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Steuerung, Vernetzung und Professionalisierung in der ...

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I H S — Lassnigg / <strong>Steuerung</strong>, <strong>Vernetzung</strong> <strong>und</strong> <strong>Professionalisierung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsbildung — 1<br />

Der vorliegende Beitrag untersucht die verschiedenen Profile von Professionals <strong>in</strong><br />

Berufsbildungssystemen (“VET-Professionals”) <strong>in</strong> ihrem Verhältnis zu Mechanismen <strong>der</strong><br />

<strong>Steuerung</strong> <strong>und</strong> Koord<strong>in</strong>ation <strong>in</strong> diesen Systemen. Als theoretischer H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> werden die<br />

Ansätze des “Neuen Institutionalismus” <strong>in</strong> <strong>der</strong> Organisationstheorie über Koord<strong>in</strong>ation<br />

zwischen Akteuren <strong>und</strong> E<strong>in</strong>heiten <strong>in</strong> sozialen Fel<strong>der</strong>n genutzt. Berufsbildung wird als<br />

komplexes Feld gesehen, <strong>in</strong> dem verschiedene Arten von Akteuren auf <strong>in</strong>dividueller Ebene<br />

(SchülerInnen, Eltern, LehrerInnen, ArbeitgeberInnen, etc.) <strong>und</strong> auf organisatorischer Ebene<br />

(Schulen, Bildungsanbieter, Firmen, politische <strong>und</strong> Interessenorganisationen, staatliche<br />

Bürokratien, usw.) sich koord<strong>in</strong>ieren müssen, um sich <strong>in</strong> s<strong>in</strong>nvoller Richtung zu bewegen.<br />

Es gibt e<strong>in</strong>ige Forschung <strong>und</strong> noch mehr politische Versuche, um neue Modelle <strong>und</strong><br />

E<strong>in</strong>sichten über diese Koord<strong>in</strong>ationsvorgänge zu gew<strong>in</strong>nen. Meistens geschieht dies <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Dichotomie zwischen Markt <strong>und</strong> Bürokratie, an<strong>der</strong>e Koord<strong>in</strong>ationsmechanismen werden<br />

weniger ernst genommen. Als alternative Mechanismen <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ation können das<br />

professionelle Modell <strong>der</strong> Hochschulsysteme, o<strong>der</strong> das Netzwerkmodell <strong>der</strong> neuen Formen<br />

von Unternehmensorganisationen, o<strong>der</strong> das korporatistische Modell <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen<br />

Beziehungen angesehen werden.<br />

Neuere europäische Vorschläge aus dem Bereich <strong>der</strong> Berufsbildungspolitik, wie auch<br />

Vorschläge aus an<strong>der</strong>en <strong>in</strong>ternationalen Organisationen (z. B. <strong>der</strong> UNESCO) verwenden die<br />

Netzwerk-Metapher als Weg zur Verbesserung <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsbildung. Durch<br />

die Etablierung von <strong>in</strong>formellen o<strong>der</strong> auch mehr formalisierten Netzwerkbeziehungen<br />

zwischen den verschiedenen Akteuren, so die Hoffnung, können möglicherweise die starren<br />

hierarchischen Beziehungen auf e<strong>in</strong>e flexiblere Art gelockert werden als durch grosse<br />

Systemreformen. Auch die Rolle <strong>der</strong> Sozialpartner, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e durch E<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong><br />

Unternehmerseite, wird <strong>in</strong> dieser Strategie als Element zur Verbesserung <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ation<br />

<strong>und</strong> <strong>Steuerung</strong> hoch bewertet. Dadurch kommt auch <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ationsmechanismus <strong>der</strong><br />

Vere<strong>in</strong>igung (Association) <strong>in</strong> den Blick, <strong>und</strong> es stellt sich die Frage nach <strong>der</strong> Beziehung zum<br />

Netzwerk-Modell.<br />

Diese politischen Vorschläge über neue Formen <strong>der</strong> Organisation jenseits <strong>der</strong> beiden<br />

traditionellen Formen Markt <strong>und</strong> Bürokratie s<strong>in</strong>d jedoch meistens eher <strong>in</strong> praktischen,<br />

“voluntaristischen” Überlegungen begründet als auf e<strong>in</strong>er theoretischen <strong>und</strong> durch<br />

Forschung unterstützten Basis. 1 Es stellt sich die Frage, ob diese Strategien, die aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> verschiedenartigen <strong>und</strong> vielfältigen Strukturen <strong>der</strong> Berufsbildung als hochgradig<br />

idiosynkratisch ersche<strong>in</strong>en mögen, auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en generalisierteren theoretisch begründeten<br />

1 Bis heute s<strong>in</strong>d die Entwicklungstendenzen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Beziehung von Bildung <strong>und</strong> Beschäftigung mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

deutlich umstritten. David Ashton <strong>und</strong> Francis Green haben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er neueren <strong>in</strong>ternationalen Studie über die<br />

Entwicklung von Qualifizierungssystemen <strong>in</strong> <strong>der</strong> globalen Ökonomie sehr deutlich herausgearbeitet, dass “despite<br />

an <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>g effort on the part of empirical researchers, there rema<strong>in</strong> enormous gaps <strong>in</strong> the knowledge of the<br />

magnitude of any l<strong>in</strong>ks between skill formation and economic performance” (Ashton and Green 1996, S. 2).

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