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Deutsch-russische Geschäftsbeziehungen: Analyse ... - antropov.de

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107-109, auch Boyko, 2006, S. 139-140). So kann eine Sekretärin o<strong>de</strong>r eine Verkäuferin<br />

in Russland zu ihren Arbeitskollegen (In-group-Mitglie<strong>de</strong>rn) sehr nett sein und<br />

gleichzeitig die an<strong>de</strong>ren (und sei es ein Kun<strong>de</strong>, für sie aber ein Out-group-Mitglied)<br />

ignorieren, ohne sich dabei etwas Schlechtes zu <strong>de</strong>nken (siehe in <strong>de</strong>n Interviewprotokollen<br />

<strong>de</strong>r Befragten D3: 87-98 und D4: 19-22). Der Befragte R5 ist aber gera<strong>de</strong> durch<br />

die universalistische Eigenschaft <strong>de</strong>r <strong>Deutsch</strong>en irritiert:<br />

„Irgendwie … Sie lächeln zwar ständig, aber was sie dabei <strong>de</strong>nken, weiß man nicht. Sie<br />

lächeln und begrüßen sogar die Frem<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>r Straße o<strong>de</strong>r im Fahrstuhl. Aber tiefsinnige<br />

Gespräche o<strong>de</strong>r zum Beispiel solche Themen, wie Lohn, Mietkosten, Urlaubskosten,<br />

was wir ganz normal besprechen, sind tabu. Das kann ich nicht verstehen, was gibt es da<br />

zu verstecken“ (82-86).<br />

Mit dieser Aussage ist <strong>de</strong>r Weg zur nächsten Kategorie geebnet.<br />

2) Missverständnisse aufgrund <strong>de</strong>r Unkenntnis kultureller Gepflogenheiten: Den<br />

Ursachen für das Entstehen kultureller Gepflogenheiten wird hier nicht auf <strong>de</strong>n Grund<br />

gegangen, die Tatsache, dass sie stark mit <strong>de</strong>n Werteorientierungen verflochten sind,<br />

liegt auf <strong>de</strong>r Hand. Hier sind die Beispiele sehr vielfältig (siehe entsprechen<strong>de</strong> Interviewpassagen<br />

laut Tab. 6).<br />

3) Stereotype / Vorurteile / ethnozentrische Einstellungen: Eine grundsätzliche<br />

Störung <strong>de</strong>r Interaktion durch nicht überwindbare Intoleranz <strong>de</strong>r An<strong>de</strong>rsartigkeit <strong>de</strong>s<br />

Gegenübers kann durch die ethnozentrischen Einstellungen, die in je<strong>de</strong>r Person vorhan<strong>de</strong>n,<br />

aber in unterschiedlichem Maße ausgeprägt sind, erklärt wer<strong>de</strong>n (siehe auch<br />

Abs. 3.1.2). Aus <strong>de</strong>r verzerrten Wahrnehmung <strong>de</strong>r An<strong>de</strong>rsartigkeit <strong>de</strong>s fremdkulturellen<br />

Partners resultieren „psychologische Barrieren unterschiedlicher Art, die eine Partnerschaft<br />

gefähr<strong>de</strong>n können“ (D1: 206-207). Insbeson<strong>de</strong>re solche Eigenschaften, wie<br />

„<strong>russische</strong>r Stolz“ (D5: 159-164) o<strong>de</strong>r „<strong>de</strong>utsche Arroganz“, (R3: 23) wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n<br />

Befragten in <strong>de</strong>r Zusammenarbeit als störend empfun<strong>de</strong>n. Auch das an<strong>de</strong>re Gegenpaar<br />

„geizig-verschwen<strong>de</strong>risch“, das ebenfalls erwähnt wur<strong>de</strong>, kann ebenso zu Missverständnissen<br />

führen.<br />

4) Um Missverständnisse in <strong>de</strong>r Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n fremdkulturellen Partnern zu<br />

minimieren, benötigt man ein fundiertes Wissen über die Kommunikations- und Konfliktstile<br />

(durch welche die Werteorientierungen einer Kultur erst sichtbar wer<strong>de</strong>n, siehe<br />

3.1.2), die in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Kulturen praktiziert wer<strong>de</strong>n. Verfügt man nicht über dieses<br />

Wissen, wird das Verhalten <strong>de</strong>s fremdkulturellen Interaktionspartners leicht fehl interpretiert.<br />

5) Sprachprobleme: Man muss kein Dolmetscher, wie <strong>de</strong>r Befragte R1 (203-204), zu<br />

sein, um zu erkennen, dass Sprachprobleme Ursachen vieler Missverständnisse sein<br />

können. Allein die Tatsache, dass man „aneinan<strong>de</strong>r vorbei re<strong>de</strong>t“ (D3: 134-136) ist für<br />

Missverständnisse ausschlaggebend.<br />

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