Deutsch-russische Geschäftsbeziehungen: Analyse ... - antropov.de
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„Die Zaristische Autokratie ging nahtlos in die bolschewistische Diktatur über“ (ebd., S.<br />
114). Der Totalitarismus, die Einparteienregierung sowie die Zentralverwaltungswirtschaft<br />
haben die <strong>russische</strong> Mentalität weitere 70 Jahre geprägt. Die Kommunistische<br />
Ära hat die kollektiven Organisationsmuster im <strong>russische</strong>n Alltag und das Massenbewusstsein<br />
in <strong>de</strong>n Menschen tief verankert: Defizitäre Zustän<strong>de</strong> und eine starke Bürokratisierung<br />
haben dazu geführt, dass die informellen Netzwerke, die immer schon<br />
schwer durchschaubar waren, noch mehr an Be<strong>de</strong>utung zunahmen (u.a. Roth, 2003,<br />
S. 100; Genov, 1993, S. 1; Stephan & Abalakina-Paap, 1996, S. 376).<br />
Die Misstrauenshaltung, die sich in <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r Massenrepressionen entwickelte, ist in<br />
vielen Bereichen <strong>de</strong>s Geschäftslebens heute immer noch präsent. Die allgegenwärtige<br />
Kontrolle, die Willkür <strong>de</strong>r Entscheidungen und Sanktionen bewirken eine Scheu vor<br />
möglicher Verantwortungsübernahme. Der Verzicht auf freie Meinungsäußerung und<br />
Kritik war zu dieser Zeit auch überlebenswichtig (u.a. Dunbar, 1996, S. 351; Lewada,<br />
1992, S. 20, 91; Stephan & Abalakina-Paap, 1996). Anstelle eigenverantwortlicher Entscheidungen<br />
und persönlicher Initiative war Konformität, das Warten auf die Anweisung<br />
„von oben“ o<strong>de</strong>r die Hoffnung auf ein Wun<strong>de</strong>r angesagt (Lyskow-Strewe &<br />
Schroll-Maschl, 2003, S. 114; Yoosefi & Thomas, 2003, S. 33-34). Die absolute Isolation<br />
Russlands von <strong>de</strong>n westlichen Kulturen während <strong>de</strong>s Kalten Krieges führte zu einem<br />
Bild <strong>de</strong>s Westeuropäers, das auf wenigen und eher i<strong>de</strong>ologisch verzerrten Stereotypen<br />
aufbaute (Süssmuth, 1995, S. 29; Lewada, 1992, S. 2).<br />
Der Transformationsprozess in Russland ist aber außer durch wirtschaftliche auch<br />
durch zahlreiche mentale Barrieren behin<strong>de</strong>rt (u.a. Jaeger, 1995; Rothlauf, 2006, S.<br />
476). Dem globalen Trend zufolge wird heutzutage auch Russlands Gesellschaft mehr<br />
und mehr individualistisch (u.a. Genov, 1993, S. 1, 7; Grachev & Rogovsky & Rakitski,<br />
2001, S. 7; Camiliah & Hollinshaed, 2003) 28 . Somit zeichnet sie sich heutzutage durch<br />
das Spannungsverhältnis zwischen pro- und contrawestlichen Wertemustern aus.<br />
(Rothlauf, 2006, S. 467; Baumgart & Jänecke, 2000; Yoosefi & Thomas, 2003) 29 . Die<br />
sozialen und politischen Strukturen sind immer noch stark hierarchisch. Die während<br />
<strong>de</strong>s Sozialismus eingepaukten Tugen<strong>de</strong>n, „beschei<strong>de</strong>n zu sein“ und „nicht auffallen zu<br />
wollen“, (Lewada, 1992, S. 87-88) hemmen auch heute noch die Entfaltungs- und Innovationskraft<br />
<strong>de</strong>r <strong>russische</strong>n Arbeitskräfte und sorgen dafür, dass sie daher auf <strong>de</strong>m<br />
globalen Markt nicht konkurrenzfähig sind. Das an Personen gebun<strong>de</strong>ne Vertrauen<br />
äußert sich in <strong>de</strong>r Tatsache, dass trotzt <strong>de</strong>r geringen I<strong>de</strong>ntifikation mit <strong>de</strong>m Staat das<br />
28 Laut <strong>de</strong>r Datenbank <strong>de</strong>r Auslandshan<strong>de</strong>lskammer sind in Russland 1505 ausländische Unternehmen<br />
registriert, darunter <strong>de</strong>r überwiegen<strong>de</strong> Anteil aus Westeuropa und <strong>de</strong>n USA (o. V.,<br />
Gefun<strong>de</strong>n am 11.04.08 unter: http://www.ruschamber.org/in<strong>de</strong>x.phppage=ino).<br />
29 Das blin<strong>de</strong> Kopieren von westlichem Lebensstil wird insbeson<strong>de</strong>re von national gesinnten<br />
Russen als bedrohlich empfun<strong>de</strong>n (Baumgart & Jänecke, 2000, S. 29-30; Roth, 1998, S. 60,<br />
64).<br />
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