Deutsch-russische Geschäftsbeziehungen: Analyse ... - antropov.de
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aber bei <strong>de</strong>n <strong>russische</strong>n Vorgesetzten nicht gemacht, um <strong>de</strong>r möglichen Gefahr, ihre<br />
I<strong>de</strong>ntitätsbedürfnisse damit zu verletzen, aus <strong>de</strong>m Weg zu gehen.<br />
7.3 Sonstige Ursachen für die Missverständnisse in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utsch<strong>russische</strong>n<br />
Geschäftsbeziehungen: Versuch einer Strukturierung<br />
Die Son<strong>de</strong>rkategorie enthält 21 Aussagen (siehe Tab. 7 und Anhang 8). Mit <strong>de</strong>r Ausnahme<br />
von drei Aussagen zu <strong>de</strong>n Sprachbarrieren 55 tangieren alle hier vorgeschlagenen<br />
Kategorien die Unterschie<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Werteorientierungen und bestätigen damit die<br />
Hauptannahme dieser Arbeit. Für die Strukturierung <strong>de</strong>r Ergebnisse <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rkategorie<br />
erwies sich das „Mindful I<strong>de</strong>ntity Negotiation for Business“ - Mo<strong>de</strong>ll ebenfalls als<br />
hilfreich. Dabei wur<strong>de</strong> teilweise auf die aus <strong>de</strong>r Theorie von Ting-Toomey (1999) übernommenen,<br />
aber nicht theoretisch untermauerten Elemente <strong>de</strong>r interkulturellen Interaktion<br />
zurückgegriffen. Die Kategorien greifen ineinan<strong>de</strong>r, aufgrund vielseitiger Verflechtungen<br />
ist die vorgestellte Strukturierung lediglich im Sinne einer groben Zuordnung zu<br />
sehen. Je<strong>de</strong>r dieser Aspekte bil<strong>de</strong>t ein selbstständiges Forschungsgebiet und ist eine<br />
eigene Arbeit wert, <strong>de</strong>shalb wer<strong>de</strong>n die Ergebnisse <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rkategorie nur knapp<br />
erläutert. Die <strong>de</strong>utsch-<strong>russische</strong>n Geschäftsbeziehungen beeinträchtigen die geschil<strong>de</strong>rten<br />
Missverständnisse nur indirekt über <strong>de</strong>n Sympathiefaktor. Dass dieser Faktor<br />
eine viel größere Rolle für die <strong>russische</strong> Geschäftswelt als für die <strong>de</strong>utsche spielt, fin<strong>de</strong>t<br />
seine Bestätigung in <strong>de</strong>n Aussagen <strong>de</strong>r Befragten aus <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Kulturen.<br />
1) Missverständnisse aufgrund von Unterschie<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r In-group / Out-group-<br />
Regulierung: Die In-group- / Out-group-Regulierung tangiert die Dimension Universalistisch<br />
vs. Partikularistisch nach Trompenaars. Die Russen (partikularistische Kultur)<br />
unterschei<strong>de</strong>n stark zwischen <strong>de</strong>n „Vertrauten“ (Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r In-group) und <strong>de</strong>n<br />
„Frem<strong>de</strong>n“ (Out-group-Mitglie<strong>de</strong>rn). Die <strong>russische</strong> Gesellschaft ist von dieser Unterscheidung<br />
geprägt. Die Emotionen in <strong>de</strong>n In-group / Out-group-Beziehungen <strong>de</strong>r Russen<br />
sind kontrastvoller als die <strong>de</strong>r <strong>Deutsch</strong>en: Sie zeichnen sich durch eine stärkere<br />
Polarität <strong>de</strong>r Gefühle aus und reichen von Wärme, Großzügigkeit, Loyalität, Spontaneität<br />
und Emotionalität gegenüber <strong>de</strong>n „Vertrauten“ bis zu Desinteresse und emotionaler<br />
Kälte gegenüber „Frem<strong>de</strong>n“ (Stephan & Abalakina-Paap, 1996, S. 368-396; Baumgart<br />
& Jänecke, 2000, S. 57-64, 124; Lyskow-Strewe & Schroll-Machl, 2003, S. 104-105,<br />
55 Es sei <strong>de</strong>nn, dass die Übersetzungsqualität aus einem kulturell bedingten Grund beeinträchtigt<br />
wird: Neben <strong>de</strong>r Professionalität kann <strong>de</strong>r soziale Status <strong>de</strong>s Übersetzers, <strong>de</strong>r auch kulturell<br />
geprägt ist, die Kommunikation beeinflussen. Während ein <strong>de</strong>utscher Übersetzer sich möglichst<br />
inhaltsneutral verhält, versteht sich <strong>de</strong>r <strong>russische</strong> eher als Interpret (Trompenaars, 1993, S.<br />
147-148). Fin<strong>de</strong>t die <strong>de</strong>utsch-<strong>russische</strong> Kommunikation mithilfe eines <strong>russische</strong>n Übersetzers<br />
statt, besteht eher die Gefahr, dass er die ihm unverständlichen Passagen nach eigenem Ermessen<br />
ergänzt, um einen Gesichtverlust (aufgrund von Inkompetenz) zu vermei<strong>de</strong>n, womit er<br />
möglicherweise die Missverständnisse produziert, die <strong>de</strong>n ausländischen Partner dann angelastet<br />
wer<strong>de</strong>n (Baumgart & Jänecke, 2000, S. 114).<br />
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