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Steuerung, Vernetzung und Professionalisierung in der ...

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I H S — Lassnigg / <strong>Steuerung</strong>, <strong>Vernetzung</strong> <strong>und</strong> <strong>Professionalisierung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsbildung — 7<br />

1.1.2. Entwicklungsl<strong>in</strong>ien <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ation <strong>und</strong> <strong>Steuerung</strong><br />

Diese Sicht <strong>der</strong> Entwicklung ist von großer Bedeutung für die Fragen <strong>der</strong> Politik,<br />

Regulierung, <strong>und</strong> <strong>Steuerung</strong> <strong>der</strong> Bildungssysteme. In Begriffen von gesellschaftlichen<br />

Teilbereichen kann man im Vergleich zu den an<strong>der</strong>en beiden Teilen des Bildungssystems<br />

e<strong>in</strong>e spezifische Stellung <strong>der</strong> Berufsbildung postulieren: die Berufsbildung war ursprünglich<br />

im Beschäftigungssystem selbst angesiedelt, während die beiden an<strong>der</strong>en Bereiche stärker<br />

an den öffentlichen Sektor, die Hochschulen auch an die Professionen, geb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d.<br />

Daher kann die Lehrl<strong>in</strong>gsausbildung, die oft als “traditionell” o<strong>der</strong> “vormo<strong>der</strong>n” e<strong>in</strong>geschätzt<br />

wird, als paradigmatische Form <strong>der</strong> Berufsbildung gesehen werden. Auch die Schulen <strong>und</strong><br />

Hochschulen für Berufsbildung wurden <strong>in</strong> vielen Län<strong>der</strong>n ursprünglich vom Unternehmenssektor<br />

her gegründet <strong>und</strong> auch verwaltet, während die Elementarbildung e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong><br />

Nationenbildung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Nationalstaaten war. Aus diesem Gr<strong>und</strong><br />

ist das Paradigma <strong>der</strong> öffentlichen, im staatlichen Eigentum bef<strong>in</strong>dlichen Systeme, das die<br />

Elementarbildung dom<strong>in</strong>iert, für die berufliche Bildung wenig brauchbar, <strong>und</strong> auch die<br />

allgeme<strong>in</strong>e Staat-Markt-Dichotomie als vorwiegenden Regulationsmechanismus ist für die<br />

Berufsbildung nicht passend.<br />

Der Großteil <strong>der</strong> bildungspolitischen Diskussion <strong>der</strong> letzten Jahrzehnte hat sich aber auf<br />

diese Alternative bezogen:<br />

o Die erste Periode, zwischen den fünfziger Jahren bis Mitte <strong>der</strong> siebziger Jahre, war<br />

von Entwicklungsversuchen besserer Planungsmechanismen <strong>in</strong> den staatlichen<br />

Bürokratien geprägt. Die organisatorische Bewältigung <strong>der</strong> starken Expansion <strong>in</strong> den<br />

Bildungssystemen basiert auf hohem Vertrauen <strong>in</strong> technokra-tische Planung, <strong>und</strong><br />

das Monitor<strong>in</strong>g <strong>der</strong> wichtigsten quantitativen Parameter <strong>der</strong> Bildungssysteme<br />

(Demografie, Schülerzahlen, Nachfrage nach Bildungsplätzen, Retentions- <strong>und</strong><br />

Abschlussraten, etc.) charakterisieren diese Periode <strong>der</strong> Verstaatlichung <strong>und</strong><br />

Verrechtlichung.<br />

o Nach e<strong>in</strong>er Periode <strong>der</strong> Unsicherheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> zweiten Hälfte <strong>der</strong> siebziger Jahre, die<br />

von vielerlei Kritik am bürokratischen Modell <strong>und</strong> <strong>der</strong> technokratischen Politik<br />

begleitet war, 10 verbreitete sich die Strategie <strong>der</strong> Deregulierung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Etablierung<br />

von Marktmechanismen <strong>in</strong> den Bildungssystemen (“Quasi-Märkte”). In den meisten<br />

Län<strong>der</strong>n wurden auch Schritte <strong>in</strong> diese Richtung gesetzt (Whitty et al. 1998).<br />

Diese allgeme<strong>in</strong>e Bewegung zwischen Staat <strong>und</strong> Markt äusserte sich auch im Bereich <strong>der</strong><br />

Berufsbildung. In <strong>der</strong> Planungsära wurden beispielsweise starke Kritiken am Lehrl<strong>in</strong>gs-<br />

10 Als wichtige Ansätze dieser Kritik s<strong>in</strong>d zu nennen: Action research als Alternative zur Technokratie (Wagner 1990),<br />

<strong>Professionalisierung</strong> als Alternative zur Bürokratie (Deutscher Bildungsrat 1972), Ökologische Strategien als<br />

partizipative E<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong> wichtigsten betroffenen Akteure (Bronfenbrenner 1979).

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