
Dies mag daran liegen, dass die informellen Netzwerke zwar von einer enorm großen<br />
Be<strong>de</strong>utung für das Geschäft sind und <strong>de</strong>ren Pflege sehr wohl eine wesentliche Aufgabe<br />
<strong>de</strong>s Vorgesetzten ist (was sowohl von <strong>de</strong>n Russen als auch von <strong>de</strong>n <strong>Deutsch</strong>en<br />
weitgehend bestätigt wur<strong>de</strong>), aber ob diese von <strong>de</strong>n Russen als „außergeschäftliche<br />
Pflicht“ wahrgenommen wur<strong>de</strong>, ist nicht <strong>de</strong>utlich gewor<strong>de</strong>n. Der Grund dafür ist: Die<br />
Grenze zwischen „Privat“ und „Beruflich“ in <strong>de</strong>r <strong>russische</strong>n Kultur ist im Gegensatz zu<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen fließend (in diesem Punkt stimmen die Aussagen <strong>de</strong>r <strong>russische</strong>n Befragten<br />
mit <strong>de</strong>n Literaturquellen, die im Abs. 3.3.2 benutzt wur<strong>de</strong>n, überein). Der Befragte<br />
R3 erklärte <strong>de</strong>n Unterschied in <strong>de</strong>r Zusammenarbeit unter <strong>de</strong>n Russen und in <strong>de</strong>r Kooperation<br />
mit <strong>de</strong>n <strong>Deutsch</strong>en so:<br />
„Man unternimmt [während <strong>de</strong>r Kooperation mit <strong>de</strong>n <strong>Deutsch</strong>en, Anm. d. Autors] nicht viel<br />
mit <strong>de</strong>n Partnern, etwa in <strong>de</strong>r Hoffnung sie besser kennen zu lernen o<strong>de</strong>r die Partnerschaft<br />
„warm zu halten“. Alles ist vertraglich geregelt. Ich gehe z.B. mit meinen <strong>russische</strong>n<br />
Partnern fischen o<strong>de</strong>r auf die Jagd. Die <strong>russische</strong>n Partner sind untereinan<strong>de</strong>r fast immer<br />
sehr gut befreun<strong>de</strong>t. Natürlich hat das auch Nachteile und <strong>de</strong>nnoch ist das gegenseitige<br />
Vertrauen wichtiger als alles an<strong>de</strong>re“ (R3: 154-158).<br />
Mit ihren <strong>de</strong>utschen Partnern unternehmen die Russen nicht so viel außerhalb <strong>de</strong>r Arbeitszeit,<br />
weil sie wissen, dass bei <strong>de</strong>n <strong>Deutsch</strong>en die Freizeit Privatsache ist, aber <strong>de</strong>r<br />
Wunsch danach ist vorhan<strong>de</strong>n. Deshalb wird die Partnerschaft im Vergleich zu einer<br />
rein <strong>russische</strong>n als kühler bewertet, „es entsteht nie mehr als ein Geschäft“ (Befragter<br />
R2: 44-52).<br />
Bezüglich <strong>de</strong>s Teils „außergeschäftliche Rechte“ können möglicherweise die gleichen<br />
Grün<strong>de</strong> wie in <strong>de</strong>n Punkten 1) und 2) aufgeführt wur<strong>de</strong>n. Weil aber in 3.3.2 unterstellt<br />
wur<strong>de</strong>, dass bereits mit einem Teil <strong>de</strong>r missverständnisträchtigen Konstellation (Rechte<br />
o<strong>de</strong>r Pflichten) bestätigt wer<strong>de</strong>n kann, dass die Geschäftskultur im Trompenaarschen<br />
Sinne als diffus gilt, kann man davon ausgehen, dass die Ergebnisse zu dieser <strong>Analyse</strong>kategorie<br />
die <strong>de</strong>m Mo<strong>de</strong>ll zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong> Theorie bestätigt haben. In <strong>de</strong>n Fällen,<br />
in <strong>de</strong>nen dieser kulturelle Unterschied durch die Interviewerin veranschaulicht wur<strong>de</strong>,<br />
wur<strong>de</strong>n die Missverständnispotenziale durchaus antizipiert. Dies hat die Interviewerin<br />
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