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Report_Issue 1/2009 - Jubiläum/ 20 Jahre Mauerfall

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„Europa muss den<br />

Mut haben, sich als<br />

Einwanderungskontinent<br />

zu deklarieren“<br />

Michael Genner „In einer Zeit der Globalisierung kann man<br />

auf den freien Verkehr der Menschen, der Gedanken, der<br />

wirtschaftlichen Kräfte und Interessen nicht verzichten.<br />

Europa kann zwar versuchen, sich abzuschotten, aber dann<br />

wird es geistig, biologisch und wirtschaftlich verkümmern.<br />

Gerade die sogenannten Wirtschaftsflüchtlinge, die große<br />

Gefahren überwinden, um nach Europa zu gelangen, bringen<br />

Erfindungsgabe, Ausdauer und Pioniergeist mit. Sie<br />

tragen jetzt schon wesentlich zur Entwicklungshilfe für ihre<br />

Herkunftsländer bei (viel mehr als die staatliche Hilfe) und<br />

können auch sehr viel zur wirtschaftlichen Entfaltung Europas<br />

beitragen, wenn man sie nur lässt. Ein offenes Europa<br />

dürfte den Zugang zum Arbeitsmarkt nicht beschränken. Es<br />

kann keine geschützten Arbeitsplätze für Inländer mehr geben.<br />

Als Regulativ zum freien Arbeitsmarkt brauchen wir die<br />

soziale Grundsicherung. Man soll diejenigen arbeiten lassen,<br />

die arbeiten wollen, und diejenigen in Ruhe lassen, die<br />

nicht arbeiten wollen. Sie leisten durch ihr Ausscheiden aus<br />

dem Arbeitsmarkt einen Dienst an der Gesellschaft, denn<br />

sie machen Arbeitsplätze frei für fleißige, tüchtige, erfinderische<br />

Arbeitskräfte aus dem Osten oder aus der Dritten<br />

Welt. Europa muss den Mut haben, sich als Einwanderungskontinent<br />

zu deklarieren.“<br />

Michael Genner ist Obmann des Vereins „Asyl in Not“. Im Februar <strong>20</strong>06 hat er bei einer Veranstaltung der<br />

Grünen in Innsbruck die Bevölkerung aufgerufen, Schutzräume für Flüchtlinge zu schaffen. Ein darauf von der<br />

Staatsanwaltschaft eröffnetes Verfahren gegen ihn wurde zurückgezogen.<br />

Erschienen im „<strong>Report</strong>“ im März <strong>20</strong>07 (online)<br />

“Europe must have<br />

the courage to declare<br />

itself an immigration<br />

continent”<br />

Michael Genner “In this age of globalisation, it is impossible<br />

to do without the free exchange of people, thoughts, economic<br />

strengths and other interests. Although Europe can<br />

try to isolate itself, if it succeeds it will waste away intellectually,<br />

biologically and economically.<br />

The so-called economic refugees who overcome great dangers<br />

to reach Europe bring inventiveness, staying power<br />

and pioneering spirit. They already contribute a great deal<br />

of development aid to their countries of origin (much more<br />

than state help) and can make a great contribution to the<br />

economic development of Europe, but only if we allow it. An<br />

open Europe must not restrict access to the labour market.<br />

There can be no more protected jobs for natives.<br />

The free labour market could be balanced by the provision<br />

of basic social safeguards. We should let those who want to<br />

do so work, while those who do not want to work should be<br />

left alone. By leaving the labour market they, in fact, render<br />

a service to society, as they vacate jobs for hardworking,<br />

capable and inventive workers from the East or the Third<br />

World. Europe must have the courage to declare itself an<br />

immigration continent.”<br />

Michael Genner is chairperson of the organization “Asyl in Not”. In February <strong>20</strong>06, at an event organised by the<br />

Green Party in Innsbruck, he called upon the population to provide sheltered spaces for refugees. Proceedings,<br />

subsequently started against him by the public prosecutor’s office, were dropped.<br />

Published in “<strong>Report</strong>” in March <strong>20</strong>07 (online)<br />

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