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Deutsch-russische Geschäftsbeziehungen: Analyse ... - antropov.de

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Anknüpfend an <strong>de</strong>n Kritikpunkt, dass die Dimensionierungskonzepte die kulturellen<br />

Differenzen zwar beschreiben, aber nicht hinreichend erklären, widmet sich <strong>de</strong>r nächste<br />

Abschnitt <strong>de</strong>r kulturhistorischen Beleuchtung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen und <strong>de</strong>r <strong>russische</strong>n Kultur.<br />

3.2 Historische Hintergrün<strong>de</strong><br />

Die Erklärung <strong>de</strong>r Tiefenstruktur einer Kultur bedarf einer historischen Fundierung (Bolten,<br />

2003, S. 377-378). Anhand <strong>de</strong>r historischen Eckdaten und Prozesse wird im Folgen<strong>de</strong>n<br />

versucht, die Wurzeln <strong>de</strong>r Werteorientierungen bei<strong>de</strong>r Kulturen abzuleiten.<br />

3.2.1 Kulturerbe Russlands 27<br />

Bei <strong>de</strong>r Ausformung <strong>de</strong>r <strong>russische</strong>n Arbeitskultur haben neben <strong>de</strong>n klimatischgeografischen<br />

Bedingungen das Zarentum, die Ostkirche, das kommunistischsozialistische<br />

I<strong>de</strong>ologie- und Wirtschaftssystem sowie <strong>de</strong>r momentan andauern<strong>de</strong><br />

Transformationsprozess eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle gespielt.<br />

Seit <strong>de</strong>m 10. Jahrhun<strong>de</strong>rt (mit <strong>de</strong>r Christianisierung) wur<strong>de</strong> Russland patriarchalisch<br />

und absolutistisch regiert. Zuerst <strong>de</strong>r Großfürst und später <strong>de</strong>r Zar verfolgten als Ziel<br />

die Unterordnung <strong>de</strong>r Kirche und die Integration aller ethnischen Gruppierungen, um<br />

das Regieren <strong>de</strong>s riesigen Lan<strong>de</strong>s zu erleichtern (Dathe, 1995, S. 79-80; Lyskow-<br />

Strewe & Schroll-Machl, 2003, S. 113; Baumgart & Jänecke, 2000, S. 65). Durch die<br />

osmanische Fremdherrschaft (1236-1480) war Russlands Entwicklung von <strong>de</strong>r Europas<br />

abgespalten und somit blieb auch <strong>de</strong>r durch das Bürgertum angetriebene gesellschaftliche<br />

Progress aus. Das Fehlen von Privateigentum und Bourgeoisie sind dabei<br />

die gravierendsten Folgen (Dathe, 1995, S. 81).<br />

Die Orthodoxe Kirche beeinflusste zusätzlich das (ökonomische) Denken und Han<strong>de</strong>ln<br />

<strong>de</strong>r Russen. Sie trägt nach Lyskow-Strewe & Schroll-Machl (2003) folgen<strong>de</strong> Züge: (1)<br />

Sie prägte ein Gott-Königtum und steht nie in Rivalität zum Staat; (2) Sie sieht das Lei<strong>de</strong>n<br />

als natürlichen und zu akzeptieren<strong>de</strong>n Bestandteil <strong>de</strong>s Lebens an (was im Zusammenhang<br />

mit einer ausgeprägten Mystik eine <strong>de</strong>mütige Akzeptanz <strong>de</strong>r Welt, einen<br />

Fatalismus, eine unendliche Geduld und Opferbereitschaft zur Folge hat); (3) Sie lehnt<br />

das Recht als Bestandteil <strong>de</strong>r religiösen Ethik völlig ab und „ersetzt“ es durch die Brü<strong>de</strong>rlichkeit<br />

als wichtige Basis für das Zusammenleben. Die Fähigkeit zum Mitgefühl und<br />

zur Solidarität wird ebenfalls stark betont (S. 116).<br />

<strong>de</strong>r einer bestimmten Kultur für sich persönlich und an<strong>de</strong>re als normal, selbstverständlich, typisch<br />

und verbindlich angesehen wer<strong>de</strong>n“ (Thomas, 1993, S. 381).<br />

27 Die weite Auffassung von Kultur ermöglicht es <strong>de</strong>r Autorin, für die kulturellen Charakteristika<br />

einer Nation das Wort „Kulturerbe“ zu benutzen.<br />

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