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Steuerung, Vernetzung und Professionalisierung in der ...

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I H S — Lassnigg / <strong>Steuerung</strong>, <strong>Vernetzung</strong> <strong>und</strong> <strong>Professionalisierung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsbildung — 5<br />

Für die Berufsbildung ergibt sich e<strong>in</strong>e spezielle Verb<strong>in</strong>dung mit dem Beschäftigungssystem,<br />

<strong>in</strong>dem die berufliche Bildung zunächst <strong>in</strong>nerhalb des Beschäftigungssystems 4 angesiedelt<br />

war, sich erst im Zuge <strong>der</strong> fortschreitenden Institutionalisierung des Bildungswesens aus<br />

diesem herausdifferenziert hat, <strong>und</strong> mehr o<strong>der</strong> weniger stark an die an<strong>der</strong>en Teilbereiche<br />

des Bildungswesens (Elementarbildung, Hochschulbildung) gekoppelt wurde.<br />

Diese Betrachtung verän<strong>der</strong>t die Konzeption des Koord<strong>in</strong>ationsproblems <strong>in</strong> mehrfacher<br />

H<strong>in</strong>sicht, <strong>in</strong>dem<br />

o sich Koord<strong>in</strong>ationsaufgaben <strong>der</strong> Berufsbildung <strong>in</strong> beiden Richtungen ergeben,<br />

sowohl zu den an<strong>der</strong>en Teilbereichen des Bildungswesens als auch zum<br />

Beschäftigungssystem,<br />

o <strong>in</strong>dem die Koord<strong>in</strong>ation zwischen Berufsbildung <strong>und</strong> Beschäftigung nicht als etwas<br />

quasi “neu” herzustellendes son<strong>der</strong>n eher als neue Formulierung <strong>der</strong> Gestaltung von<br />

seit jeher bestehenden Praktiken 5 ersche<strong>in</strong>t, <strong>und</strong><br />

o <strong>in</strong>dem die Frage nach diesen bisherigen Praktiken <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> rückt, wobei<br />

hierfür e<strong>in</strong>e geeignete Analysestrategie gef<strong>und</strong>en werden muss.<br />

Die Variabilität <strong>der</strong> beruflichen Bildung <strong>in</strong> Europa <strong>und</strong> auch im OECD-Raum, ist viel grösser<br />

als <strong>in</strong> den an<strong>der</strong>en Bereichen des Bildungswesens, <strong>und</strong> <strong>der</strong> Stand <strong>der</strong> vergleichenden<br />

Forschung ist viel weniger entwickelt. Erst <strong>in</strong> den achtziger Jahren hat es grössere Fortschritte<br />

<strong>in</strong> diesem Forschungsbereich gegeben. 6 E<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>samkeit <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Systeme besteht dar<strong>in</strong>, dass die Entwicklung <strong>der</strong> Teilbereiche auf unterschiedliche<br />

Ausgangspunkte zurückgeführt werden kann (vgl. Schnei<strong>der</strong> 1982, Böttcher et al. 1992):<br />

o die Vorläufer <strong>der</strong> Hochschulen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geschichte als Erste entstanden <strong>und</strong> mit<br />

diesen mehr o<strong>der</strong> weniger eng verb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d, Vorbereitungskurse, die den<br />

Ausgangspunkt <strong>der</strong> heutigen akademischen allgeme<strong>in</strong>bildenden Schulen bilden<br />

o die Systeme <strong>der</strong> Elementarbildung, die sich zum Pflichtschulsektor entwickelten<br />

4 Der Begriff “Beschäftigungssystem” ist ebenfalls nicht unproblematisch. Er wird <strong>in</strong> Analogie zum Begriff<br />

“employment” verwendet, als Gesamtheit <strong>der</strong> Organisationen <strong>in</strong> denen (selbständige o<strong>der</strong> unselbständige)<br />

Beschäftigung als ökonomische Aktivität (als Beitrag zum BIP) stattf<strong>in</strong>det; dieser Begriff ist also abgegrenzt zum<br />

Begriff des Arbeitsmarktes, <strong>der</strong> den Aspekt <strong>der</strong> Allokation <strong>in</strong> Beschäftigung bezeichnet, wie auch zum Begriff des<br />

“Berufssystems”, das spezifische Formen <strong>der</strong> Institutionalisierung von Beschäftigung bezeichnet, <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

auch zum Begriff <strong>der</strong> Arbeit, <strong>der</strong> eher die <strong>in</strong>haltliche <strong>und</strong> soziale Seite e<strong>in</strong>er menschlichen Gr<strong>und</strong>tätigkeit bezeichnet.<br />

5 Dies stellt die These <strong>der</strong> gr<strong>und</strong>legenden “Fremdheit” von Arbeiten <strong>und</strong> Lernen <strong>in</strong> Frage, die heute e<strong>in</strong>e Gr<strong>und</strong>these<br />

<strong>in</strong> durchaus prom<strong>in</strong>enten bildungspolitischen Diskursen um die “Unterordnung” <strong>der</strong> Bildung unter die Ökonomie<br />

darstellt (vgl. z. B.. die Kritiken u. a. auch durch den Rat <strong>der</strong> Bildungsm<strong>in</strong>ister am bildungspolitischen Weissbuch <strong>der</strong><br />

Europäischen Kommission; Amtsblatt <strong>der</strong> Europäischen Geme<strong>in</strong>schaften, 6.7.1996, Nr. C 195/2). Die hohe<br />

Publizität dieser These kann eventuell mit e<strong>in</strong>em “Bias” <strong>der</strong> Wahrnehmung durch e<strong>in</strong>e übergeneralisierte<br />

Fordistisch-Tayloristisch geprägte Betrachtungsweise erklärt werden.<br />

6 Wichtige Schritte <strong>in</strong> dieser Richtung waren die Initiativen <strong>der</strong> UNESCO (vgl. Tippelt 1997); “… bisher (hat) noch<br />

niemand e<strong>in</strong>e umfassende Vergleichsstudie zur Entwicklung von Berufsbildung <strong>in</strong> <strong>in</strong>dustriell fortschrittlichen Län<strong>der</strong>n<br />

durchgeführt” (Lauglo 1997, 113).

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